Auch Bienen brauchen Schlaf
Lange Zeit dachte man, Bienen würden nicht schlafen. Falsch! Bienen schlafen sehr wohl. Wie und wann sie das tun, hängt von ihrer Aufgabe im Bienenvolk ab
Sie fliegen durch die Luft von Blüte zu Blüte und sammeln eifrig Nektar. Hunderte Blüten kann eine Biene an einem einzigen Tag ansteuern. Bienen haben also ein anstrengendes Leben. Ähnlich wie wir Menschen brauchen auch sie daher Schlaf. „Dabei geht es aber weniger darum, dass der Körper Erholung braucht. Schlaf ist vor allem wichtig für das Gedächtnis“, erklärt der bekannte Bienenforscher Jürgen Tautz.
Während wir schlafen, werden die Informationen verarbeitet, die tagsüber auf uns einprasseln. Das sei bei Menschen und Bienen vermutlich gleich. Wie und wann eine Biene schläft, hängt von ihrer Aufgabe im Bienenvolk ab. Die jungen Bienen zum Beispiel verbringen die ersten drei Wochen ihres Lebens im dunklen Bienenstock. Dort sind sie als Arbeiterinnen unterwegs. Das bedeutet: Sie halten das Nest sauber, kümmern sich um die Larven und bauen neue Waben aus Wachs.
„Die Arbeiterinnen haben einen unregelmäßigen Schlafrhythmus“, erklärt Jürgen Tautz. Sie halten immer wieder kurze Nickerchen. Dazu krabbeln sie zum Beispiel – Kopf voraus – in eine leere Wabenzelle. Dass eine Biene dort schläft, erkennt
man an ihrem Hinterleib. Normalerweise wippt dieser schnell auf und ab, wenn sich eine Biene anstrengt. Auf diese Weise pumpen die Bienen Sauerstoff in die Tracheen. So nennt ist und in welcher Richtung die liegt. „Wenn eine Biene nicht richtig geschlafen hat, dann fallen ihre Tänze deutlich kürzer aus und die Bewegungen sind schlampiger“, sagt der Experte. Dass Bienen schlafen, hat 1983 der Forscher Walter Kaiser entdeckt. „Allerdings löste seine Entdeckung erst mal großes Kopfschütteln aus“, sagt Jürgen Tautz. Erst nach und nach bestätigten andere Forscher die Erkenntnisse. (dpa)
man die kleinen Kanäle, die das Atemsystem der Insekten bilden. Schlafen die Arbeiterinnen, brauchen sie weniger Sauerstoff. Ihr Hinterleib bewegt sich also seltener auf und ab.
Die Sammelbienen haben dagegen einen anderen Rhythmus. „Sie sind den ganzen Tag unterwegs und schlafen nur noch nachts“, erklärt der Experte. Forscher haben entdeckt, dass die Tiere dazu ihren Kopf und ihren Hinterleib zwischen zwei Waben drücken. Die Fühler und die Beine lassen sie entspannt hängen. Dieses Verhalten sahen die Forscher vor allem in Beobachtungsstöcken. Das sind Bienenstöcke, in die man durch eine Scheibe hineinschauen kann. „In der freien Natur leben Bienen aber ganz anders. Dort bauen sie ihre Nester zum Beispiel in Baumhöhlen. Das kann bedeuten, dass sie dort ganz anders schlafen“, sagt Jürgen Tautz.
Und tatsächlich: Die Forscher haben in so einem Nest eine besondere Entdeckung gemacht. Dort bildeten die Sammelbienen nachts eine Art Schlafsack. Dazu verhakten sie ihre Beine ineinander und bildeten einen Sack. „So verharren sie die ganze Nacht über“, verrät der Experte.
OInfo Möchtest du mehr über Bienen erfahren? Bienenexperte Jürgen Tautz hat zusammen mit dem Autor Tobias Hülswitt ein neues Buch geschrieben. Es heißt „Das Einmaleins der Honigbiene (66 x Wissen zum Mitreden und Weitererzählen)“, Springer, 137 Seiten, 19,99 Euro.