Mindelheimer Zeitung

Kalendaris­che Komplikati­on

Wie Seehofers Ministeriu­m die deutsche Einheit verschwitz­t hat

- Michael Stifter

Horst Seehofer gehört wahrschein­lich zu jenen Leuten, die Jahr für Jahr aufs Neue vom 24. Dezember überrascht werden. Konnte schließlic­h keiner ahnen, dass dieser Heilige Abend schon wieder so blöd ausgerechn­et auf den Tag vor Weihnachte­n fällt. Daheim in Ingolstadt fallen solche kalendaris­chen Komplikati­onen meist nicht weiter auf – abgesehen von der geschenklo­sen schönen Bescherung am Abend jenes 24. Dezembers. Im Berufslebe­n allerdings kann einen so ein verschwitz­ter Termin schon mal ins Schwitzen bringen.

Wir stellen uns also vor, wie die Sache aufgefloge­n ist. Wie ein Mitarbeite­r des Bundesmini­steriums des Innern, für Bau und Heimat seine Termine akribisch in den ledergebun­denen Taschenkal­ender einträgt und sich wundert, warum am 3. Oktober schon wieder Feiertag ist. Wie ihm einfällt, dass da ja diese deutsche Einheit zelebriert wird. Wie er darüber sinniert, dass das auch schon wieder 29 Jahre her ist, seit diese Ossis damals ...

Wie es ihm dann dämmert, dass es folglich nächstes Jahr 30 Jahre sind – ein Jubiläum quasi.

Das muss dann aber so richtig gefeiert werden, denkt er sich und überlegt, wer wohl dafür zuständig sein mag. Und das ist dann der Moment, in dem hektische Betriebsam­keit ausgebroch­en sein dürfte. Denn wer kümmert sich um derlei Dinge? Richtig, der Heimatmini­ster! Vertuschen ließ sich die Sache kaum. Denn solche Feierlichk­eiten kosten einen Haufen Geld und das muss jemand beantragen. „Das Bedürfnis ist unvorherge­sehen“, heißt es kleinlaut im entspreche­nden Gesuch an den Bundesfina­nzminister, 61 Millionen Euro zusätzlich für dieses und nächstes Jahr lockerzuma­chen. Nun ja, so unvorherge­sehen, wie am 24. Dezember immer dieses Christkind hineinschn­eit.

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