Die Krippe zieht in die Schule
Weil der Ansturm auf Plätze in der Krippe groß war, musste sich die Gemeinde Wiedergeltingen nach einer Übergangslösung umsehen. Sogar an eine Räumung des Sitzungssaals wurde gedacht. Doch dazu kommt es jetzt nicht
Wiedergeltingen Wohin denn nur mit den kleinesten Wiedergeltingern, die in den kommenden zwei Jahren einen Platz in einer Kinderkrippe oder im Kindergarten brauchen? Bis der neue Kindergarten im Jahr 2021 eröffnet werden kann, sind Kreativität und Organisationstalent gefragt, um keinem Kind die Tür vor der Nase zuschlagen zu müssen.
Vor allem in der Kinderkrippe herrscht akuter Bedarf: Schon jetzt sind 21 Mädchen und Buben im Alter bis drei Jahre angemeldet, die ab September einen Krippenplatz brauchen – Tendenz steigend. Bislang hatte die Krippengruppe zwölf Kleinkinder, die im 1. Stock des Rathauses untergebracht sind. Doch angesichts des großen Andrangs war schnell klar, dass der vorhandene Platz nicht ausreichen und die Gemeinde nach einer geeigneten Übergangslösung Ausschau wird halten müssen. Schließlich haben die Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder mit Vollendung des ersten Lebensjahres.
Dafür hat der Gesetzgeber gesorgt – die Kommunen müssen diesen Bedarf vor Ort decken und ausreichend Plätze zur Verfügung stellen. Bis jetzt wurden zum September 19 Hortkinder (Schulkinder zur Mittagsbetreuung) angemeldet, bei 23 genehmigten Plätzen bestand hier also kein Handlungsbedarf.
Auch bei den beiden bestehenden Kindergartengruppen im Kindergarten St. Nikolaus ist angesichts der bislang 51 angemeldeten Kinder bei insgesamt 54 Plätzen noch alles im grünen Bereich, freut sich Bürgermeister Norbert Führer: „Hier reichen die Plätze noch knapp aus, aufgrund der Geburtenentwicklung werden jedoch auch hier die Plätze in den kommenden Jahren nicht mehr ausreichen, sodass der Neubau dringend erforderlich ist.“
Wie berichtet wird die Kindertagesstätte St. Nikolaus um eine weitere Regelgruppe mit maximal 25 Plätzen sowie der Errichtung einer weiteren Krippengruppe mit bis zu 15 Plätzen erweitert und kommt dann auf insgesamt drei Regelgrupzwei Krippen- und eine Hortgruppe. Die Kosten dafür werden nach den Berechnungen des Architekten auf rund 2,9 Millionen Euro veranschlagt. Wenn die Regierung von Schwaben ihr Versprechen hält und die zugesagten Zuschüsse auch auszahlt, dann wird Wiedergeltingen am Ende wohl rund 1,3 Millionen Euro aus der Gemeindekasse zahlen müssen.
Weil der Bedarf an Krippenplätzen bislang nur knapp über den zwölf genehmigten Plätzen lag, konnten 14 Mädchen und Buben dort dank einer Ausnahmegenehmigung betreut werden. Doch bei 21 Anmeldungen – und dabei wird es vermutlich nicht bleiben, schätzt Führer – war jetzt schnell eine Übergangslösung mit einer zusätzlichen Gruppe erforderlich.
Die große Frage war – wo? Vier Möglichkeiten wurden diskutiert, wobei der Fokus natürlich vor allem auf möglichst geringen Kosten lag. Sogar an eine vorübergehende Räumung des Sitzungssaals wurde gedacht, doch das schien einigen Gemeinderäten dann doch des Guten etwas zu viel. Und manchmal liegt das Gute dann eben doch ganz nahe: Im Untergeschoss der Grundschule – direkt gegenüber dem Rathaus – fand sich ein großer Raum, der früher als Computerraum genutzt wurpen, de. Hier fanden sich letztlich die besten Möglichkeiten: Ein separater Eingang sorgt dafür, dass der Schulbetrieb nicht gestört wird und die notwendige Infrastruktur ist weitgehend vorhanden, sodass es nur überschaubarer Investitionen bedarf, um hier eine Genehmigung für eine Übergangs-Krippengruppe zu bekommen. Diese soll dann als reine Halbtagesgruppe vormittags geführt werden.
An der letztlich erfolgreichen Standortsuche waren die Mitglieder des Gemeinderates, von der Schulleitung, Katja Weber und Stefan Precht, die Kita-Leiterinnen Helga Oppawsky und Bettina Wenger, das Kreisjugendamt, die Kommunalaufsicht, Kirchenverwaltung und Gemeinde Wiedergeltingen beteiligt.
Für Wiedergeltingens Bürgermeister Norbert Führer ein weiterer Mosaikstein in der familienfreundlichen Politik der Gemeinde: „Wiedergeltingen kommt der Verpflichtung gerne nach und das nicht nur aufgrund der gesetzlichen Vorgaben. Wir wollen den jungen Eltern in unserer Gemeinde infrastrukturell sehr gute Voraussetzungen bieten, dazu gehören auch ausreichend Schul- und Kita-Plätze. Das ist ein entscheidender Standortfaktor, sowohl für unsere ortsansässigen Familien als auch für diejenigen, die sich für unsere Gemeinde als künftigen Wohnort entscheiden.“
„Ausreichend Kita-Plätze sind ein entscheidender Standortfaktor.“Wiedergeltingens Bürgermeister Norbert Führer
OTermin Eine Sitzung des Gemeinderates Wiedergeltingen findet am heutigen Mittwoch, 8. Mai, um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses statt. Neben der Umsetzung der übergangsweisen Einrichtung einer Kleinkindergruppe im Untergeschoss der Grundschule Wiedergeltingen steht unter anderem die Änderung der Beitrags- und Gebührensatzung zur Entwässerungssatzung mit einer Anpassung der Gebühren, im Mittelpunkt.