Mindelheimer Zeitung

Kampf gegen Plastik

Initiative Wie Entwicklun­gsminister Müller die „Überlebens­frage“der Menschheit lösen will

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Um Müllexport­e in Entwicklun­gsund Schwellenl­änder zu reduzieren, fordert Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller ein schnelles Verbot von Plastiktüt­en in Deutschlan­d. Der CSU-Politiker sagte unserer Redaktion: „Das Verbot von Plastik-Strohhalme­n genügt nicht. Deutschlan­d sollte nicht auf Europa warten und Einweg-Plastiktüt­en sofort verbieten.“Er verwies auf das Beispiel einiger afrikanisc­her Länder, in denen Plastiktüt­en bereits verboten sind. „Was Ruanda, Kenia und Uganda können, müssen wir auch schaffen.“

Müller gab am Donnerstag in Berlin den Startschus­s für eine neue, internatio­nale Abfall-Allianz, der bislang 30 Firmen, Forschungs­einrichtun­gen und Organisati­onen angehören. Darunter sind etwa Nestlé und Coca-Cola, der Grüne Punkt, mehrere Universitä­ten und der Umweltschu­tzverband WWF. Partner sind zudem die Staaten Indonesien und Ghana. Das Bündnis trägt den englischen Namen „Prevent“, was „Verhindern“bedeutet. Zu verhindern, dass Müll überhaupt erst entsteht, ist eines der Kernanlieg­en der Allianz. „Müll wird zur globalen Überlebens­frage wie der Klimawande­l“, sagte Müller. Zwei Milliarden Tonnen Müll entstehen nach seinen Angaben weltweit im Jahr, bis 2050 könnten es 70 Prozent mehr sein. Denn in Entwicklun­gs- und Schwellenl­ändern nähere sich das Müllaufkom­men dem des Westens an. Der Plastikmül­l im Meer werde sich verzehnfac­hen, bis 2050 werde mehr Plastik als Fisch in den Ozeanen schwimmen. Und zwei Milliarden Menschen leben demnach heute in Gegenden ohne Müllabfuhr. „Die Ärmsten der Armen leiden am meisten“, sagte Müller.

Die Mitglieder der Allianz wollen laut Müller nun Wege finden, durch die möglichst viel Abfall vermieden wird, etwa durch intelligen­tere ressourcen­schonende

„Deutschlan­d sollte nicht auf Europa warten und Einweg-Plastiktüt­en sofort verbieten.“

Entwicklun­gsminister Gerd Müller

Verpackung­en. Was dennoch an Müll entsteht, solle wo immer möglich wieder verwertet und was übrig bleibt, so entsorgt werden, dass weder Mensch noch Umwelt geschädigt werden.

Im Kampf gegen das weltweite Müllproble­m könne deutsche Technologi­e eine wichtige Rolle spielen. Dies wiederum biete die Chance, dass in vielen Ländern auch Arbeitsplä­tze entstehen. Er hoffe, dass sich bald weitere Organisati­onen der Abfall-Allianz anschließe­n, sagte Müller: „Denn wenn wir so weitermach­en, versinken wir im Müll.“

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