Mindelheimer Zeitung

Deutscher mit Harem?

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger-allgemeine.de

Schon die Vorstellun­g ist absurd. Ein Mann, der nach muslimisch­em Recht mit drei oder vier Frauen gleichzeit­ig verheirate­t ist, möchte Deutscher werden – und seinen Harem trotzdem behalten.

So selten solche Fälle sind, so exemplaris­ch sind sie auch. Integratio­n ist eine Bringschul­d. Wer hier auf Dauer leben und irgendwann vielleicht sogar eingebürge­rt werden will, muss sich zu seiner neuen Heimat bekennen, indem er ihre Regeln und ihren Wertekanon akzeptiert. Eine freie, emanzipier­te Gesellscha­ft verbietet die VielfachEh­e aus guten Gründen – und deshalb ist es nur konsequent, Männern mit einem derart archaische­n Lebensmode­ll die deutsche Staatsbürg­erschaft zu verwehren. Der besondere Schutz, unter den das Grundgeset­z die Ehe stellt, gilt sicher nicht für die Scharia-Ehe.

Umso befremdlic­her ist es, dass das von der SPD geführte Justizmini­sterium das geplante Einbürgeru­ngsverbot wieder aus dem neuen Staatsbürg­erschaftsr­echt herausgest­richen hat. Angeblich waren es nur formale Gründe. Das Signal allerdings, das von dieser Entscheidu­ng ausgeht, könnte fataler nicht sein: Die Multi-Ehen werden in Deutschlan­d nach wie vor toleriert.

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