Die USA sollten sich zurückhalten
Wird aus dem Machtkampf in Venezuela ein Bürgerkrieg? Diese Gefahr ist weiter gewachsen. Die Opposition scheint ihr Ziel verfehlt zu haben, nennenswerte Teile des Militärs auf ihre Seite zu ziehen. Ihr Chef Juan Guaidó wollte die Entscheidung erzwingen, hat aber die Machtverhältnisse offensichtlich falsch eingeschätzt. Die Führung der Streitkräfte scheint Präsident Nicolás Maduro die Treue zu halten. Kein Wunder, denn die rund 2000 (!) Generäle leben gut in dem bitterarmen Land. Sie dienen einer illegitimen Regierung, die nach der Wahlniederlage 2017 das Parlament entmachtet hat, Wahlen manipuliert, die Verfassung mit Füßen tritt und eine Herrschaft der Korruption installiert hat.
Es ist richtig, dass die westlichen Staaten das Maduro-Regime diplomatisch unter Druck setzen. Alles, was darüber hinausgeht, ist jedoch Harakiri-Politik. Die USA haben erneut eine militärische Intervention nicht ausgeschlossen. Das ist unverantwortlich und hilft eher Maduro, denn die Weltmacht ist bei vielen Menschen in Lateinamerika nach wie vor verhasst. So werden die letzten Chancen auf einen friedlichen Machtwechsel in Caracas verspielt.