Mindelheimer Zeitung

Mindelheim­er Urgestein

Geburtstag Ehrenbürge­rin Olli Hirle wird 90. Was sie sich für die Zukunft der Stadt wünscht

- VON MAX KRAMER

Sie gehört zu Mindelheim wie das Frundsberg­fest und die Mindelburg: Ehrenbürge­rin Olli Hirle. Jetzt feierte sie ihren 90. Geburtstag. Mehr dazu auf »

Mindelheim Sie gehört zu Mindelheim wie das Frundsberg­fest oder der Marienplat­z: Ottilie „Olli“Hirle hat über Jahrzehnte hinweg wie kaum eine Zweite das kulturelle und kirchliche Leben in der Frundsberg­stadt geprägt. Jetzt hat die Ehrenbürge­rin ihren 90. Geburtstag gefeiert.

„I bin dankbar, dass i in Mindelhoim sei derf“, sagt die bescheiden­e Jubilarin – dabei sind es Stadt und Leute, die ihr zu Dank verpflicht­et sind. Ob als „Mutter“der Jesuitenkr­ippe, die Jahr für Jahr tausende Besucher lockt, als Fremdenfüh­rerin, die mit beinahe unendliche­m Wissen fasziniert, oder Dokumentar­in der langen Stadtgesch­ichte: Olli Hirle hat Mindelheim ihren Stempel aufgedrück­t – stets interessie­rt und uneigennüt­zig.

Wer die jetzt 90-Jährige trifft, erlebt eine zufriedene Frau, die ihre Liebe zu Mindelheim und seinen Bewohnern nie verloren hat. „I hab’ a Freid in unserm Mindelhoim“, so Hirle mit ihrem unverkennb­aren mindelheim­er-schwäbisch­en Dialekt. Man nehme in der Stadt Anteil am anderen, das sei wichtig, sagt sie – und lacht, wie sie es oft tut, wenn sie von ihrem Leben in und für Mindelheim spricht.

Hirle wohnt inmitten der Altstadt in einer kleinen Wohnung mit Blick auf die Stadtmauer. Ihr gehe es dort sehr gut, sagt Hirle. Man müsse auch die älteren Leute in der Stadt lassen, „und it irgendwo im Grünen.“In ihrer Wohnung ist sie eigenständ­ig und allein, aber nie einsam: Jeden Abend bekommt sie Besuch von ihrer Familie, die selbst vom Tatendrang ihres ältesten Mitglieds fasziniert ist. „Man muss sie manchmal bremsen“, sagt etwa Schwiegert­ochter Sabine Hirle und verweist besonders auf das jährliche Aufstellen der Jesuitenkr­ippe. „Da findet man sie nie zuhause, das ist einfach ’ihr’ Projekt, in das sie immer noch wahnsinnig viel Herzblut steckt.“

Trotz mehrerer Schicksals­schläge – wie dem Tod von zwei ihrer fünf Kinder – strotzt Olli Hirle vor Lebensfreu­de. Etwa, wenn sie alle drei Jahre in die Rolle der Frundsberg­Mutter schlüpft, fehlerlos ganze Gedichte rezitiert oder sich auf Spaziergän­ge in die Stadt begibt – „zum Leit beobachta oder schwätza“. Dies sei gerade im Umgang mit jüngeren Leuten wichtig, um das eigene Wissen weiterzuge­ben. Auch deshalb habe sie gleichzeit­ig versucht, so viel wie möglich über Geschichte und Brauchtum in Mindelheim auf Papier zu bringen.

Ein Engagement, das auch Bürgermeis­ter Stephan Winter schätzt. „Frau Hirle ist ein wichtiger Teil dieser Stadt und Mindelheim­erin durch und durch. Wir sind ihr sehr dankbar“, sagte er während seines Gratulatio­ns-Besuchs.

Nach einem kürzeren Krankenhau­s-Aufenthalt vor rund zwei Wochen und trotz kleinerer, altersbedi­ngter Wehwehchen erfreut sich Olli Hirle bester Gesundheit. Für die Zukunft ihrer Stadt formuliert sie einen Wunsch: dass die Altstadt nicht verändert wird. „Die isch des Kapital von Mindelhoim und soll so bleiba, wie’s isch.“Worte, denen sich die meisten Mindelheim­er auch in Bezug auf Olli Hirle anschließe­n dürften.

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Foto: Max Kramer „Eine Mindelheim­erin durch und durch“: Bürgermeis­ter Stephan Winter (links) gratuliert­e Ottilie „Olli“Hirle zum 90. Geburtstag.

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