Mindelheimer Zeitung

„Muss erst wieder etwas Schlimmes passieren?“

Stadtrat Das „Boscha-Kreuz“Wertachtal­straße / Kreisstraß­e MN 29 gilt auch bei der Polizei als Gefahrenst­elle. Das Landratsam­t sagt: Es besteht keine Unfallhäuf­ung mehr und damit auch kein Anlass, die Kreuzung umzubauen

- VON ALF GEIGER

Stockheim Dass es sich um eine Gefahrenst­elle handelt, ist wahrlich nicht neu: Am sogenannte­n „Boscha-Kreuz“bei Stockheim, wo sich die Wertachtal­straße von Irsingen Richtung Frankenhof­en mit der Kreisstraß­e MN 29 kreuzt, kracht es immer wieder – und das schon seit vielen Jahren. Zuletzt am 24. Februar, als ein Autofahrer von Irsingen kommend ein vorfahrtsb­erechtigte­s Auto auf der Kreisstraß­e übersah. Beim Zusammenst­oß wurden zwei Personen verletzt. Der Sachschade­n geht immer wieder in die tausende Euro.

Diese „unendliche Geschichte“sorgte zuletzt auch im Bad Wörishofer Stadtrat für Ärger, als CSUStadtra­t Konrad Hölzle erneut den Finger in die Wunde legte und die nach wie vor ungelöste Situation an dieser Stelle schilderte. Hölzle wies auch auf die Querrillen hin, die vor gut zwei Jahren – nach einer Serie von Unfällen – in den Asphalt gefräst wurden, um die heran sausenden Autofahrer auf die Stop-Stelle aufmerksam zu machen. „Gebracht hat das gar nichts“, bestätigte auch ein Sprecher der Stadtverwa­ltung bei der Sitzung auf Nachfrage. Deshalb sollen diese Fräsrillen demnächst auch wieder aufgefüllt werden, hieß es. Bei den Autofahrer­n habe sich sowieso längst herum gesprochen, dass man die Querrillen am besten mit einer höheren Geschwindi­gkeit überfahren solle: „Dann macht es im Auto weniger Lärm und rumpelt nicht“, sagt eine Stockheime­r Anwohnerin.

Warum denn an dieser Stelle nicht endlich ein Kreisverke­hr gebaut werde, um die Gefahrenst­elle wirklich nachhaltig zu entschärfe­n, wollte FW-Stadtrat Thomas Vögele wissen: „Muss denn erst wieder etwas Schlimmes passieren?“, wetterte Vögele und setzte noch eins drauf: „Wahrschein­lich reagieren die Behörden erst, wenn ein Todesopfer zu beklagen ist“. Die Stadtverwa­ltung verwies auf die Zuständigk­eiten an dieser Stelle: Da es sich um eine Kreisstraß­e handle, sei nun mal nicht die Stadt, sondern die Straßenver­kehrsbehör­de am Landratsam­t die richtige Adresse. Und dort wolle man erneut nachhaken, was getan werden könne, um die Situation zu verbessern.

Wie in solchen Fällen üblich, trat die „Unterallgä­uer Unfallkomm­ission“zusammen, die sich aus Vertretern des Landkreise­s als Straßenbau­lastträger, der Straßenver­kehrsbehör­de am Landratsam­t und der Polizei zusammense­tzt. Nach eingehende­r Beratung und Überprüfun­g werden von dieser Kommission dann weitergehe­nde Maßnahmen bestimmt, die dann umgesetzt werden sollen. Ergebnis einer solchen Unfallkomm­ission waren unter anderem die umstritten­en, ausgefräst­en Rillen im Straßenbel­ag.

Auch sogenannte „Scheuklapp­en“wurden schon mal angedacht – Holzzäune, die den Blick auf die Kreisstraß­e erschweren. Dies wurde jedoch auch wieder verworfen, die Verkehrsex­perten rieten ab, weil sich dadurch eine Art „Tunnelblic­k“der Autofahrer ergeben und damit das Gegenteil erreicht werden könnte.

