Europa in 24 Stunden
Doku zeigt Alltag junger Menschen
Dass ein Sender 24 Stunden lang nichts anderes zeigt als eine Dokumentation, ist immer noch außergewöhnlich. Neu ist es allerdings nicht mehr. An Pfingsten 2017 etwa strahlte das öffentlich-rechtliche BR Fernsehen „24h Bayern – Ein Tag Heimat“aus. Das Experiment glückte, der BR sprach von „sensationellen“Quoten – 5,3 Millionen Zuschauer hatte die Echtzeit-Doku über den Alltag von Menschen im Freistaat bundesweit. An diesem Samstag wird nun „24h Europe – The Next Generation“ausgestrahlt, auf ARD-alpha von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr am Sonntag. Wieder geht es um den Alltag – diesmal von Menschen zwischen 18 und 30. Wieder geht es auch um das Thema Heimat, und wieder ist Volker Heise – preisgekrönter Erfinder des „24h“-Formats – mitverantwortlich für das Projekt. Es zeigt 24 Stunden im Leben 60 junger Europäer aus 26 Ländern.
Um Vollständigkeit geht es hierbei nicht. Heise spricht vom „Mut zur Lücke“und erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir wollten Europa aus der Perspektive der jungen Leute erzählen. Weil uns bewusst geworden ist, dass die Alten über Europa bestimmen. Die Zukunft Europas liegt aber bei den Jungen, und die sind in der Minderheit.“Ausgewählt wurden diese jungen Menschen, die im geografischen Europa leben wie der 22-jährige Flüchtling Bilal in Odelzhausen im Kreis Dachau, nach einem Kriterium: Inwiefern stehen sie für gegenwärtige Megatrends? Zum Beispiel den der Migration.
„Wir haben auch eine junge serbische Ärztin aus Belgrad gefilmt, die dort keinen Job findet. Sie geht schweren Herzens nach Bayern, nach Schwandorf. Und an dem Tag, an dem sie Belgrad verlässt, haben wir sie begleitet“, erläutert Heise die Herangehensweise des Großprojekts mehrerer europäischer Sendeanstalten. Gedreht wurde im Juni 2018 mit 45 Teams. Das Prinzip: Was um 6 Uhr geschieht, wird auch um 6 Uhr ausgestrahlt. Heise findet, dass man mit der Ausdehnung des Formats auf Europa nicht an eine Grenze stoße. Er sei gespannt darauf, wie nun die Zuschauer darauf reagieren: Machen sie die filmischen Sprünge zwischen Paris und Magnitogorsk mit?, fragt er sich. Und hofft, dass die Zuschauer erleben, wie kompliziert Europa sei. „Es gibt unheimlich viele Kulturen auf doch sehr engem Raum. Damit sie friedlich koexistieren können, bedarf es großer Anstrengungen.“Wenn in der Ukraine ein Schuss falle, höre man den auch in Deutschland, sagt Volker Heise.
ⓘ
TV-Tipp Neben ARD-alpha senden Arte und das rbb Fernsehen die Doku komplett – nur mit einer kurzen Unterbrechung für Nachrichten. Das BR Fernsehen zeigt sie am Samstag von 6 bis 13.30 Uhr und von 23.30 Uhr bis sonntags um 6 Uhr. Die Einschaltquoten stünden nicht im Vordergrund, erklärt der BR auf Anfrage. Vor wegweisenden Europawahlen stelle der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit „24h Europe“seinen Dienst an der Öffentlichkeit unter Beweis.