Mindelheimer Zeitung

Spahn will Bußgelder für Impf-Verweigere­r

Gesundheit­sminister erhöht den Druck, damit Eltern ihre Kinder und sich selbst schützen

- VON STEFAN LANGE UND STEFAN STAHL (mit epd)

Am Wochenende sind Details des von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn angestoßen­en Impfgesetz­es bekannt geworden. Demnach will der CDU-Politiker alle Kinder, die eine Kita oder Schule besuchen, gegen Masern impfen lassen. Der Minister sagte in einem Interview mit der Bild am Sonntag zum geplanten Gesetz: „Wer dort neu aufgenomme­n wird, muss das nachweisen. Wer dort schon jetzt betreut wird, muss den Nachweis bis zum 31. Juli nächsten Jahres nachreiche­n.“Alle Eltern sollten sicher sein können, dass ihre Kinder nicht von anderen angesteckt und gefährdet werden. Spahn sprach sich dafür aus, dass auch Erzieher und Lehrer geimpft sein müssten. Wörtlich sagte er: „Ich will die Masern ausrotten.“Um sein Ziel durchzuset­zen, sollen gegen Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen, Bußgelder von bis zu 2500 Euro verhängt werden. Spahns Pläne stoßen auf Zustimmung seitens des Koalitions­partners SPD. „Das ist eine sehr gute Grundlage für eine gemeinsame Diskussion“, sagte SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach unserer Redaktion. Lauterbach findet es richtig, dass der Bundesgesu­ndheitsmin­ister auch Erwachsene, also Lehrer und Erzieher, in die Impfpflich­t einbezieht. Und der SPD-Mann zeigte sich einverstan­den damit, dass Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen, bestraft werden: „Ohne Bußgelder wird es nicht gehen.“Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml reagierte auf Nachfrage unserer Redaktion distanzier­ter als Lauterbach auf den Vorstoß Spahns. Die CSU-Politikeri­n begrüßte demnach, dass der Bundesgesu­ndheitsmin­ister „seine Pläne für eine Masern-Impfpflich­t konkretisi­ert hat“. Huml beharrte aber auf ihrer Meinung: „Überzeugun­g statt Zwang ist nach meiner Ansicht der bessere Weg.“Sie werde aber mit Spahn über seine Vorschläge offen reden. „Unser gemeinsame­s Ziel ist, mehr Eltern zum Impfen ihrer Kinder zu bewegen.“Huml sieht eine Impfpflich­t „nur als letzte Möglichkei­t“an. Ein solch einschneid­ender Schritt dürfe lediglich in Erwägung gezogen werden, wenn andere Maßnahmen nicht den gewünschte­n Erfolg erbringen würden. Die CSU-Politikeri­n warnte: „Wir stellen insbesonde­re bei jungen Erwachsene­n große Impflücken in der bayerische­n Bevölkerun­g fest.“Hintergrun­d: Im Freistaat stieg bei den Masernmeld­ungen in den vergangene­n Jahren der Anteil an erkrankten Jugendlich­en und Erwachsene­n. So waren bei rund der Hälfte der gemeldeten Fälle die Betroffene­n 15 bis 45 Jahre alt. Huml empfiehlt allen nach 1970 geborenen Erwachsene­n, ihren Impfauswei­s zu überprüfen. Denn nur wer in der Kindheit zweimal oder im Erwachsene­nalter einmal gegen Masern geimpft worden sei, besitze einen vollständi­gen Schutz. In Bayern ist es immerhin gelungen, die Zahl der zweimal gegen Masern geimpften Kinder deutlich zu steigern. So haben 92,3 Prozent zwei Masernimpf­ungen erhalten. Doch damit ist die nach Ansicht von Experten notwendige Impfquote von mindestens 95 Prozent, um Masern wirklich erfolgreic­h flächendec­kend zu bekämpfen, nicht erreicht. Nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts sind bundesweit 93 Prozent der Kinder gegen Masern durchgeimp­ft. Das Institut registrier­te im vergangene­n Jahr 543 Masernerkr­ankungen, in diesem Jahr waren es bislang bereits mehr als 300. Der Präsident der Bundesärzt­ekammer, Frank Ulrich Montgomery, begrüßte Spahns Plan als „wichtigen Schritt zur richtigen Zeit“.

Große Impflücken bei jungen Erwachsene­n

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