Mindelheimer Zeitung

Auch Bienen brauchen Schlaf

Lange Zeit dachte man, Bienen würden nicht schlafen. Falsch! Bienen schlafen sehr wohl. Wie und wann sie das tun, hängt von ihrer Aufgabe im Bienenvolk ab

- VON STEFANIE PAUL

Sie fliegen durch die Luft von Blüte zu Blüte und sammeln eifrig Nektar. Hunderte Blüten kann eine Biene an einem einzigen Tag ansteuern. Bienen haben also ein anstrengen­des Leben. Ähnlich wie wir Menschen brauchen auch sie daher Schlaf. „Dabei geht es aber weniger darum, dass der Körper Erholung braucht. Schlaf ist vor allem wichtig für das Gedächtnis“, erklärt der bekannte Bienenfors­cher Jürgen Tautz.

Während wir schlafen, werden die Informatio­nen verarbeite­t, die tagsüber auf uns einprassel­n. Das sei bei Menschen und Bienen vermutlich gleich. Wie und wann eine Biene schläft, hängt von ihrer Aufgabe im Bienenvolk ab. Die jungen Bienen zum Beispiel verbringen die ersten drei Wochen ihres Lebens im dunklen Bienenstoc­k. Dort sind sie als Arbeiterin­nen unterwegs. Das bedeutet: Sie halten das Nest sauber, kümmern sich um die Larven und bauen neue Waben aus Wachs.

„Die Arbeiterin­nen haben einen unregelmäß­igen Schlafrhyt­hmus“, erklärt Jürgen Tautz. Sie halten immer wieder kurze Nickerchen. Dazu krabbeln sie zum Beispiel – Kopf voraus – in eine leere Wabenzelle. Dass eine Biene dort schläft, erkennt

man an ihrem Hinterleib. Normalerwe­ise wippt dieser schnell auf und ab, wenn sich eine Biene anstrengt. Auf diese Weise pumpen die Bienen Sauerstoff in die Tracheen. So nennt ist und in welcher Richtung die liegt. „Wenn eine Biene nicht richtig geschlafen hat, dann fallen ihre Tänze deutlich kürzer aus und die Bewegungen sind schlampige­r“, sagt der Experte. Dass Bienen schlafen, hat 1983 der Forscher Walter Kaiser entdeckt. „Allerdings löste seine Entdeckung erst mal großes Kopfschütt­eln aus“, sagt Jürgen Tautz. Erst nach und nach bestätigte­n andere Forscher die Erkenntnis­se. (dpa)

man die kleinen Kanäle, die das Atemsystem der Insekten bilden. Schlafen die Arbeiterin­nen, brauchen sie weniger Sauerstoff. Ihr Hinterleib bewegt sich also seltener auf und ab.

Die Sammelbien­en haben dagegen einen anderen Rhythmus. „Sie sind den ganzen Tag unterwegs und schlafen nur noch nachts“, erklärt der Experte. Forscher haben entdeckt, dass die Tiere dazu ihren Kopf und ihren Hinterleib zwischen zwei Waben drücken. Die Fühler und die Beine lassen sie entspannt hängen. Dieses Verhalten sahen die Forscher vor allem in Beobachtun­gsstöcken. Das sind Bienenstöc­ke, in die man durch eine Scheibe hineinscha­uen kann. „In der freien Natur leben Bienen aber ganz anders. Dort bauen sie ihre Nester zum Beispiel in Baumhöhlen. Das kann bedeuten, dass sie dort ganz anders schlafen“, sagt Jürgen Tautz.

Und tatsächlic­h: Die Forscher haben in so einem Nest eine besondere Entdeckung gemacht. Dort bildeten die Sammelbien­en nachts eine Art Schlafsack. Dazu verhakten sie ihre Beine ineinander und bildeten einen Sack. „So verharren sie die ganze Nacht über“, verrät der Experte.

OInfo Möchtest du mehr über Bienen erfahren? Bienenexpe­rte Jürgen Tautz hat zusammen mit dem Autor Tobias Hülswitt ein neues Buch geschriebe­n. Es heißt „Das Einmaleins der Honigbiene (66 x Wissen zum Mitreden und Weitererzä­hlen)“, Springer, 137 Seiten, 19,99 Euro.

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Hier siehst du fleißige Bienen auf einer Wabe. Manche Arbeiterin­nen halten auch immer wieder kurze Nickerchen, indem sie ihren Kopf in eine leere Wabenzelle stecken.
Foto: Sven Hoppe, dpa Hier siehst du fleißige Bienen auf einer Wabe. Manche Arbeiterin­nen halten auch immer wieder kurze Nickerchen, indem sie ihren Kopf in eine leere Wabenzelle stecken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany