Mindelheimer Zeitung

Petition von Schülern hat Erfolg

Lehrer müssen über Depression aufklären

- VON SARAH RITSCHEL

München Eine Gruppe Abiturient­en aus dem Landkreis München hat durchgeset­zt, dass an Bayerns Schulen künftig mehr über Depression­en aufgeklärt werden muss. Die Schüler hatten eine Petition im Internet gestartet, die mehr als 42000 Menschen unterschri­eben. Mit den Stimmen der Regierungs­parteien und der Opposition verwies der Bildungsau­sschuss im Landtag die Petition am Donnerstag einstimmig zur Würdigung ans Kultusmini­sterium. Das ist äußerst selten. Weniger als zwei Prozent der 2400 Petitionen, mit denen sich der Landtag jährlich befasst, schaffen das.

Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) und seine Experten sollen jetzt bis zur Sommerpaus­e ein Konzept entwickeln, wie das Thema Depression künftig an Schulen behandelt wird. Einen ersten ZehnPunkte-Plan hatte Piazolo als Reaktion auf das Engagement der Schüler schon in dieser Woche vorgestell­t. Angehende Lehrer sollen demnach künftig darin ausgebilde­t werden, Depression­en bei Schülern rechtzeiti­g zu erkennen. Und die 900 Schulpsych­ologen in Bayern bekommen Verstärkun­g von 100 weiteren Psychologe­n und Sozialpäda­gogen.

Im Vergleich zu anderen Altersklas­sen ist die Depression unter Jugendlich­en weit verbreitet. Zwischen drei und zehn Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen in Deutschlan­d sind depressiv. Bei etwa 70 Prozent bleibt die Depression unerkannt und unbehandel­t.

Die Schüler aus dem Kreis München haben auch einen Film über das Tabu-Thema gedreht: „Grau ist keine Farbe“. Ein Mädchen sagt darin: „Wirklich gekümmert hat sich kein Lehrer um mich.“Alexander Spöri, 18 Jahre alt und einer der Initiatore­n der Petition, hofft, dass sich das jetzt ändert. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte er unserer Redaktion. „Es ist gut, dass konkret festgelegt wurde, dass bis Sommer ein Konzept stehen soll.“Der schwäbisch­e Grünen-Abgeordnet­e Maximilian Deisenhofe­r hatte sich vorher wochenlang für die Petition der Schüler eingesetzt. Auch er ist froh über das Ergebnis: „Sie haben einen wunden Punkt in unserem Bildungssy­stem getroffen.“

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