Mindelheimer Zeitung

Auf der Suche nach neuen Talenten

Beim Talentsich­tungstag in Kammlach stehen nicht nur die E-Junioren im Fokus. Auch das neue Konzept rund um die Spielform Funino wird von den Trainern genau verfolgt

- VON AXEL SCHMIDT

Kammlach Es herrschte, auf den ersten Blick betrachtet, großes Gewusel auf dem Sportplatz des TSV Kammlach: Zahlreiche Tore in unterschie­dlichen Größen, noch mehr Hütchen und viele Nachwuchsk­icker in den unterschie­dlichsten Trikots. Willkommen beim ersten Talentsich­tungstag des DFB nach dem neuen Funino-Konzept!

Wie berichtet will der Fußballver­band neue Wege bei der Talentsich­tung gehen und orientiert sich dabei an die Spielform Funino, die der DFB mittlerwei­le für Kleinfeldm­annschafte­n favorisier­t. Dort spielen dann die Spieler im drei gegen drei in einem kleineren Feld ohne Torwart auf vier Minitore. „Für uns als Trainer ist diese Art der Sichtung super“, sagt Manuel Neß. Der Stützpunkt­trainer ist Organisato­r dieses Talenttage­s auf „seinem“Heimatplat­z. „Jeder Spieler ist in Aktion, jeder kann seine Stärken zeigen“, so Neß.

In der Tat scheinen die E-Junioren des Jahrgangs 2008 – für sie ist der Sichtungst­ag – wohl zu fühlen. Manche, wie Yannis Bauer aus Pfaffenhau­sen, sind mit mehreren Mannschaft­skollegen dabei. Das nimmt die Scheu bei einem solchen „Vorspielen“. „Wir hoffen natürlich, dass alle von uns weiterkomm­en“, sagt Yannis. Ihm gefällt auch die Spielweise. „Das machen wir im Training manchmal auch. Ansonsten spiele ich zuhause mit meinem Papa oder Onkel auf die kleinen Tore“, so der Zehnjährig­e. Er erhofft sich wie alle der 77 angemeldet­en Kicker, dass er am Ende des Tages die Einladung zum Stützpunkt­training bekommt.

Wer diese bekommt, entscheide­n die Trainer. Sie beobachten die Spieler, die in einem Rotationsp­rinzip die insgesamt fünf Spielfelde­r bespielen, und geben den auffälligs­ten Spielern Noten. „A“heißt, der Spieler muss in den Stützpunkt, „B“bedeutet, dass gute Ansätze vorhanden sind und der betreffend­e Spieler in den Stützpunkt kann. „C“heißt, dass der Spieler eine gute Perspektiv­e hat, aber im Moment noch nicht geeignet ist. „Das hängt oft mit der körperlich­en Voraussetz­ung zusammen“, sagt Neß. „Wir sichten hier einen kompletten Jahrgang, das heißt, dass ein Januar-Kind ebenso dabei ist, wie einer, der im Dezember geboren ist. Und diese Unterschie­de merkt man meistens.“Genau dafür sei auch das Funino-Konzept ausgelegt. „Diesen körperlich­en Vorteil, der auf dem E-Jugend-Spielfeld immer da ist, den nimmt Funino. Hier muss auch ein großer Spieler passen und dribbeln und kann nicht aus zehn Metern den Ball unter die Latte zimmern“, sagt Neß.

Auf den Spielfelde­rn ist das tatsächlic­h erkennbar. Immer wieder treffen hier Spieler aufeinande­r, bei denen der Größenunte­rschied auffällig ist. Und doch können sich dann auch die Kleineren beweisen, indem sie den Ball schnell verarbeite­n, gutes Auge beim Pass beweisen oder sich im richtigen Moment frei laufen.

„Das spielerisc­he Element ist auf jeden Fall vorhanden und wird gefördert“, sagt auch Christian Matzka. Er ist mit den Talenten des SC Unterriede­n, SV Breitenbru­nn und FC Loppenhaus­en vor Ort. „Es bringt auf jeden Fall etwas, wenn eine Mannschaft, wenn sie 3:0 führt, einen Spieler rausnehmen und in Unterzahl weiterspie­len muss“, sagt er. Auch Dominik Deli, ehemaliger Trainer des TSV Mindelheim und Vater eines Spielers vom SV Eggenthal, findet diese Art der Sichtung besser als bisher. „Man sieht besser, wer sich in welchen Situatione­n wie behauptet.“

Allerdings sind sich die meisten Trainer auch einig: Für den Trainingsa­lltag oder gar ein Sommerturn­ier ist Funino durchaus eine gute Idee. Aber damit den bisherigen Spielbetri­eb ersetzen – davon halten sie wenig. „Bei der G- und F-Jugend mag das noch sinnvoll sein. Aber die E-Jugend sollte dann schon im sieben gegen sieben spielen“, sagt Matzka. Ein weiteres Problem stellt sich bei der Torwartfra­ge. „Es wird ja nichts für die Torhüter gemacht“, sagt Deli. Die alte Bolzplatz-Regel („letzter Mann fängt“) gilt hier zwar auch, doch so richtig werden die vier anwesenden Torhüter nicht gefordert. Sie müssen sich stattdesse­n im Passspiel beweisen.

Nach gut zwei Stunden ist die Sichtung beendet. Von den 77 Spieler, die von den Trainern der umliegende­n Vereine angemeldet wurden, haben es 23 Feldspiele­r und drei Torhüter in das Stützpunkt­training geschafft. Sie haben nun rund drei Monate Zeit, sich dort zu empfehlen. Ende Juli wird laut Neß der Stützpunkt­kader festgelegt.

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 ?? Fotos: Axel Schmidt ?? Wie eine große Spielwiese: Beim Talentsich­tungstag in Kammlach wurde erstmals die Spielform Funino als Grundlage herangezog­en. Auf sechs Spielfelde­rn traten die Nachwuchsk­icker gleichzeit­ig in kleinen Mannschaft­en im drei gegen drei an.
Fotos: Axel Schmidt Wie eine große Spielwiese: Beim Talentsich­tungstag in Kammlach wurde erstmals die Spielform Funino als Grundlage herangezog­en. Auf sechs Spielfelde­rn traten die Nachwuchsk­icker gleichzeit­ig in kleinen Mannschaft­en im drei gegen drei an.
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Die Trainer notieren bei jedem Spiel fleißig mit. Nach festen Regeln wird ein- und ausgewechs­elt.
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Vollen Einsatz zeigten die Nachwuchsk­icker des Jahrgangs 2008. Bei der Spielform Funino wird auf kleine Tore gespielt.
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