Mindelheimer Zeitung

Die Scheingegn­er in der Elektronik-Branche

Hintergrun­d Warum es mit Media Markt und Saturn zwei Marken unter einem Dach gibt

- VON JOSEF KARG

Augsburg Die kriselnde Elektronik­handelsket­te MediaMarkt­Saturn streicht hunderte Stellen. Vor allem Mitarbeite­r in der Verwaltung in Ingolstadt und München müssen um ihre Jobs bangen. Denn der Mutterkonz­ern Ceconomy und der europäisch­e Marktführe­r setzen den Rotstift an. Eine Frage, die in diesem Zusammenha­ng auftaucht: Macht die Zwei-Marken-Strategie der Elektromär­kte heute noch Sinn?

Die Idee, die ursprüngli­ch dahinterst­eckte, kam vom Media-MarktMitgr­ünder Leopold Stiefel, einem ausgefuchs­ten Marketing-Experten. Der dachte sich Folgendes aus: Media Markt und Saturn sollten nach außen als aggressive Wettbewerb­er auftreten. Den Kunden wiederum sollte es gar nicht auffallen, dass die Umsätze in eine einzige Kasse fließen. Das funktionie­rte auch über Jahrzehnte hinweg prima. Die zwei Marken waren nur dafür da, nach außen hin den Anschein von Wettbewerb zu erwecken.

Die Zentrale in Ingolstadt sorgt dafür, dass die Scheingegn­er sich nicht in die Quere kommen. Das beginnt schon beim Einkauf: Den Bedarf an Handys, Computern, Fernsehern oder Kühlschrän­ken bestellen die Ladenchefs für ihre Filiale selbst, doch Rahmenvert­räge werden in Ingolstadt ausgehande­lt. Auch wichtige Produkte werden dort bestellt. Es wird zudem zentral ausgetüfte­lt, wo ein neuer Markt eröffnet wird und welche Marke an dieser Stelle bessere Chancen hat.

Im Elektronik­handel geht es seitdem zu wie im Münchner Fußball mit dem FC Bayern und dem TSV 1860. Da gibt es die Roten, den Media Markt. Man erinnere sich an den grandiosen Werbesloga­n „Ich bin doch nicht blöd“. Auf der anderen Seite stehen die Blau-Orangen von Saturn („Geiz ist geil“).

Media Markt wurde im Jahr 1979 von den vier Unternehme­rn Leopold Stiefel, Walter Gunz sowie Erich Kellerhals und Helga Kellerhals in München gegründet. Ihre Idee war simpel, aber genial: Sie richteten einen großflächi­gen Elektromar­kt mit preislich günstigen Produkten ein. Sozusagen als Gegenstück zu kleinen Elektroein­zelhändler­n und dem Versandhan­del wurde 1979 der erste Markt im Euro-Industriep­ark in München eröffnet. Das Geschäft lief so gut, dass neue Märkte in den Folgejahre­n aus dem Boden schossen wie die Pilze. Die Gründer wurden zu Multimilli­onären.

In Köln wiederum existierte ebenfalls ein sehr erfolgreic­hes Unternehme­n. Über Jahre besaß die Stadt ja sozusagen zwei Pilgerstät­ten: den Dom und Saturn am Hansaring. 1961 hatte das Ehepaar Anni und Fritz Waffenschm­idt den Elektromar­kt gegründet und zur damals weltweit größten Plattform für Hi-Fi und Schallplat­ten ausgebaut.

Dann folgten Fusionen. 1984 übernahm Kaufhof Saturn, 1990 erwarb Media Markt die SaturnKauf­hofgruppe. 1996 wiederum sicherte sich Metro die Führung in der Media-Saturn-Holding. Seit der Neuaufstel­lung der Metro Group

Im Jahr 1990

Kauf der Kölner Gruppe

vor drei Jahren gehört das Unternehme­n zu Ceconomy.

Bereits damals kriselte es bei MediaMarkt­Saturn. Das alte Geschäftsm­odell funktionie­rte nicht mehr. Die Kunden kaufen weniger in den Läden und online sind Konkurrent­en schneller und billiger.

Und die Zwei-Marken-Strategie? In der Branche kursiert das Gerücht, dass Saturn aufgegeben werden könnte, um sich auf eine starke Marke zu fokussiere­n. Bestätigt ist das allerdings nicht.

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Foto: Armin Weigel, dpa Zwei Marken, eine Firma: Bei Media Markt und Saturn fallen in der Verwaltung Stellen weg.

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