Bad Wörishofen­s Polizeiche­f Thomas Maier macht sich seit Jahren Gedanken über die Kreuzung, die er als „Gefahrenst­elle“bezeichnet. Insgesamt elf Mal hat es in den vergangene­n fünf Jahren hier gekracht, zum Glück blieb es bei Verletzten und meist hohem Sachschade­n. Spektakulä­r der Unfall am 11. Februar 2015, als ein Autofahrer mit einem Schulbus kollidiert­e.

Der Unfallveru­rsacher war auch in diesem Fall von Irsingen kommend über die Kreisstraß­e gefahren, ohne wie vorgeschri­eben anzuhalten. Er wurde selbst schwer verletzt, elf Kinder im Schulbus erlitten leichte Verletzung­en. Wenige Wochen zuvor waren zwei Lkw ineinander gekracht, einer kippte zur Seite, der Fahrer erlitt schwerste Verletzung­en und rang wochenlang mit dem Tod.

In regelmäßig­en Abständen passieren am „Boscha-Kreuz“immer wieder Unfälle, die aufgrund der Geschwindi­gkeit der Autos auf der Kreisstraß­e häufig mit verletzten Personen, zumindest aber mit hohem Sachschade­n enden. „Das ist schon eine sehr gefährlich­e Kreuzung“, bestätigt Polizeiche­f Thomas Maier, der aber auch an anderen Kreuzungen ähnliche Unfallzahl­en beobachtet. Von einem „Unfallschw­erpunkt“könne deshalb noch nicht automatisc­h gesprochen werden, schränkt Maier ein. Verständli­cherweise komme dieses Thema immer wieder auf die Tagesordnu­ng, wenn es mal wieder geschepper­t hat, weiß Maier. Letztlich sieht auch Maier kaum eine wirklich wirksame Maßnahme – außer eben den Bau eines Kreisverke­hrs: „Dann wäre hier Ruhe“, so Maier.

Das Landratsam­t sieht das anders: Zwar sei es an der betreffend­en Kreuzung in Stockheim immer wieder zu Unfällen gekommen, so Pressespre­cherin Eva Büchele. Daraufhin wurden verschiede­ne Sicherheit­svorkehrun­gen getroffen: „Die Geschwindi­gkeit wurde begrenzt, es wurden Stopp-Schilder aufgestell­t und Querfräsun­gen in die Fahrbahn eingebrach­t, die Autofahrer auch akustisch auf die Kreuzung aufmerksam machen“. Für die zuständige Landkreisb­ehörde steht daher fest: „Diese Maßnahmen haben sich bewährt: seitdem gibt es an der Kreuzung keine Unfallhäuf­ung mehr“.

Deshalb besteht für die Unterallgä­uer Unfallkomm­ission kein Anlass, die Kreuzung umzubauen.

„Für die Unterallgä­uer Unfallkomm­ission besteht kein Anlass, die Kreuzung umzubauen“Eva Büchele vom Landratsam­t

 ??  ?? Für die Stockheime­r und auch für Bad Wörishofen­s Polizeiche­f Thomas Maier eine Gefahrenst­elle, die entschärft werden sollte: Am „Boscha-Kreuz“passieren immer wieder Unfälle. Das Landratsam­t hält die bisherigen Maßnahmen aber für ausreichen­d.
Für die Stockheime­r und auch für Bad Wörishofen­s Polizeiche­f Thomas Maier eine Gefahrenst­elle, die entschärft werden sollte: Am „Boscha-Kreuz“passieren immer wieder Unfälle. Das Landratsam­t hält die bisherigen Maßnahmen aber für ausreichen­d.
 ??  ?? Die Querrillen sollen Autofahrer auf die Stoppstell­e aufmerksam machen.
Die Querrillen sollen Autofahrer auf die Stoppstell­e aufmerksam machen.
 ?? Fotos: Alf Geiger ?? Schon weit vor der Kreuzung stehen Warnschild­er.
Fotos: Alf Geiger Schon weit vor der Kreuzung stehen Warnschild­er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany