Mindelheimer Zeitung

Scherze sind hier fehl am Platz

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Im Fußball gibt es eine Tendenz, Gehirnersc­hütterunge­n humoristis­ch zu betrachten. Die Gags über Christoph Kramers Blackout im WM-Finale dürften vielen noch geläufig sein. Nun lieferte Karim Onisiwo neues Futter für diese Scherze, weil er wegen seiner Kopfverlet­zung sein Tor vergessen hatte. Es ist eine gefährlich­e Tendenz, weil damit Gehirnersc­hütterunge­n bagatellis­iert werden.

Wie gefährlich die Folgen davon sein können, ist in anderen Sportarten

wie Football oder Eishockey, in denen Zusammenst­öße eine größere Rolle spielen, präsenter. Die Belastung ist auch hier enorm: Bei einem Kopfball wirken Kräfte des bis zu 40-fachen der Erdanziehu­ngskraft auf den Kopf ein. Der Fußball sollte von anderen Sportarten lernen, deren Frühwarnsy­steme nutzen.

Letztlich könnten die Spieler dann auch stellenwei­se vor sich selbst geschützt werden. Denn ein Kicker wird im Zweifelsfa­ll immer sagen, dass er nach einer Verletzung weiterspie­len kann. Der sportliche und wirtschaft­liche Druck sind auch für sie enorm. Dazu kommt, dass man mit einer Gehirnersc­hütterung ohnehin nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist.

Selbst das vermeintli­ch so sichere Concussion Protocol aus dem USFootball stößt an seine Grenzen: Wie der ehemalige NFL-Spieler Björn Werner sagte, fallen einige Spieler mit Absicht durch den Grundtest, der vor der Saison gemacht wird und als Grundlage für den neurologis­chen Check während der Saison dient. Hintergrun­d: Damit sind die Tests direkt nach einer Gehirnersc­hütterung leichter zu bestehen.

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