Gratis die Welt entdecken?
Perspektiven für die Jugend: Kostenlose Interrail-Pässe, Reisezuschüsse und Stipendien von Vereinen, Stiftungen und der EU
VON SIBYLLE VON KAMPTZ
Wer die Welt entdecken möchte braucht eine Portion Mut und Eigeninitiative – und das nötige Urlaubsgeld. Ein paar hundert Euro Zuschuss sind da immer willkommen. Bei diesen sechs Organisationen können sich Jugendliche um ein Stipendium bewerben:
Die Europäische Union (EU) plant ein Geburtstagsgeschenk für alle Jugendlichen, die 2019 18 Jahre alt werden: Unter dem Motto „Discover EU“können sie sich für ein kostenloses Interrail-Ticket bewerben und damit 30 Tage lang Europa bereisen. Ziel ist es, europäische Kulturen und Traditionen zu entdecken, europäische Vielfalt zu erleben und Freundschaften zu schließen. 27000 Travel-Pässe wurden 2018 in zwei Runden – im Juni und im Dezember – verteilt, für Deutschland standen – abhängig von der Bevölkerungszahl – knapp 2000 Tickets zur Verfügung. Auch in den kommenden Jahren, so der Plan der Kommission, soll das Programm fortgeführt werden.
Ob Naturschutzprojekt in Australien, Englischunterricht in Marokko oder Theater-Workshops in Brasilien: Der Verein Experiment vergibt jährlich mehrere Stipendien in Höhe von maximal 2000 Euro. Gefördert werden Freiwilligenarbeit im Ausland ebenso wie interkulturelle Ferienprogramme, Aupair-Aufenthalte und Schüleraustausch. Wer sich bewirbt, muss noch vor der Abreise sein Interesse unter Beweis stellen, indem er ein eigenständiges, persönlich konzipiertes Projekt durchführt. Dies kann zum Beispiel ein Vortrag in der Schule oder eine Aktion in der Kirchengemeinde sein.
Seit 1956 finanziert die Stiftung ZIS Auslandsaufenthalte von Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren. Allerdings darf für die mindestens vierwöchige Studienreise kein Euro über den Betrag des Stipendiums hinaus verwendet werden – das sind derzeit 600 Euro. Wer nun gemeinsam mit dem besten Freund auf Tour gehen will und für die Anreise auf eine Billigfluglinie setzt, der kommt nicht weit: ZIS-Reisen werden allein unternommen und es gehört auch dazu, „sich der Distanzen bewusst zu werden, die zwischen Heimat und Gastland liegen – der Land- oder Seeweg ist dafür besser geeignet”, heißt es in der Ausschreibung. Außerdem müssen die Teilnehmer während der Tour ein selbst gewähltes Studienthema bearbeiten und dies schriftlich oder auch als Dokumentarfilm, auf einer Website, in einem Podcast oder einem Theaterstück präsentieren. So befassten Jugendliche sich bereits mit dem Zusammenleben von Serben und Albanern im Kosovo, den Auswirkungen der Brexit-Debatte auf das Leben von Jugendlichen in Liverpool, Schamanismus bei den Sami in Schweden und dem Lavendelanbau in der Provence.
Die ZIS-Idee geht auf den französischen Verein Zellidja zurück, der bereits seit 1939 aktiv ist. Mut, Eigeninitiative, Neugier und Französischkenntnisse sind Voraussetzung, um an den vergleichsweise hohen Betrag von 900 Euro für eine mindestens vierwöchige Reise zu kommen, die auch nach Madagaskar, Marokko oder Estland führen kann. Wer einen besonders guten Abschlussbericht abliefert, der darf noch einmal auf Tour gehen und bekommt dafür sogar 1100 Euro. Bewerben können sich 16- bis 20-jährige Jugendliche, die in einem Land ihrer Wahl ein selbstgewähltes Thema recherchieren.
Den europäischen Gedanken will
● Europäisches Jugendportal Europäische Kommission, Generaldirektion Erziehung und Kultur, C.1 Jugendpoltik, Rue Joseph II, 70, 1000 Brüssel, Belgien, Tel. 00800/ 67891011, www.europa.eu/youth, www.youdiscover.eu.
● Experiment e.V.
Gluckstr. 1, 53115 Bonn,
Tel. 0228/95722-0, www.experiment-ev.de, unterschiedliche Bewerbungsfristen, je nach Projekt und Zeitraum.
● ZIS Stiftung
Geschäftsstelle für Studienreisen, c/o Schule Schloss Salem, Spetzgart 1, 88662 Überlingen, Tel. 07553/ 919347, www.zis-reisen.de. die Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa fördern. 600 Euro stehen Jugendlichen zwischen 18 und 27 Jahren zur Verfügung, um einen drei- bis sechswöchigen Aufenthalt in einem europäischen Land zu finanzieren. Neben diesem klassischen Stipendium gibt es noch einen zweiten Weg, Europa zu erkunden: In Kooperation mit der Deutschen Bahn unterstützt die Stiftung Jugendliche zwischen 18 und 27 Jahren mit einem Interrail Global Pass. Das Ticket im Wert von gut 400 Euro gilt in 30 europäischen Ländern, einschließlich Russland und der Türkei. Engagement und Ideen sind aber auch hier Bedingung.
Frankreich-Fans sollten beim Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) vorsprechen. Das DFJW will jungen Menschen bis 30 Jahre die Möglichkeit geben, ihr Nachbarland besser kennenzulernen. Dies ist im Rahmen vielfältiger Programme möglich – etwa beim „Stipendium für ein ausbildungsbegleitendes Praktikum” oder unter dem Motto „Ferienjob in der Partnerstadt”. Bezahlt werden je nach Angebot Zuschüsse zu den Fahrt-, Aufenthalts- und Programmkosten oder auch ein Taschengeld.
Einen Überblick über weitere Stipendien bietet der Stipendienlotse des Bundesministeriums für Forschung und Bildung. Mehr als 1450 Angebote sind in der Datenbank stipendienlotse.de aufgelistet und können u. a. nach Bildungsstand und Zielregion durchsucht werden.
Der Interrail Global Pass gilt auch in Russland
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