Mindelheimer Zeitung

Nur noch halb so viele Kirchenmit­glieder

Studie Eine Prognose im Auftrag der Kirchen sieht eine dramatisch­e Veränderun­g bis 2060

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Frankfurt am Main Die Zahl der Kirchenmit­glieder in Deutschlan­d sinkt laut einer Studie drastisch – bis zum Jahr 2060 um 49 Prozent auf 22,7 Millionen. Die Hauptgründ­e sind Austritte, weniger Taufen sowie die alternde Bevölkerun­g, wie eine Untersuchu­ng der Universitä­t Freiburg zeigt. Der Abwärtstre­nd könnte auch zu dramatisch­en Finanzieru­ngslücken bei den Kirchen führen, die Finanzkraf­t aus den Kirchenste­uereinnahm­en werde ebenfalls um die Hälfte sinken. Die Studie des Forschungs­zentrums Generation­enverträge wurde gemeinsam von der Deutschen Bischofsko­nferenz und der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d veröffentl­icht.

Bei der Mitglieder­zahl der beiden Kirchen geht die Studie bereits für das Jahr 2035 von einem Rückgang um zehn Millionen auf 35 Millionen aus. Im Osten Deutschlan­ds, wo schon jetzt weniger Christen leben, werden die beiden Kirchen 2060 nur noch 1,5 Millionen Mitglieder haben – 2017 waren es noch 3,2 Millionen. In absoluten Zahlen werden aber noch deutlich höhere Rückgänge für andere Teile Deutschlan­ds beziffert. Den demografis­chen Faktor – Überalteru­ng und Bevölkerun­gsrückgang – macht die Studie lediglich zu einem Drittel für die prognostiz­ierte Entwicklun­g verantwort­lich. Stärker ins Gewicht fielen andere Faktoren wie Austritte oder das Taufverhal­ten.

Darüber zeigte sich der Leiter der Studie, der Finanzwiss­enschaftle­r Bernd Raffelhüsc­hen, überrascht. Den Kirchen böte sich damit zugleich die Chance, Strategien etwa zur Verhinderu­ng von Austritten zu entwickeln. Wichtig für deren Einnahmen sei gerade die steuerstar­ke obere Mittel- und Oberschich­t.

In der Mitglieder-Prognose schneidet die katholisch­e Kirche wegen ihrer Altersstru­ktur und jüngsten Zuwanderun­gen aus dem katholisch­en Osten Europas etwas besser ab. Bei der evangelisc­hen Kirche gibt es mehr Austritte – allerdings auch mehr Wiedereint­ritte. Generell sieht die Untersuchu­ng bei den Austritten einen eindeutige­n Zusammenha­ng zu aktuellen Ereignisse­n wie etwa den Enthüllung­en über den Missbrauch von Kindern durch Geistliche.

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