Für Sicherheit am Himmel
Im Auftrag der Bundeswehr bildet ein Unternehmen in Bad Wörishofens Nachbarstadt das militärische Flugsicherungspersonal für ganz Deutschland aus. Jetzt entsteht ein Schulungszentrum für 24 Millionen Euro
Das militärische Flugsicherheitspersonal für ganz Deutschland wird im Allgäu ausgebildet. Wie diese Ausbildung in Kaufbeuren aussieht, steht auf
Im Schnitt legt der weltweite Flugverkehr Jahr für Jahr um fünf Prozent zu. Immer mehr Maschinen sind am Himmel unterwegs. Umso wichtiger wird eine gute Flugverkehrskontrolle – sowohl für die zivile als auch für die militärische Luftfahrt. Die Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS) mit Hauptsitz in Langen bei Frankfurt ist seit 1992 im Auftrag des Bundes für die Flugverkehrskontrolle in Deutschland zuständig. Sie bildet die zivilen Fluglotsen aus. 2016 gründete das bundeseigene Unternehmen eine Tochterfirma in Kaufbeuren – die Kaufbeuren ATM Training (KAT). Mit inzwischen etwa 80 Mitarbeitern, darunter 15 Soldaten, unterrichtet sie seit Januar 2017 das militärische Flugsicherungspersonal für die gesamte Bundeswehr. Noch geschieht dies unmittelbar am Fliegerhorst Kaufbeuren, wo die Bundeswehr selbst jahrzehntelang ihr Personal schulte. Doch im Jahr 2016 entschied sich das Verteidigungsministerium für eine Privatisierung, und zwar am Standort Kaufbeuren. Ein Erfolg der heimischen Politik. Denn eigentlich hätte die Luftwaffenschule nach Nordrhein-Westfalen verlegt werden sollen. Um Arbeitsplätze in Kaufbeuren zu retten, kämpfte die Stadtspitze zusammen mit den Abgeordneten und der bayerischen Staatsregierung um die Privatisierung. Mittlerweile baut die DFS für 24 Millionen Euro gegenüber des Fliegerhorstes einen eigenen Campus. Im Herbst soll er eingeweiht werden. In einem futuristisch anmutenden Gebäudekomplex mit Aluminiumfassade entstehen Schulungsräume, Büros und Mensa. Daneben befinden sich zwei Unterkunftsgebäude mit Einzelzimmern für bis zu 80 Lehrgangsteilnehmer, die aus ganz Deutschland nach Kaufbeuren kommen. Technisches Herzstück des Neubaus wird der Tower-Simulator, den die DFS bereits anschaffte, der noch im Fliegerhorst steht und als einer der modernsten Europas gilt. Dort können etwa Starts und Landungen an Großflughäfen wie Frankfurt bei Tag und bei Nacht, bei Wind und Wetter simuliert werden. Die Lotsen in spe geben an leistungsstarken Eingabe-Terminals ihre Anweisungen. Pseudo- oder Simulationspiloten steuern an anderen mit der Computermaus die Kampfjets, Transportflugzeuge oder Hubschrauber exakt nach diesen Vorgaben. Deren Befehle werden unmittelbar auf die Projektion übertragen, wo der virtuelle Flugverkehr im besten Fall reibungslos vonstatten geht. Drei weitere Übungsräume dienen der Ausbildung in Flugberatung, etwa zu Wetter, Treibstoffkalkulation und Flugplan. Der Vertrag zwischen Bundeswehr und DFS wurde für 20 Jahre abgeschlossen. Das Auftragsvolumen umfasst 160 Millionen Euro. Die KAT könnte also viel länger als die Luftwaffe selbst in Kaufbeuren Bestand haben. Denn die Zukunft des Fliegerhorstes ist nach wie vor ungewiss. Die Bundeswehr bilRechnern det in Kaufbeuren ihre Techniker an den Kampfjets Tornado und Eurofighter aus. Erneut wird über eine Privatisierung diskutiert. Diesmal geht es um die Eurofighter-Schulungen. Doch anders als bei den Fluglotsen gibt es dafür keine Standortgarantie für Kaufbeuren. Dennoch hoffen die heimischen Politiker, Kaufbeuren mit der Ansiedlung der DFS und dem noch hier stationierten Technischen Ausbildungszentrum der Bundeswehr zu einem Kompetenzzentrum für Luft- und Raumfahrttechnik weiter entwickeln zu können.