Selbst der Pokal hat einen Kater
Wer sich noch an alles erinnern kann, war nicht richtig dabei – unter diesem Motto stand offenbar die Meister-Party der Adler Mannheim. Am vergangenen Freitag hatte das Team den deutsche Eishockey-Titel geholt und war anschließenden in einen mehrtägigen Eskalationsmodus verfallen.
Eine Vorstellung, in welchem Zustand sich die Adler nach dem Titelgewinn befanden, vermittelt ein TV-Interview von Stürmer David Wolf vier Tage nach dem Finale. Mit einer großen Sonnenbrille im Gesicht und einer Stimme, die kaum mehr als ein Krächzen ist, betont der 29-Jährige, dass man „ordentlich zelebrieren“haben müsse und fügt an: „Das sind zwei, drei, vier, fünf Tage, wo du einfach nichts mehr mitkriegst.“
Den Beleg für die zwei, drei, vier, fünf Tage oder eben noch länger andauernde Ausnahmesituation veröffentlichten die Adler dann selbst: ein Foto des lädierten DELPokals. Die Trophäe hat einen ausgewachsenen Kater davon getragen: Beide Henkel und das DELLogo sind abgerissen, der Sockel ist schief und mit Tape geflickt. Der Kommentar der Adler: „Ja, wir haben es ordentlich krachen lassen.“
Der zerstückelte Pokal lässt Erinnerungen an den DFB-Pokal im Fußball wach werden. Den hatten 2002 die siegreichen Schalkern demoliert – genauer gesagt deren damaliger Manager Rudi Assauer, der das gute Stück vom Bus aus auf die Straße fallen gelassen hatte. Die Reparatur kostete satte 34 000 Euro und dauerte fünf Monate.
Etwas billiger kommen nun die Mannheimer davon. Zum einen, weil der Pokal nur eine Replik des Originals ist und laut DEL einen relativ überschaubaren Gegenwert von etwa 2500 Euro hat. Vorsorglich darf der Eishockey-Meister sowieso nur mit einer Nachbildung feiern. Zum anderen hat sich schon jemand gefunden, der den Pokal gerade generalüberholt: Wie die Adler auf Anfrage unserer Redaktion sagten, hat sich ein Fan des guten Stücks angenommen. Der ist im Hauptberuf Schweißer und soll den Cup bis Montag wieder fit machen. Sozusagen folgt nun der Kater auf die Feier. Aber warum sollte es einem Pokal anders gehen.