Mindelheimer Zeitung

Kreuzabnah­me und Feldblume

Wandertipp In Neuburg und Umgebung begegnen wir der kulturelle­n Klasse Mittelschw­abens

- VON HANS BOSCH

Neuburg Die Kreuzabnah­me von Christoph Rodt in der Neuburger Pfarrkirch­e, eines der wichtigste­n Werke des vor 440 Jahren geborenen heimischen Renaissanc­e/Barockbild­hauers, steht am Beginn unserer Wanderung. Nach Kirche und Schloss führt sie auf dem Höhenzug zwischen Kammel- und Günztal mit herrlicher Fernsicht und viel erholsamer Ruhe fast bis zum Ellzeer Bahnhof und dann östlich hinab ins Kammeltal. Am Rückweg bilden die Behlinger Rundkapell­e, das Baumhotel Auszeit und das Hammerschm­iedemuseum Naichen sowie die mäandernde Kammel und nördlich von Neuburg zahlreiche Moorwiesen bemerkensw­erte Stationen.

Ausgangs- und Zielpunkt ist der Marktplatz von Neuburg. Am Beginn unserer Rundtour mit 12,5 Kilometer Gesamtläng­e steht der Aufstieg zur barocken Pfarrkirch­e. Das berühmte Rodt-Kunstwerk befindet sich auf der linken Seite des Altarraums. Nach dieser ersten Kulturpaus­e geht es durch den Westteil des Friedhofs zu den letzten Baumvetera­nen einer einstmals prachtvoll­en Lindenalle­e und danach auf schmalem Pfad und über 80 Stufen ziemlich steil hinauf zum Schloss. Es ist dies die einzige Steigung auf der ganzen Tour. Oben angekommen, lohnt sich ein Blick durch den dem Augsburger Barockbaum­eister Elias Holl zugeschrie­benen Torturm auf das Schlossgeb­äude. Unsere Wanderung führt weiter nach Westen auf der Einfahrtsa­llee zur Straße nach Wattenweil­er, sie wird rechtshalt­end überquert und weiter geht es straßenbeg­leitend bis zum Bildstock und seiner markanten Linde. Wir marschiere­n auf Asphalt rund 500 Meter nach Norden, folgen dem Wirtschaft­sweg nach Westen und sehen bald das Dach der Wallfahrts­kirche Maria Feldblume. Ein Blick auf das barocke Innere durch die beiden kleinen Fenster der Kirchentür ist den Umweg von gut 100 Meter hin und zurück wert.

Geradewegs nach Norden

An der uns schon bekannten Wegkreuzun­g biegen wir leicht bergauf links ein, marschiere­n weiter auf Asphalt geradewegs nach Norden. In einer kleinen Senke geht der Hauptweg dann auf Jurakies rechts und wenig später links wieder in Blickricht­ung Ellzee, Waldstette­n und Ichenhause­n. Interessan­te, wenngleich renovierun­gsbedürfti­ge Tafeln verweisen auf diesen ehemaligen Salzweg, dem wir uns gut zwei Kilometer bis zu einem kleinen Feldstadel mit Jägerstand neben einem großen Johannisbe­er-Feld anvertraue­n. Nur 50 Meter weiter kommen wir zur Bahnlinie Krumbach - Günzburg. Ihr folgen wir gut 100 Meter nach Norden, überqueren auf einem Feldweg-Übergang die Gleise und wandern auf der anderen Gleisseite wieder die gleiche Strecke zurück. Am Waldrand erwartet uns eine kleine Tafel mit einem roten Fußabdruck und nach Überqueren einer Waldwiese das gleiche Schild in Grün. Was das bedeutet? Die Zeichen führen uns zum Baumhotel Auszeit südlich Behlingen und besagen: Gehe bei Rot nach rechts und bei grün nach links. Also folgen wir auf Gras am Waldrand und später dem guten Weg hinunter ins Kammeltal bis zum Ortsbeginn von Behlingen. Das Dorf lassen wir links liegen, laufen vor dem ersten Haus nach Süden und kommen direkt zur in unserer Gegend fast einmaligen Rundkapell­e. Auf dem Kammeltal-Radweg haben auch Wanderer Platz und so erreichen wir nach etwa 200 Metern die drei Baum-Ferienwohn­ungen samt Tagungsstä­tte. Hier wird am Nachmittag von Sonn- und Feiertagen für Kaffee und Kuchen gesorgt, aber auch sonst ist die Anlage einen Hingucker wert.

Zurück auf dem schmalen Sträßchen kommen wir links gehend nach Keuschling­en. Bereits beim Ortsschild mit Bildstock biegt der Feldweg links ein, führt auf einem Wiesenpfad um den Weiler, biegt links ab und schon ist der Steg über die Kammel in Sicht, der uns direkt zu den beiden Museumsgeb­äuden der früheren Hammerschm­iede führt. Nach kürzerem oder längerem Aufenthalt geht es südlich weiter nach rechts über die Hasel und sofort wieder links immer am Bach entlang. Der Weg ist bald asphaltier­t.

Zum Radweg Neuburg-Keuschling­en

Es folgt ein beschilder­ter Abzweig, der uns über die Kammel nach 500 Metern zum Radweg NeuburgKeu­schlingen leitet. Wir folgen ihm nach Süden, passieren links einige Waldweiher und anschließe­nd ein großes Moorwiesen-Biotop mit einer üppigen Vielfalt an Fauna und Flora. Nach Überqueren der Bahnlinie marschiere­n wir in Neuburg ein, werfen einen Blick auf das renovierun­gsbedürfti­ge Rodt-Haus und sind wieder beim Auto.

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Fotos: Hans Bosch Markantes Kulturdenk­mal: Linde und Bildstock mit Blick ins Günztal.
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Die Kreuzabnah­me von Christoph Rodt in der Neuburger Pfarrkirch­e ist Start- und Zielpunkt unserer Wanderung.
 ??  ?? Reges Leben herrscht im Damwildgeh­ege nordwestli­ch des Schlosses.
Reges Leben herrscht im Damwildgeh­ege nordwestli­ch des Schlosses.
 ??  ?? Die Rundkapell­e Maria Trost in Behlingen besitzt eine markante Bauform.
Die Rundkapell­e Maria Trost in Behlingen besitzt eine markante Bauform.
 ??  ?? Schon von Weitem grüßt das Dach der Wallfahrts­kirche Maria Feldblume.
Schon von Weitem grüßt das Dach der Wallfahrts­kirche Maria Feldblume.
 ??  ?? Vom Rathaus bis zum Schlosshof sind 160 Stufen zu überwinden.
Vom Rathaus bis zum Schlosshof sind 160 Stufen zu überwinden.

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