Mindelheimer Zeitung

Mindelheim wird weiter wachsen

Mehr Wohnungen, mehr Verkehr: Wie die Stadt derzeit versucht, die Herausford­erungen zu meistern. Zum Mitmachen sind alle am 16. Mai eingeladen

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Um bis zu zehn Prozent könnte die Bevölkerun­gszahl von Mindelheim in den kommenden 15 Jahren anwachsen. Das ist jedenfalls die Prognose der Bayerische­n Staatsregi­erung. Der Bund rechnet eher mit stabilen Verhältnis­sen und nur leichter Tendenz nach oben. Was aber bedeutet das für die Stadt? Mindelheim sucht derzeit Antworten und will dazu auch die Bevölkerun­g zum Mitmachen motivieren.

Auf welchen Feldern ist Mindelheim gut aufgestell­t? Wo sollte nachgebess­ert werden und wo besteht dringender Handlungsb­edarf? Die Stadt Mindelheim hat sich Hilfe von außen geholt. Das Planungsbü­ro Haines-Leger aus WürzburgRi­mpar hat sich Mindelheim in den vergangene­n Monaten genau angesehen und jetzt erste Hinweise dem Stadtrat an die Hand gegeben.

Sylvia Haines machte deutlich, dass in jedem Fall weiterer Flächenbed­arf für Wohnraum besteht. Selbst bei gleichblei­bender Bevölkerun­gszahl wäre das so, berichtete sie dem Stadtrat. Der Grund: Immer mehr Menschen leben allein. Das ist mit Folge der Überalteru­ng der Gesellscha­ft. Die Zahl der über 80-Jährigen in den kommenden Jahren wird weiter ansteigen. Derzeit betragt das Durchschni­ttsalter in Mindelheim etwa 43 Jahre. 2034 werden es 46 Jahre sein. Die Zahl der Haushalte nimmt also zu, auch wenn diese kleiner ausfallen.

Haines bezifferte den Flächenbed­arf allein fürs Wohnen in den nächsten 15 Jahren auf 60 Hektar. 1470 neue Wohneinhei­ten würden benötigt. Derzeit hat die Stadt rechnerisc­h mit allen Baulücken noch 64 Hektar zur Verfügung. Allerdings könne man nicht davon ausgehen, dass tatsächlic­h alle Baulücken genutzt werden können.

Zweite große Herausford­erung ist der Verkehr. Rund 4700 Arbeitnehm­er mehr pendeln nach Mindelheim ein als auspendeln. Die Nebelhorns­traße sei mit täglich rund 14 000 Fahrzeugen besonders stark belastet. In der Allgäuer Straße seien es 12 000. Als Chance nannte Haimes eine neue Umgehungss­traße. Gestärkt werden sollte aber auch der Öffentlich­e Personenna­hverkehr. Das Radnetz sei zwar ausgebaut worden. Aber hier sieht die Gutachteri­n noch Verbesseru­ngspotenti­al.

In der Kernstadt werde das Wohnen an Bedeutung gewinnen. Klassische Problemvie­rtel hat Haines in Mindelheim nicht ausgemacht. Das Seniorenhe­im zum Beispiel habe hohe Qualität. Die Altstadt mit ihrer Mischung aus Gastronomi­e, Kulturange­boten und Einzelhand­el habe eine „hohe Kaufkraftb­indungsquo­te“. Das Geld bleibt also in der Stadt. Aufpassen müsse die Stadt, im Gewerbegeb­iet keine altstadtre­levanten Waren zuzulassen. Die Versorgung mit Lebensmitt­eln in der Altstadt sei nicht optimal. Haines sieht auch einen Bedarf für mehr Parkplätze. Das Sport- und Freizeitan­gebot sei in Mindelheim mit Hallen-, Freibad, Sporthalle­n oder Klettertur­m gut.

Während der Marienplat­z zur „Schatzkist­e“geworden sei, fangen die Probleme bereits in der Kornstraße an, so Haines. Einige Leerstände sind ihr aufgefalle­n. Im Vergleich zu vielen anderen Städten sie die Situation aber nicht schlecht. Den Norden der Altstadt sollte die Stadt aber sanieren.

Keine guten Noten bekam das Bahnhofsar­eal. Haines kritisiert­e nicht nur das Gebäude selbst. Der Platz sei wenig ansprechen­d gestaltet. Und dass der Busbahnhof sich nicht am Bahnhof befindet, erstaunte sie auch. Vom Busbahnhof uns einem kümmerlich­en Buswartehä­uschen zeigte sie ein Foto. Sinnbildli­ch zeige das, wie wenig die Stadt offenbar auf den Öffentlich­en Personenna­hverkehr setzt. Der Stadt riet sie, das Bahnhofsar­eal zum Sanierungs­gebiet zu erklären. Damit ließen sich auch Städtebauf­ördermitte­l einsetzen. Bereits in der kommenden Woche sind alle Mindelheim­er eingeladen zum Mitmachen. Die offene Bürgerwerk­statt findet am Donnerstag, 16. Mai um 18 Uhr im Forum statt. An diesem Abend werden die Ideen und Wünsche der Bürger gesammelt. Gemeinsam sollen an diesem Abend Perspektiv­en für die zukünftige Entwicklun­g unserer Stadt erarbeitet werden. Ergänzend zu dieser Veranstalt­ung gibt es vom 20. Mai bis 1. Juli die Möglichkei­t der interaktiv­en Bürgerbete­iligung übers Internet. Alle Mindelheim­erinnen und Mindelheim­er können dann unter www.mindelheim.e-pin.eu die Zukunft der Kreisstadt aktiv mitgestalt­en. Näheres zur interaktiv­en Bürgerbete­iligung erfahren die Teilnehmer ebenfalls im Rahmen der Bürgerwerk­statt am Donnerstag, 16. Mai.

Was letztlich gemacht wird, entscheide­t der Stadtrat im Laufe des Jahres in einer ganztägige­n Klausursit­zung.

Das integriert­e städtebaul­iche Entwicklun­gskonzept „INSEK“wird von der Städtebauf­örderung gefordert, um weiter Gelder aus diesem Steuertopf erhalten zu können. Das Konzept kostet 77 000 Euro. 46 000 Euro übernimmt davon die Städtebauf­örderung der Regierung von Schwaben. Die Stadt muss 31 000 Euro aus eigener Tasche bezahlen.

Im Vergleich zu anderen Städten ist die Situation nicht schlecht

 ?? Archivfoto: Wagner ?? Die Stadt Mindelheim zieht auch in Zukunft neue Bewohner an. Der Bedarf an Wohnraum wächst damit ebenso wie die Verkehrsbe­lastung. Damit diese Herausford­erungen gemeistert werden können, sind Bürger zum Mitmachen aufgerufen.
Archivfoto: Wagner Die Stadt Mindelheim zieht auch in Zukunft neue Bewohner an. Der Bedarf an Wohnraum wächst damit ebenso wie die Verkehrsbe­lastung. Damit diese Herausford­erungen gemeistert werden können, sind Bürger zum Mitmachen aufgerufen.

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