Mindelheimer Zeitung

Was Stadler am Telefon erzählte

Ex-Audi-Chef soll von „Pinkelbrüd­ern“gesprochen haben

- VON STEFAN STAHL

Was macht ein Mann, wenn er von allen Seiten bedrängt wird. Er sucht den Rat seiner Ehefrau. Nicht selten ruft er aber die für ihn wichtigste Frau, seine Mutter, an. Da hält es Rupert Stadler nicht anders. Als er als damaliger AudiChef in der Diesel-Affäre immer mehr unter Druck geriet, telefonier­te der Oberbayer mit seiner Mutter. Dabei ließ er seinen Gefühlen freien Lauf. Denn wem könnte ein Sohn mehr vertrauen als seiner Mutter? Stadler sprach von „zwei Deppen“, die ihm das alles eingebrock­t hätten. Diese sollten ihre gerechte Strafe bekommen. Was der Manager nicht wusste: Er wurde abgehört. Die Protokolle des Lauschangr­iffs der Behörden liegen nun der Bild am Sonntag vor. Leider geht aus ihnen nicht hervor, ob Stadlers Mutter ihm ins Gewissen geredet hat. Mütter nehmen ja kein Blatt vor den Mund. Dafür ergeben sich aus den Aufzeichnu­ngen andere interessan­te Dinge: So gehört nicht nur das Wort „Deppen“zum Sprachscha­tz Stadlers, sondern er verwendet auch den Begriff „Pinkelbrüd­er“. Als solche bezeichnet der Manager zwei damalige Audi-Manager, die ihn schwer belastet, also angepinkel­t haben. Dergleiche­n Kraftausdr­ücke verkniff sich Stadler sonst bei offizielle­n Auftritten. Zum Verhängnis wurde dem Ex-Audi-Chef aber ein Telefonat mit einem Porsche-Manager. In dem Gespräch hat er nach den Abhörproto­kollen angedeutet, durchaus was gegen einen Audi-Mitarbeite­r unternehme­n zu können, der auch Porsche in der Abgas-Affäre belastet. Das war – um in der Stadler-Sprache zu bleiben – saudumm, führte es doch mit dazu, dass er vorübergeh­end wegen Verdunklun­gsgefahr in U-Haft musste. Mega-saudumm war es, dass Stadler überhaupt telefonier­t hat. Er muss sich seiner Sache wohl viel zu sicher gewesen sein.

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Foto: U. Wagner

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