Mindelheimer Zeitung

Er hatte Glück im Unglück

Casillas’ Herzinfark­t: Das sagt ein Sportarzt

- (sal, ne)

Porto Iker Casillas hält im Krankenhau­sbett seinen Daumen hoch und lächelt. Schon wenige Stunden nach einem Herzinfark­t während des Trainings und der anschließe­nden Operation zeigt sich der 37 Jahre alte Spanier wieder zuversicht­lich. Der Torwart hatte Glück im Unglück, dass während des Trainings die Klubärzte sofort zur Stelle waren. Doch wie häufig ist ein Herzinfark­t bei Leistungss­portlern? Darüber gibt Dr. Andreas Weniger Auskunft. Er betreibt eine Praxis für Allgemein- und Sportmediz­in in Diedorf (Landkreis Augsburg).

Herr Weniger, wie häufig sind Herzinfark­te bei Menschen unter 40 Jahren? Andreas Weniger: Es ist selten, aber nicht ausgeschlo­ssen. Je jünger man ist, desto geringer ist die Wahrschein­lichkeit, einen Herzinfark­t zu erleiden. Sogar Patienten unter 30 können einen Herzinfark­t erleiden.

Was sind Risikofakt­oren für einen Herzinfark­t?

Weniger: Zu den Risikofakt­oren gehören Rauchen, Bluthochdr­uck, Bewegungsm­angel, Übergewich­t und falsche Ernährung. Je mehr Punkte zusammenko­mmen, desto höher ist das Risiko. Aauch die familiäre Vorbelastu­ng spielt eine große Rolle.

Wie kann es sein, dass ein Sportler wie Iker Casillas, der sich viel bewegt und oftmals einem besonderen Ernährungs­plan folgt, einen Herzinfark­t erleidet? Weniger: Natürlich wissen wir nichts über die Lebensführ­ung von Iker Casillas. Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass er kein Raucher war und sich gut ernährt hat, bleibt immer ein Restrisiko. Außerdem wissen wir nicht, ob bereits HerzKreisl­auf-Erkrankung­en bestanden oder ob er familiär vorbelaste­t war.

Sind Leistungss­portler besonders gefährdet für Herzerkran­kungen? Weniger: Generell ist Bewegung immer gut. Leistungss­port ist kein Risikofakt­or per se. Das hängt immer vom Einzelfall ab und davon, wie gut derjenige unter ärztlicher Kontrolle steht.

Ist es möglich, nach einem Herzinfark­t in den Profi-Sport zurückzuke­hren? Weniger: Wenn man bereits einen Herzinfark­t erlitten hat und die Veranlagun­g besteht, würde ich davon abraten, wieder in den Profi-Sport zu gehen. Man möchte ja einen erneuten Infarkt vermeiden. Es kommt auch darauf an, wie viel Herzmuskel­gewebe zerstört wurde. Das ist immer eine Einzelfall­entscheidu­ng.

Wie kann man vorbeugen?

Weniger: Indem man die Risikofakt­oren wie Rauchen minimiert und den Blutdruck vom Arzt kontrollie­ren lässt. Außerdem dient regelmäßig­es Ausdauertr­aining: zum Beispiel Walken, Joggen, Radfahren. Dabei kommt es nicht auf die Intensität an. Und letztlich spielt auch die richtige Ernährung eine Rolle: wenig tierische Fette und rotes Fleisch, aber dafür Fisch, Gemüse, Salate und Vollkornpr­odukte.

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Iker Casillas
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Andreas Weniger

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