Dieser Mann ist ein Aufreger
ORF distanziert sich von Jan Böhmermann
Wo auch immer es zuletzt um den deutschen Satiriker Jan Böhmermann ging, eines war absehbar: Der Mann sorgte für aufgeregte Diskussionen. So nun auch in Österreich. Böhmermann hatte der ORF-Sendung „kulturMontag“ein Interview zu einer Ausstellung im Künstlerhaus Graz gegeben, die er am vergangenen Freitag eröffnet hatte: „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich“– basierend auf seiner „Deuscthland“-Ausstellung 2017 im NRW-Forum Düsseldorf. In der Grazer Ausstellung werden Besucher beim Eintritt per Passkontrolle in Österreicher und Ausländer eingeteilt; später erleben sie einen „virtuellen Nazi History Themenpark“und sehen Österreichs Vizekanzler Heinz-Christian Strache von der rechtspopulistischen FPÖ bei vermeintlichen Wehrsportübungen.
Im ORF-Interview sagte Böhmermann unter anderem, Strache haue „volksverhetzende Scheiße“auf Facebook raus. ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz nannte er einen „Versicherungsvertreter mit Haargel“. Moderatorin Clarissa Stadler erklärte daraufhin: „Der ORF distanziert sich von den provokanten und politischen Aussagen (...) Aber wie Sie wissen, darf Satire alles und der öffentlich-rechtliche Rundfunk künstlerische Meinung wiedergeben.“Kulturchef Martin Traxl rechtfertigte sich dafür mit dem „Objektivitätsgebot“, dem der ORF unterliege. Die Abmoderation sei „auf keinerlei Druck von innen oder außen entstanden“.
Die Reaktionen auf das Interview und den Umgang des Senders damit fielen harsch aus. „Der ORF entwickelt sich immer mehr zu einer reinen Propagandamaschine von Rot-Grün“, sagte etwa FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky und sprach von einer „Beschimpfungstirade gegen Österreich“. Vilimsky war es auch, der ORF-Moderator Armin Wolf kürzlich drohte, dessen kritisches Interview mit ihm werde „Folgen“haben – was als Angriff auf die Pressefreiheit gewertet wurde. Andere sahen in der Abmoderation daher ein Einknicken des ORF vor den mitregierenden Populisten der FPÖ. „Ihr Kanzler hat das Reden mit Faschisten zum Grundprinzip seiner Regierungsarbeit gemacht, aber das schwächt die Rechten nicht“, sagte Böhmermann der österreichischen Zeitung Falter. „Rechte werden kleiner, wenn man ihnen das Forum entzieht.“Den ORF kritisierte er via Twitter scharf. (mit wida)