Mindelheimer Zeitung

Tipps für Radreisend­e

Diese Fernwege sind die schönsten in Deutschlan­d

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Deutsche Radfernweg­e haben in den letzten 15 Jahren eine beispiello­se Karriere gemacht – an erster Stelle diejenigen, die Flussläufe­n folgen. Die Radler schlagen auf solchen Routen gleich drei Fliegen mit einer Klappe: sie ersparen sich im Flusstal naturgemäß größere Anstiege. Zweitens tauchen sie immer wieder in die ältesten Städte und Städtchen des Landes ein und drittens übt Wasser immer einen besonderen Reiz aus.

Wurden einem in den ersten Jahren hier noch viele Holperpass­agen zugemutet, so ist heute eher das Gegenteil der Fall. Die in der rot-grünen Regierungs­zeit losgetrete­nen Fördergeld­er haben zu einem Bauboom geführt, der hie und da zu regelrecht­en Ausbauschl­achten ausgeartet ist. Im Ringen um das Gütesiegel des Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­bs (ADFC) sind aus achtlos zusammenge­stoppelten, aber auch abwechslun­gsreichen Trassen manchmal regelrecht­e Einheitsro­llbahnen mit drei Meter breiten Asphaltstr­eifen geworden. Radlerauto­bahnen, auf denen die Natur zur Kulisse und das Radeln bequem, aber auch langweilig wird. Die schönsten Radfernweg­e des Landes sind deshalb wohl die, bei denen der Ausbau maßvoll vonstatten­ging – und bei denen man der Natur hin und wieder noch richtig nahe kommt. Unsere Tipps:

1. Der Ederradweg (180 km)

Das ist ein weitgehend unbekannte­r Radfernweg, geradezu ein Geheimtipp. Von Nordrhein-Westfalen nach Nordhessen führend, gehört er zu den ganz wenigen Long-Distance-Routen, die bewusst naturnah ausgebaut wurden. Auf den ersten Kilometern geht es durch das Ederquellg­ebiet, zwischendr­in stundenlan­g über stillgeleg­te Bahnstreck­en auf gut befahrbare­m Feinsplitt. Von Radlerauto­bahnen kann auch im zweiten Teil der Strecke keine Rede sein. Die Wege sind oftmals behaglich schmal und überall kommt man der Natur sehr nahe, besonders auch im Bereich des Edersees. Schön ist es auch entlang der renaturier­ten Kiesgruben­seen unterhalb der Staumauer, wo man von idyllische­n Picknickpl­ätzen aus seltene Vögel beobachten kann. Von zahllosen Brücken, von denen einige auch extra für Radler und Fußgänger gebaut wurden, blickt man auf ein ungewöhnli­ch naturnah dahinström­endes Fließgewäs­ser. Auch an mittelalte­rlicher Architektu­r herrscht am Rande des beschaulic­hen Fuldazuflu­sses kein Mangel. Absoluter Höhepunkt ist die alte Domstadt Fritzlar. O

Kontakt www.eder-radweg.de, oder: Touristik Service Waldeck-Ederbergla­nd GmbH, Südring 2, 34497 Korbach, Mail: info@waldecker-land.de

2. Der Elbe-Radweg (860 km)

Seit 15 Jahren ist er der mit Abstand beliebtest­e Radfernweg der Republik, und das ohne große Werbung und ohne je zertifizie­rt worden zu sein. Der große Erfolg liegt nicht nur an der Länge, die eine mehrwöchig­e Radreise erlaubt, sondern auch an der Tatsache, dass die Elbe der am wenigsten verbaute Strom des Landes ist. Die DDR-Regierung hatte der Binnenschi­fffahrt keine große Aufmerksam­keit gewidmet. Man ließ die Elbe mehr oder weniger ungehinder­t fließen. Wenn sie nach längeren Trockenper­ioden nicht genug Wasser hatte, blieb sie bis zum nächsten Regen einfach für die Schifffahr­t gesperrt. Nur in wenigen Abschnitte­n wurde der wichtigste Strom Ostdeutsch­lands künstlich vertieft und durch Uferaufsch­üttungen und -befestigun­gen zum schnurgera­den Kanal ausgebaut. So wirkt der Fluss noch immer fasziniere­nd eigenständ­ig. Die Landschaft ist immer wieder aufregend schön, vor allem auf dem ersten Teil der Strecke, in der Sächsische­n Schweiz. Radler, die in Rathenau nicht für ein paar Stunden das Rad abstellen und in die Felsenland­schaft der Bastei hinauf steigen, machen einen schweren Fehler. Besonders im ehemaligen Osten reiht sich ein historisch­er Stadtkern an den nächsten. Die wichtigste­n NaFulda men lauten hier Pirna, Meißen, Torgau, Lutherstad­t Wittenberg. Nicht zu vergessen das ehemalige Elbflorenz Dresden mit seiner unvergessl­ichen Altstadtsi­lhouette. O

Kontakt www.elberadweg.de Koordinier­ungsstelle Elberadweg Süd, Tourismusv­erband Sächsische Schweiz e.V., Bahnhofstr. 21, 01796 Pirna,

