Verrät Edeka die Väter?
Der Lebensmittelmarkt ist für seine polarisierenden Werbespots bekannt. Im neuen Video heißt es: „Danke Mama, dass du nicht Papa bist.“Was ein Markenexperte davon hält
Augsburg Sie vergessen den Deckel auf dem Mixer und ruinieren die ganze Küche. Wenn sie ihrer Tochter die Haare kämmen, ist es mit Schmerzen verbunden – und sie platzen in den ungünstigsten Situationen in das Zimmer ihres Sohnes. So stellt Edeka in seinem neuen Werbespot Väter dar und hat es damit wieder zum Gesprächsthema im Netz geschafft. „Danke Mama, dass du nicht Papa bist“, heißt am Schluss des Videos, das von der Agentur Jung von Matt für Edeka erstellt worden ist. Im Gegensatz zu den Vätern würden Mütter zuhören, auf ihre Kinder aufpassen und das nötige Feingefühl mitbringen.
Mehrere tausend Kommentare finden sich unter dem FacebookBeitrag des Unternehmens. Ein Mann schreibt: „Wenn Edeka Mütter nur durch Abwertung von Vätern loben kann, dann hat Edeka noch nicht begriffen, dass beide Eltern Kindern wichtige Fähigkeiten fürs Leben mitgeben. Das ist unterste Schublade der Werbung, geht gar nicht. Kinder sind dankbar für Mutter und Vater. Solange Edeka dies nicht versteht, bleibt für mich nur: Boykott von Edeka, bis diese verstehen, was Kinder wirklich brauchen.“Auf Youtube meldet sich ein Vater zu Wort: „Ich bin seit über zehn Jahren alleinerziehender Vater. Mich widert dieser Clip extrem an.“Auch viele Frauen wollen das „Danke“aus der Werbung nicht annehmen. Edeka reagiert auf seinen Social-Media-Kanälen bereits auf die Kritik. Man wolle Väter mit dem Spot keinesfalls schlecht darstellen, sondern etwas überspitzt und auf humorvolle Art und Weise allen Müttern Danke sagen.
Doch was bezweckt der Konzern mit diesem Spot? In erster Linie gehe es darum, Aufmerksamkeit zu erregen, sagt der Markenexperte Jon Christoph Berndt, Geschäftsführer der Münchner Agentur Brandamazing. „Es wird immer mehr gesendet, deswegen wird es auch immer schwerer, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken“, sagt er. Das sei Edeka mit dem Clip meisterhaft gelungen. „Man kann sich über das Video echauffieren, aber auch darüber schmunzeln.“
Diese Einschätzung spiegelt der Blick auf die Kommentare in den sozialen Netzwerken wider. Neben der teils deutlichen Kritik gibt es auch zahlreiche Nutzer, die sich über die Werbung amüsieren können – und die bereits mit einer Retourkutsche zum Vatertag rechnen.
Aus Sicht von Berndt hat Edeka mit dieser Werbung alles richtig gemacht – und die Kritik bewusst einkalkuliert. „In der Marketing-Abteilung reiben sie sich jetzt die Hände“, meint er. Würden die Reaktionen auf den Spot nicht so heftig ausfallen, wie sie es tun, wäre die Enttäuschung nach Berndts Einschätzung wohl groß.
Edeka hatte bereits in der Vergangenheit mit seinen Videos für Aufsehen gesorgt, beispielsweise mit einem einsamen Mann, der seinen Tod vortäuscht, um an Weihnachten die ganze Familie an den Tisch zu holen. Auch diesmal hat der Konzern einen Treffer gelandet – obwohl der Werbespot gerade einmal seit zwei Tagen online steht, wurde er bis zum Dienstagnachmittag auf Youtube bereits knapp eine halbe Million Mal angeklickt, auf Facebook wurde der Beitrag mehr als 2300 Mal geteilt.
Dass Edeka wegen des Spots Kunden ausbleiben, wie es einige von ihnen in ihren Kommentaren androhen, glaubt Markenexperte Berndt nicht. „Die Menschen schreiben zwar heute, sie werden morgen woanders einkaufen, sie werden es aber nicht tun.“Zu stark sei die Bindung zur Marke.