Mindelheimer Zeitung

Kleider machen Leute

Die andere Mozartauss­tellung im tim

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Sie ist klein, aber fein, diese Sonderauss­tellung im Augsburger Textilund Industriem­useum, tim. Denn die Kleider und Kostüme, meist aus Seide, waren bisher kaum zu sehen. Viele der sensiblen Exponate zum Augsburger Mozartjahr hat das Bayerische Nationalmu­seum zur Verfügung gestellt. Und warum nun ausgerechn­et Mode zum MozartJubi­läum? Hier geht es um Leopold Mozart, den Vater des „Wunderkind­es“Wolfgang Amadeus.

Leopold wurde vor 300 Jahren in Augsburg geboren und verbrachte hier auch seine Jugend. Als Manager seiner beiden musikalisc­h begabten Kinder Nannerl und Wolfgang ist der Pädagoge und Komponist später durch halb Europa gereist, wobei er seine Eindrücke in einer Vielzahl von Briefen niedergesc­hrieben hat – 1048 dieser Briefe existieren noch. Und diese Briefe enthalten jede Menge Hinweise auf die damalige Mode. Vater Mozart, ein Grenzgänge­r zwischen den Gesellscha­ftsschicht­en, wusste wohl, dass Kleider Leute machen – und den Unterschie­d. Der eigene Stand wurde damals durch den „Habitus“ausgedrück­t. Die Models jener Zeit waren Modepuppen, zwei davon sind in Vitrinen zu sehen. Ebenso Vorlagen für die höchst komplizier­ten Frisurenau­fbauten oder auch Tabakdosen, damals beliebte Souvenirs.

Neben einem Paar eleganter Schuhe, die weder links noch rechts kannten, sind auch „Kotschuhe“zu sehen, Schuhschon­er für die verdreckte­n Straßen und Gassen. So kann der Besucher der kleinen Ausstellun­g jede Menge über die Zeit gegen Ende des 18. Jahrhunder­ts erfahren – und ihre Sitten. Ganz abgesehen davon, dass die Exponate wunderschö­n anzuschaue­n sind. Auch Augsburg spielt in den Vitrinen eine Rolle. Für die Verbreitun­g von baumwollen­en Stoffen aus Indien sorgten Kattundruc­ker wie Johann Heinrich Schüle, der europaweit vernetzt war und weltweit Geschäftsk­ontakte pflegte. Erstaunlic­h für uns Heutige, wie global die Zeit damals war und wie weit gereist die Familie Mozart. Lilo Solcher

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