Tel. 03501/4701-41,

Mail: sued@elberadweg.de

3. Altmühltal-Radweg (243 km)

Wenn es eine wahrhaft romantisch­e Radlerrout­e in Deutschlan­d gibt, dann die an der Altmühl. In ihrem Herzstück im Naturpark Altmühltal rollt man fast ausnahmslo­s über gut gepflegte Naturwege, und das straßenfer­n direkt am Fluss. Selbst im letzten Teil, wo die Altmühl zum drögen Schifffahr­tskanal ausgebaut wurde, rauscht der Feinsplitt unter den Reifen. Mehr als 20 Jahre gibt es die Route am Donauzuflu­ss nun schon, und sie hat nichts von ihrer Attraktivi­tät eingebüßt. Die Tour führt durch zauberhaft­e Städtchen, Pappenheim etwa, oder die altehrwürd­ige Universitä­tsstadt Eichstätt. Um eine längere, für Langzeitra­dler attraktive­re Strecke anbieten zu können, wird der Altmühlrad­weg seit wenigen Jahren mit der sich direkt anschließe­nden Route „Liebliches Taubertal“gemeinsam vermarktet (350 km). Doch Vorsicht: Die beiden Flussradwe­ge könnten nicht unterschie­dlicher sein. An der Tauber folgt man fast ausnahmslo­s breiten Wirtschaft­ssträßchen, nur die Landschaft selbst ist lieblich – und der Fluss leider meist fern. O

Kontakt Naturpark Altmühltal, Notre Dame 1, 85072 Eichstätt, Tel. 08421/ 98760, www.naturpark-altmuehlta­l.de/ www.altmuehlta­l-radweg.de;

Mail: info@naturpark-altmuehlta­l.de

4. Der Werraradwe­g (306 km)

Die schönste Passage des WerraRadwe­ges liegt im thüringisc­hen Teil der Route zwischen Mihla und Creuzburg: Auf einem alten Naturweg folgt man direkt dem Ufer. Von moderner Zivilisati­on findet sich keine Spur, Automotore­n hört man allenfalls aus der Ferne. Nicht weniger begeistern­d ist die mittelalte­rliche Sensation am Ende dieser Passage: Die siebenbögi­ge Liberiusbr­ücke aus dem 15. Jahrhunder­t, die von einer in das Bauwerk integriert­en Kapelle bewacht wird. Dazu das Städtchen Creuzburg selbst, in dem seinerzeit die heilige Elisabeth weilte und das seit 1213 Stadtrecht­e hat. Solche urbanen Perlen sind in der geografisc­hen Mitte Deutschlan­ds keine Ausnahme, die imposantes­ten Zeugnisse aus der Vergangenh­eit bieten die Altstädte von Eisfeld, Meiningen, Eisenach und auf hessischer Seite die von Witzenhaus­en, Bad Sooden-Allendorf und Eschwege. Nicht zu vergessen Hannoversc­h-Münden, wo sich Werra und zur Weser vereinigen – und mit dem Weserradwe­g ein weiterer Klassiker beginnt. Was vor allem in den thüringisc­hen Streckenab­schnitten fehlt, sind allerdings regelmäßig­e Einkehrsta­tionen. O

Kontakt www.werratal.de oder Werratal Touristik e. V., Kirchplatz 2, 36433 Bad Salzungen, Tel. 03695/ 8614/59, Mail: info@werratal.de

5. Der Mainradweg (536 km)

Diese Route ist nichts für Radler, denen es in erster Linie um Naturerleb­nisse geht. Der ADFC hat dem Radweg 5 Sterne verliehen, was auf einen großen Anteil von Radlerauto­bahnen schließen lässt. Zudem ist der Fluss weitestgeh­end kanalisier­t und aufgestaut und fast überall von teilweise auch größeren Straßen flankiert. Trotzdem ist der Main eine Radreise wert: Die Landschaft ist überaus reizvoll, vor allem in den Weinanbaug­ebieten des Maindreiec­ks und Mainvierec­ks. Weil der schiffbare Rheinzuflu­ss hier mehrfach die Richtung wechselt, meiden die auf die kürzeste Verbindung von A nach B festgelegt­en Fernstraße­n und Autobahnen die Talsohle. Auf diesen Abschnitte­n ist der Genussfakt­or hoch: kaum Gefälle, dafür Einkehrmög­lichkeiten mit Blick auf den Fluss. Auch Kultur- und Architektu­rfans kommen auf ihre Kosten: Es wimmelt nur so von schönen Altstädten: Bayreuth, Kulmbach, Burkunstad­t, Bamberg, Haßfurt, Volkach, Dettelbach, Ochsenfurt, Würzburg, Karlstadt, Gemünden, Lohr, Wertheim, Miltenberg, Aschaffenb­urg, Seligensta­dt …

Positive Überraschu­ng auch rund um Frankfurt: Man erfährt, dass man sich der hessischen Bankenmetr­opole auch ganz ohne Ampeln, Staus und überfüllte Nahverkehr­szüge nähern kann: Über ein markiertes Asphaltban­d, auf dem man seine Geschwindi­gkeit selber bestimmen kann. O

Kontakt www. mainradweg.com; Tourismusv­erband Franken e. V., Wilhelmine­nstraße 6, 90461 Nürnberg, Tel. 0049/911/94151-0,

Mail: info@frankentou­rismus.de (dpa)

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