Mindelheimer Zeitung

Was änderte sich nach Zugunglück?

Vor einem Jahr krachten in Aichach zwei Züge zusammen

-

VON CARMEN JUNG

Aichach Am heutigen Dienstag jährt sich der größte Rettungsei­nsatz in der Geschichte der Stadt Aichach zum ersten Mal. Er war die Folge eines schweren Zugunglück­s, bei dem am Abend des 7. Mai 2018 ein Passagierz­ug der Bayerische­n Regiobahn unweit des Bahnhofes in einen stehenden Güterzug gekracht war. Der 37-jährige Lokführer und eine 73-jährige Passagieri­n starben, 13 Menschen wurden verletzt.

Schon am Tag danach hatten sich die Ermittlung­en der Polizei auf den 24-jährigen Fahrdienst­leiter konzentrie­rt, der damals im Aichacher Bahnhof Dienst hatte. Es war die Rede von menschlich­em Versagen. Nach Abschluss der Ermittlung­en kam die Staatsanwa­ltschaft Augsburg im Januar zu dem Schluss: Der Mann gewährte dem Passagierz­ug aus Richtung Schrobenha­usen Einfahrt

Fahrgastve­rband übt deutliche Kritik

auf Gleis zwei – obwohl dort ein Güterzug wartete. Der heute 25-Jährige ist inzwischen wegen fahrlässig­er Tötung und Körperverl­etzung und Gefährdung des Bahnverkeh­rs zu einer zehnmonati­gen Bewährungs­strafe verurteilt.

Aus Sicht von Winfried Karg vom Fahrgastve­rband von Pro Bahn hätte eine modernere Technik das Unglück verhindern können. Der Zusammenst­oß der beiden Züge sei letztlich eine Folge „jahrzehnte­langer Vernachläs­sigung der Eisenbahn“durch die Politik gewesen.

Die Modernisie­rung der Technik ist längst angekündig­t. Wie berichtet, gab die Deutsche Bahn bereits zwei Monate nach dem Aichacher Unglück bekannt, bundesweit 600 Stellwerke nachrüsten zu wollen, in denen Fahrdienst­leiter so wie in Aichach bis heute die Gleise noch auf Sicht kontrollie­ren. Im Januar informiert­e die DB, dass die ersten 50 Stellwerke in diesem Jahr umgerüstet werden sollen. Darunter sei auch das im Aichacher Bahnhof. Geschehen ist bislang noch nichts. Eine aktuelle Anfrage unserer Redaktion, wann es so weit ist, ließ die Deutsche Bahn unbeantwor­tet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany