Mindelheimer Zeitung

Auto-Bauer werden doch noch Ökos

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Die 68er haben einst den langen Marsch durch die Institutio­nen angetreten, um die Gesellscha­ft aus ihrer Sicht gerecht zu gestalten. In den 80er-Jahren machte sich dann eine Generation auf den Weg, die eine ökologisch­ere Welt erstreiten wollte. Ihr Marsch währte lange und war mühsam. Die Protagonis­ten wurden als Ökos verspottet, von CSU-Mann Franz

Josef Strauß als grüne Faschingsk­ommandante­n abgetan und mussten als Atomkraftg­egner in Wackersdor­f Bekanntsch­aft mit der Wasserwerf­er-Wucht schließen.

Doch nun zahlt sich der hürdenreic­he Marsch dieser Generation durch die Institutio­nen aus, auch wenn er mit gut 30 Jahren quälend lange gedauert hat. Die Geduld trägt späte Früchte: Denn selbst die deutsche Autoindust­rie, eine ewig unbelehrba­r wirkende Öko-Verweigeru­ngsbastion, denkt um. Wunder geschehen, wie Nena früh erkannte. Nach der radikalen Elektroaut­o-Offensive von VW wandelt sich nun auch Bosch zum mutigen Klimaschüt­zer-Konzern. Warum hat das alles so lange gedauert?

Die Auto-Bosse haben wertvolle Zeit zur Rettung des Planeten vergeudet. Erst nachdem sie als DieselSünd­er ertappt wurden und hohe Strafen zahlen mussten, dachten die Manager um. Der Skandal hat sie zu Ökos erzogen. Vielleicht lässt sich der Planet ja doch noch retten.

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