Maschmeyers Suche nach Anerkennung
Der Unternehmer kann machen, was er will: Er provoziert Kritik, und sei es mit einem Bild beim Kochen einer Soße. Heute wird der Mann von Veronica Ferres 60
Das mag Küchen-Psychologie sein, es ist aber was dran: Wer einen Menschen verstehen will, sollte wissen, wo er herkommt. Der heute 60 Jahre alt werdende Unternehmer Carsten Maschmeyer redet offen über die Kindheit: Er wächst mit seiner alleinerziehenden Mutter in einem Mutter-Kind-Heim in Hildesheim auf. Dann taucht ein Stiefvater auf und schlägt ihn: „Als Kind habe ich Armut, Hunger und Einsamkeit erlebt. Ich war Schlüsselkind.“
Mitschüler verspotten ihn, weil er Tuchhosen und Schnürschuhe statt Jeans und coole Boots trägt. Daher sei er ehrgeiziger und hungriger geworden als andere, erklärt sich Maschmeyer seinen Aufstieg in die Liga der Milliardäre. Apropos Hunger: Das ist ein gutes Stichwort, um seine Masche, eben den bis heute vorhandenen enormen Appetit nach
Anerkennung, zu kapieren. Und das, obwohl der gebürtige Bremer mit der Schauspielern Veronica Ferres, 53, die Liebe seines Lebens gefunden hat. Und das, obwohl er in der VoxFernsehserie „Die Höhle der Löwen“als kundiger Investor und väterlicher, ja gütiger Freund junger Unternehmer sein ramponiertes Image aus ungestümen AWD-Zeiten in der Versicherungswirtschaft mit Erfolg aufpoliert.
All das scheint Maschmeyer nicht zu reichen.
Wie ein Löwe nach Fleisch giert, verlangt es ihn immer wieder nach Respekt – und sei es als Hobby-Koch. Auf Twitter posiert er in seiner Küche: „Zuhause mit Jogging-Anzug am Herd stehen und Bolognese kochen. Mit anderen Worten: Wochenende!“Kundigen Bolognese-Zubereitern wie der Twitterin „Frau ZumGlück“fällt indes auf: „Niemand, wirklich niemand kocht so Bolognese.“Eine gewisse „Danger Mouse“wundert sich, dass Maschmeyer Spargel für seine Soße braucht. Dabei wirkt es nun wirklich gestellt, mit zwei Löffeln fast synchron in zwei Pfannen zu rühren. Aber so ist „Maschi“nun mal. Er meint es nicht böse und hat durchaus Sinn für Ironie, was bei Kevin Kühnert noch zu klären ist. Denn Maschmeyer hat den Ober-Juso wegen dessen Enteignungsthesen attackiert: „Laut Kühnert darf keiner Geld mit Immobilien verdienen. Essen ist Menschenrecht. Müssen jetzt alle Restaurants enteignet werden? Wie wär’s mit einem Nachhilfekurs in Wirtschaft?“Kühnert kontert humorfrei: „Ich weiß nicht, ob ich anderen Leuten Wirtschaftsnachhilfe empfehlen würde, hätte ich vergleichbar viele Schädigungen von Kleinanlegern zu verantworten, wie das bei Ihnen der Fall ist.“Das tut Maschmeyer weh. An seine Zeit als Macher des Versicherungsvermittlers AWD wird er nicht gerne erinnert. Lieber zeigt er sich mit Gerhard Schröder, Firmengründern, seiner Super-Gattin und den Hunden. Dank der Fotos und Twittereien will Maschmeyer sagen: Ich bin doch ein normaler, netter Kerl, der sogar selbst Bolognese kocht.
Sein Dilemma ist nur: Das glauben ihm viele nicht. Stefan Stahl