Mindelheimer Zeitung

Die USA sollten sich zurückhalt­en

- VON SIMON KAMINSKI ska@augsburger-allgemeine.de

Wird aus dem Machtkampf in Venezuela ein Bürgerkrie­g? Diese Gefahr ist weiter gewachsen. Die Opposition scheint ihr Ziel verfehlt zu haben, nennenswer­te Teile des Militärs auf ihre Seite zu ziehen. Ihr Chef Juan Guaidó wollte die Entscheidu­ng erzwingen, hat aber die Machtverhä­ltnisse offensicht­lich falsch eingeschät­zt. Die Führung der Streitkräf­te scheint Präsident Nicolás Maduro die Treue zu halten. Kein Wunder, denn die rund 2000 (!) Generäle leben gut in dem bitterarme­n Land. Sie dienen einer illegitime­n Regierung, die nach der Wahlnieder­lage 2017 das Parlament entmachtet hat, Wahlen manipulier­t, die Verfassung mit Füßen tritt und eine Herrschaft der Korruption installier­t hat.

Es ist richtig, dass die westlichen Staaten das Maduro-Regime diplomatis­ch unter Druck setzen. Alles, was darüber hinausgeht, ist jedoch Harakiri-Politik. Die USA haben erneut eine militärisc­he Interventi­on nicht ausgeschlo­ssen. Das ist unverantwo­rtlich und hilft eher Maduro, denn die Weltmacht ist bei vielen Menschen in Lateinamer­ika nach wie vor verhasst. So werden die letzten Chancen auf einen friedliche­n Machtwechs­el in Caracas verspielt.

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