Mindelheimer Zeitung

SPD greift CSU von unten an

Blockade Die Sozialdemo­kraten wollen den hartnäckig­en Widerstand Bayerns gegen den Grundsteue­rentwurf des Bundesfina­nzminister­s brechen. Wie das funktionie­ren soll

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Bayern hat sich auf die Hinterbein­e gestellt und blockiert in Berlin. Die durch die CSU kultiviert­e Methode funktionie­rt auch bei der umkämpften Reform der Grundsteue­r. Vor einem hochrangig­en Treffen im Bundesfina­nzminister­ium am Freitag versucht nun die SPD, der bayerische­n Staatsregi­erung ein Schnippche­n zu schlagen.

Der Bundestags­abgeordnet­e Michael Schrodi aus Fürstenfel­dbruck hat an die sozialdemo­kratischen Kommunalpo­litiker in Bayern einen Musterantr­ag für Gemeindera­tssitzunge­n geschickt. Das Ziel: Die Gemeinderä­te sollen den Gesetzentw­urf von Olaf Scholz per Beschluss für gut befinden und damit Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) auf dem eigenen Terrain unter Druck setzen. Die Einnahmen der Steuer von rund 15 Milliarden Euro pro Jahr fließen komplett in die Kassen der Kommunen.

„Es müssen mal die in der Debatte zu Wort kommen, die es betrifft. Und das sind die Kommunen“, sagte Schrodi unserer Redaktion. Er will seine Blaupause auch an Bürgermeis­ter, Stadt- und Gemeinderä­te in anderen Ländern senden. „Damit zum Beispiel Ministerpr­äsident Laschet aus Nordrhein-Westfalen SPD–Mann. Eigentlich wollte Markus Söder zur Räson ruft“, be- Scholz seine Reformvors­tellungen tonte der Politiker. im April durch das Kabinett bringen.

Schrodi vermutet hinter dem Doch daraus wurde nichts, weil Vorgehen Söders, dass er die die CSU auch die Schwesterp­artei Grundsteue­r abschaffen will, um CDU inklusive Kanzlerin Angela Bayern als Standort attraktive­r zu Merkel davon überzeugen konnte, machen. „Dahinter steckt das Motiv den Entwurf abzulehnen. Der Freistaat des schädliche­n Steuerwett­bewerbs plädiert für ein Modell, bei zwischen den Ländern“, glaubt der dem sich die Steuerhöhe pauschal an der Fläche von Grundstück­en und Gebäuden orientiert. Dagegen favorisier­t der Sozialdemo­krat ein Konzept, das sich am Wert orientiert. Bei der Berechnung der Steuer sollen künftig vor allem der Wert des Bodens und die durchschni­ttliche Miete maßgebend sein. Ob die Immobilie vermietet ist oder selbst genutzt wird, spielt dabei keine Rolle.

Die SPD argumentie­rt, dass ihr Ansatz sozial gerechter ist, weil der Eigentümer eines Wohnhauses in bester Zentrumsla­ge mehr zahlen würde als der Eigenheimb­esitzer auf dem flachen Land.

CDU und CSU haben dem Bundesfina­nzminister als Kompromiss angeboten, dass er eine so genannte Öffnungskl­ausel einbauen soll. Neben der bundesweit­en Regelung könnte dann jedes Land seine eigenen Bestimmung­en erlassen. „Wenn ein Land will, soll es seine eigene Grundsteue­r machen können. So ermögliche­n wir passende Lösungen für unterschie­dliche Begebenhei­ten“, sagte Vize-Fraktionsc­hef Andreas Jung (CDU) unserer Redaktion. Es gehe am Freitag darum, schnell zu einer Einigung zu kommen. „Olaf Scholz muss sich jetzt bewegen“, mahnte Jung. Der Konstanzer Abgeordnet­e wird an dem Treffen teilnehmen.

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Foto: Ralf Hirschberg­er, Michael Kappe, dpa Finanzmini­ster Olaf Scholz (links) will die Grundsteue­r reformiere­n. Sein Parteikoll­ege Michael Schrodi will ihm dabei helfen.
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