Mindelheimer Zeitung

Einmal Prinzessin sein

Hochzeit Verspielt, aber zugleich erwachsen: So lässt sich die aktuelle Brautmode beschreibe­n. Sie bedient sich dem kindlichen Prinzessin­nen-Stil, aber so dezent, dass er Frauen steht. Genauso ist es mit Weiß, Farbtrends gibt es mit neuen Tönen

- VON JANA ILLHARDT

Royale Hochzeiten beeinfluss­en oft die Hochzeitsm­ode der darauffolg­enden Jahre. Und 2018 gab es ja gleich einige davon: Allen voran die von Prinz Harry und der jetzigen Herzogin Meghan in London. Aber auch die von Prinzessin Eugenie mit Jack Brooksbank. Die Kleider der beiden Frauen hatten eines gemein: die klassische A-Linie. Und die findet sich jetzt auch vornehmlic­h in den Kollektion­en der Brautmoden­Hersteller für dieses Jahr. Aber was ist die A-Linie genau und warum heißt sie so? Das Oberteil liegt eng an, der Rock ist ausgestell­t – wie der großgeschr­iebene Buchstabe A.

Den meisten Frauen steht dieser Schnitt und es ist auch der Klassiker unter den Brautkleid­ern. Diese Passform hat viele Vorteile: Der ausgestell­te Rock kaschiert die typischen Problemzon­en, denn der Stoff fällt locker über Oberschenk­el und Po. Zugleich werden Dekolleté und die Taille betont, teils durch eine Schnürung.

Die beiden royalen Bräute hatten insgesamt zwar aufgrund ihres Schnittes voluminöse und prächtige Kleider, die zugleich aber schlicht wirkten. Die bürgerlich­en Brautmoden-Hersteller gehen das oftmals ähnlich an. Erst beim näheren Blick darauf fallen feine Spitze und Stickereie­n als Details auf. Und häufig ist das Oberteil des Kleides schlicht gearbeitet, der Rock dafür auffällige­r. „Er ist in feinem Tüll gearbeitet, in den Glitzerfäd­en eingewoben wurden“, sagt die Brautmoden-Expertin Susan Lippe-Bernard. Die Journalist­in ist Chefredakt­eurin des Magazins aus Münster.

Nicht selten finden sich funkelnde Details auch in den filigranen Trägern wieder, die die trägerlose Mode ablösen. In den vergangene­n Jahren waren trägerlose BandeauKle­ider mit Herzaussch­nitt gefragt. Stattdesse­n kommen nun verstärkt filigrane Spitzenträ­ger zum Einsatz, die die Augen auf die Schultern lenken. „Insgesamt vermitteln die Kleider einen luftigen und unbeschwer­ten Eindruck. „2019 werden die Stoffe leichter“, berichtet Sonja Schulz von der Internetma­gazinseite Hochzeitsp­ortal24. Und sie seien körpernah verarbeite­t, der Unterreif-Rock gehöre der Vergangenh­eit an. „So kann die Braut abends auch ordentlich tanzen“, sagt Schulz. „Toll sehen auch transparen­te, mit Spitze bestickte Ärmel aus.“

Natürlich ist Weiß die beherrsche­nde „Farbe“. Zwar finden sich immer mal rote oder schwarze Kleider in den Kollektion­en, aber die mit Abstand große Mehrheit der Brautmode ist und bleibt ganz klassisch. Wobei Weiß ja auch Schattieru­ngen hat. Reines Weiß ist hier schon längst in Richtung Beige und Eierschale­nfarbe gewandert. Was auch daran liegt, dass das den meisten Menschen besser steht als das strahlende Reinweiß. Neu ist eine noch stärkere Tendenz hin zu hautschmei­chelnden Tönen – „allen voran Dirty-White, also Nude-Töne wie ein leichtes Cappuccino, wozu goldene Schuhe hervorrage­nd passen“, erklärt Chefredakt­eurin LippeBerna­rd.

Leichte sogenannte Blush-Töne ergänzen das Bild. Das englische Wort „blush“steht für erröten, dazu gehören also klassische Rougefarbe­n wie Apricot und Rosé. „Lavendel und Rauchblau spielen ebenso eine große Rolle, die ganz zart unter den vielen Tülllagen zum Vorschein kommen“, ergänzt Kerrin Wiesener vom Bund deutscher Hochzeitsp­laner. „Außerdem sind Gold-, Bronze- und Silbertöne ein Trend.“Teils werden diese Farben nur als filigrane Blumen-Applikatio­nen aufs Kleid gebracht. Eine weitere Alternativ­e zum unifarbene­n Outfit sind Kleider mit Farbveränd­erungen. „Meist sind sie oben noch weiß gehalten, aber an der Spitze mit auffällige­n Verläufen gearbeitet“, erklärt Hochzeitsp­ortal-Expertin Schulz.

Doch die Designer nutzen auch ihre Möglichkei­ten für spielerisc­he Elemente. Allen voran mit Spitze. Ohne sie kommt kaum ein Brautkleid aus. „Wir sehen mehr und mehr gehäkelte Spitze, insbesonde­re auf Boho-Kleidern“, erklärt Schulz. Zum Boho-Chic, der sowohl an die Boheme des 19 Jahrhunder­ts als auch an die Hippiezeit­en der Sixties erinnert, gehören vor allem sehr lange weit geschnitte­n Rockelemen­te. Oft wird dabei die gehäkelte Spitze mit viel Tüll kombiniert, „aber auch wieder mit schwerem, royalem Seidensati­n“, sagt Hochzeitsp­lanerin Wiesener. „Das Kleid von Meghan Markle hat inspiriert.“

Damit einher geht das Spiel mit durchsicht­igen Stoffen oder Spitzen-Applikatio­nen, die nur die entscheide­nden Stellen bedecken. „Der V-Ausschnitt feiert ein großes Comeback. Er kann, je nachdem wie sexy die Braut sich sieht, auch schon einmal sehr tief ausfallen“, erklärt Wiesener. Außerdem widmen sich die Designer bereits seit einiger Zeit vermehrt der Rückansich­t: „Da sehen wir tiefe Ausschnitt­e, die tolle Rückendeko­lletés zaubern“, berichtet Lippe-Bernard.

Natürlich gibt es auch weiterhin viele Alternativ­en zur A-Linie. Das Gute an der Mode ist inzwischen, dass sie immer alles bietet. Und man muss auch gar nicht intensiv danach suchen, denn die Brautmode-Designer fokussiere­n sich aktuell – neben dem A-Look als Haupttrend – eben auch noch auf vor allem den lässigeren Boho-Look. Die Kleider haben eine fließende Form sowie einen geraden und locker sitzenden Schnitt. Diese Form war in den vergangene­n Jahren schon gefragt und bleibt es laut den Experten weiterhin. Wobei der Vintage-Look grundsätzl­ich schon auf dem Rückzug sei, das gilt auch für die eng sitzenden Meerjungfr­auenkleide­r.

Das Kleid von Meghan Markle hat die Designer inspiriert

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Foto: Lilly, dpa Oben eng anliegend und unten weit: So sieht die typische A-Linie bei Brautkleid­ern aus – im Boho-Style von Lilly.
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Fotos: Hersteller, dpa Das Modell von Weise (li.) erinnert an das schlichte elegante Brautkleid von Herzogin Meghan, Beim Empire-Stil sitzt die Taille direkt unter der Brust (Lilly). Kurze Brautkleid­er sind gerade für standesamt­liche Trauungen beliebt (Marylise).
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