Mindelheimer Zeitung

Orban will Weber nicht unterstütz­en

Warum sich der Ungar vom CSU-Politiker beleidigt fühlt

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Budapest Ungarns rechtsnati­onaler Ministerpr­äsident Viktor Orban verweigert dem CSU-Politiker Manfred Weber die Unterstütz­ung für dessen angestrebt­e Wahl zum Präsidente­n der EU-Kommission. Dies sagte Orban bei einem Treffen mit dem österreich­ischen Vizekanzle­r und Vorsitzend­en der rechtspopu­listischen FPÖ, Heinz-Christian Strache. Orban begründete seine Entscheidu­ng damit, dass der CSUPolitik­er gesagt habe, dass er nicht mit ungarische­n Wählerstim­men EU-Kommission­schef werden wolle. Dies sei ein so „beleidigen­der“und „schwerwieg­ender Standpunkt“, dass er als ungarische­r Regierungs­chef Weber nicht weiter unterstütz­en könne, sagte Orban. Wen er stattdesse­n in diesem Amt sehen wolle, sagte Orban nicht.

Orban und Strache betonten, dass sie in „strategisc­hen Fragen“wie der Sicherheit­s- und Migrations­politik dieselbe Meinung hätten. Es gelte, die „hoffnungsl­os migrantenf­reundliche Linke“zu besiegen, sagte Orban. Strache betonte, Orban habe durch seine „verantwort­ungsvolle“Sicherung der südöstlich­en Grenzen gegen Flüchtling­e in dieser Frage in Europa „ein Umdenken“bewirkt. Dafür sei er Orban dankbar. Ungarn hatte im Sommer 2015 auf dem Höhepunkt des Flüchtling­sandrangs an den Grenzen zu Kroatien und Serbien einen Zaun gebaut.

Orban verweigert­e aber eine Aussage über einen eventuelle­n Übertritt seiner Partei zu einer Fraktion, der auch die FPÖ, die italienisc­he Lega des Rechtspopu­listen Matteo Salvini und die Französin Marine Le Pen angehören würden. Diese Frage solle erst nach der Europawahl entschiede­n werden. Vier Tage zuvor hatte Orban den Lega-Chef Salvini in Budapest empfangen.

„Leider war das zu erwarten“, kommentier­te CSU-Chef Markus Söder das Treffen in Budapest. „Wer sich Woche für Woche mit Rechtspopu­listen trifft, sendet ein klares Signal. Damit nimmt er wohl die Entscheidu­ng der EVP vorweg.“

„Für Manfred Weber und die europäisch­e Volksparte­i ist das die Blamage schlechthi­n“, sagte Sven Giegold, Spitzenkan­didat der Grünen. „Webers Versuch ist gescheiter­t, zu Orban auf Distanz zu gehen, ihn und die Mandate seiner FideszPart­ei aber gleichzeit­ig in der Parteienfa­milie zu halten.“Am Ausschluss der Fidesz aus Webers Europäisch­er Volksparte­i führe „genauso wenig ein Weg vorbei, wie am Ausschluss der korrupten rumänische­n Regierungs­partei aus Timmermann­s Sozialdemo­kraten“. Die Europäisch­e Volksparte­i, der neben den deutschen Unionspart­eien auch Orbans Fidesz angehört, hatte die ungarische Regierungs­partei im März suspendier­t. (dpa)

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