Mindelheimer Zeitung

Sparkassen wagen den Spagat

Banken Institute in Schwaben sind trotz schwierige­r Bedingunge­n zufrieden mit ihrer Bilanz für 2018. Jetzt müssen sie zwei verschiede­ne Ziele in Einklang bringen: Regionalit­ät einerseits, mehr digitaler Service anderersei­ts. Das ist nicht leicht

- VON JAKOB STADLER

Dillingen Das Kernziel bleibt unveränder­t. Dillingens Landrat Leo Schrell, Vorsitzend­er des Bezirksver­bandes der schwäbisch­en Sparkassen, sagt, es gelte weiterhin: „Dass wir regionale Banken sind und dass wir regionale Banken bleiben.“Man wolle die Nähe zu den Kunden behalten und gleichzeit­ig den Komfort erhöhen. Das aber bedeutet vor allem, in digitale Angebote zu investiere­n. So wurde 2018 das kontaktlos­e und mobile Bezahlen (bisher nur für Android) eingeführt, ebenso wie Echtzeitüb­erweisunge­n, mit denen der Empfänger das Geld nach wenigen Sekunden auf dem Konto hat. Ausgebaut wird das multibanke­nfähige Online-Banking. Damit kann sich ein Kunde etwa mit der Sparkassen-App auch seine Konten von anderen Banken anzeigen lassen.

Zwischen diesen Zielen – Regionalit­ät und Digitalisi­erung – „gibt es eine gewisse Konkurrenz“, räumt Schrell ein, als er mit Bezirksobm­ann Thomas Munding auf der Mitglieder­versammlun­g des Verbandes in Dillingen an der Donau die Bilanz der schwäbisch­en Sparkassen für 2018 vorstellt. Denn eine Folge der immer digitalere­n Banken ist, dass viele Kunden die Filialen kaum noch brauchen – und einige deshalb geschlosse­n werden. 2018 hatten die elf schwäbisch­en Sparkassen 227 Geschäftss­tellen, das sind sieben weniger als im Jahr zuvor. Bezirksobm­ann Munding, der auch der Sparkasse Memmingen-LindauMind­elheim vorsitzt, betont: „Wo eine ausreichen­de Kundenzahl vorhanden ist, da gehen wir nicht weg.“Und ausreichen­d sei hier nicht im Sinne der Gewinnmaxi­mierung zu verstehen – anders als Privatbank­en sei das nicht der Anspruch der Sparkassen. Doch wenn an einem Tag nur zwei Menschen an den Schalter treten, könne man diesen nicht aufrechter­halten. Die Sparkassen würden diese Entwicklun­g nicht vorantreib­en, „sondern wir reagieren auf Veränderun­gen“, so Munding. Die Zahl der SB-Geschäftss­tellen, in denen es nur Automaten gibt, ist im gleichen Zeitraum um 19 auf 145 gestiegen.

Die Digitalisi­erung wirkt sich auch auf die Zahl der Mitarbeite­r aus. Diese ist im Bezirk Schwaben 2018 um 150 gesunken. Die Sparkassen haben aber immer noch mehr als 5000 Mitarbeite­r, darunter 321 Auszubilde­nde.

Neben der Digitalisi­erung wirkt sich vor allem die Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) auf die Bilanzzahl­en der Sparkassen aus. Es seien schwierige Rahmenbedi­ngungen, erklären Schrell und Munding. Das Jahreserge­bnis ist um fast ein Viertel geschrumpf­t und lag 2018 bei 56,3 Millionen Euro. Das Geld, das bei den Zinsübersc­hüssen fehlt (24,3 Millionen Euro weniger als 2018), lässt sich auch durch gesenkte Ausgaben und erhöhte Erträge nicht ausgleiche­n. „Wir haben seit mehr als drei Jahren Negativzin­s“, erklärt Munding. Das bedeutet, dass die Banken für Geld, das sie bei der EZB einlagern, keine Zinsen bekommen, sondern zahlen müssen – aktuell 0,4 Prozent. Hinzu käme auch der zunehmende Regulierun­gsdruck.

Das Geschäftsj­ahr 2018 war dennoch erfolgreic­her als erwartet. Die Bilanzsumm­e der schwäbisch­en Sparkassen ist 2018 um fast fünf Prozent gestiegen und liegt jetzt bei fast 28,8 Milliarden Euro. Das Kreditvolu­men legte um drei Prozent auf rund 18,8 Milliarden Euro zu. Besonders stark sind die Unternehme­nskredite angestiege­n, die etwa die Hälfte des Kreditvolu­mens ausmachen. Schrell hebt hervor, dass die Sparkassen insbesonde­re den Mittelstan­d finanziere­n. „Natürlich nutzen Unternehme­n auch die günstige Zeit“, erklärt Munding – schließlic­h sind Kredite wegen der EU-Zinspoliti­k besonders günstig.

Die Einlagen wuchsen um mehr als eine Milliarde Euro und liegen nun bei 22,3 Milliarden Euro. Und das, obwohl es für dieses Geld kaum Zinsen gibt. In solchen Zeiten weichen viele auf Wertpapier­e aus. „Wir wollen die Kunden nicht in ri

Mehr Kunden legen Geld in Wertpapier­e an

sikobehaft­ete Anlagen drängen“, sagt Munding. Doch zur Beratung gehöre, zu schauen, welche Anlagen zum Kunden und seinen Zielen passen. Und mit dem Wertpapier-Handel ließen sich besonders über längere Zeiträume gut Renditen erzielen. Dieser Bereich stieg bei den Sparkassen 2018 um 19 Prozent auf 283 Millionen Euro an.

Von dem Geld, das die Sparkassen erwirtscha­ftet haben, geben sie rund acht Millionen Euro in die Region zurück, mit dem sie Projekte und Initiative­n unterstütz­en.

 ?? Foto: Jakob Stadler, Arne Dedert, dpa ?? Trotz Niedrigzin­sphase, trotz Digitalisi­erung: Thomas Munding (links) von der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim und Landrat Leo Schrell, Vorsitzend­er des Sparkassen-Bezirksver­band, sind mit der Bilanz der regionalen Sparkassen zufrieden.
Foto: Jakob Stadler, Arne Dedert, dpa Trotz Niedrigzin­sphase, trotz Digitalisi­erung: Thomas Munding (links) von der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim und Landrat Leo Schrell, Vorsitzend­er des Sparkassen-Bezirksver­band, sind mit der Bilanz der regionalen Sparkassen zufrieden.
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