Die Onkels beim DFB und Mariposa
Eigentlich sollte es hier mal nicht um Mariposa gehen. Muss es aber. Zum Verständnis: Diesen Namen trug das Kaffeeservice, das die deutsche Frauen-Nationalmannschaft 1989 nach ihrem ersten EM-Sieg von der Führungszentrale des Deutschen Fußball-Bundes erhalten hatten – wohlgemerkt anstatt einer Prämie. Die 41-teilige Produktlinie von Villeroy & Boch besticht zwar mit formvollendeten blauen, gelben und roten Blümchen auf den Tassen, ist aber bis heute Sinnbild eines wenig feinfühligen Funktionärswesens. Wie als Porzellan gewordenes Mahnmal ist das Service bis heute im DFB-Museum in Frankfurt zu sehen.
Ist natürlich heute alles total anders beim DFB. Frauenfußball ist längst etabliert, anerkannt und gleichberechtigt. Oder? Wenn es nach Allmuth Schult geht: mitnichten. Natürlich würde heute niemand mehr auf die Idee kommen, statt einer Prämie eine Kaffeetasse oder einen Staubsauger auszugeben. Die 28-jährige Torhüterin des VfL Wolfsburg und der deutschen Nationalmannschaft hat in einem Interview aber die geringe Unterstützung und Wertschätzung des Frauenfußballs durch die DFBZentrale bemängelt. In den vergangenen Jahren habe es nicht nur weniger Geld aus dem allgemeinen DFB-Topf gegeben, auch die Aufmerksamkeit der Verbandsgranden habe deutlich nachgelassen. Sie
vermisse, „dass sich mal DFBMitarbeiter außerhalb unseres festen Betreuerstabs bei uns blicken lassen, um uns kennenzulernen“.
Nach allem, was man zuletzt von der DFB-Führungsriege gehört hat, muss aber auch die Frage erlaubt sein: Wäre ein Besuch der Onkels aus der DFB-Zentrale denn so erstrebenswert aus Sicht der Frauen? Schult dürfte mit Interesse gelesen haben, dass vor kurzem bekannt geworden ist, dass vor einem Jahr eine DFB-Gruppe um den damaligen Sportdirektor Hansi Flick rund 600 Euro für zwei Flaschen Champagner und Wodka in einem Münchner Edel-Restaurant hat springen lassen. Schult selbst wiederum beliefert bei Heimspielen ihr Team mit Milch und Eiern vom eigenen Landwirtschaftsbetrieb aus Niedersachsen.
Sollen diese zwei Welten wirklich aufeinandertreffen?