Neue Ära im Klostermuseum
Benediktiner Leben der Ottobeurer Mönche soll anschaulicher präsentiert werden, zum Beispiel mit Videos. Warum auch eine „Riech-Orgel“zum Konzept gehört. Bürger können Ideen einbringen
Ottobeuren Die sehenswerte Allgäuer Museumslandschaft soll um eine weitere Attraktion reicher werden: Für 1,9 Millionen Euro wird die bestehende Einrichtung im Benediktiner-Kloster Ottobeuren umgestaltet und völlig neu konzipiert. Dabei kann sich die Bevölkerung aktiv einbringen – bei einem Aktionstag am Sonntag, 12. Mai.
Das Museum wurde 1881 von Pater Magnus Bernhard und Pater Kaspar Kuhn gegründet. Damit entstand nach Kaufbeuren das zweitälteste Museum im Allgäu. Die heutige Präsentation stammt von Pater Ägidius Kolb, der sie 1984 erstellte. Das sei aber nicht mehr zeitgemäß, erzählt Frater Tobias, der heute für das Museum zuständig ist. Daher wird nun an einer Neukonzeption gearbeitet, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden soll.
Man habe eine bemerkenswerte Kunstsammlung, aber es fehlten ein „roter Faden“und eine klare thematische Struktur, sagt Frater Tobias. Zudem seien an vielen der derzeit etwa 400 Ausstellungsstücken zu wenig Beschriftungen und auch die herrlichen Räume kämen noch nicht ausreichend zur Geltung.
Das wird nun anders. Die Zahl der Exponate soll etwa halbiert werden, getreu dem Motto „Weniger ist mehr“. Besondere Stücke rücken stärker in den Fokus – zum Beispiel der Alexander-Mantel aus dem 8.Jahrhundert in einer „geistlichen Schatzkammer“oder ein Richtschwert, das auf die Herrschaftsstrukturen des Klosters hinweist. Zudem soll der Aspekt „Klösterliches Leben“stärker als bisher darwerden – unter anderem mit Interview-Stationen. Immerhin leben auch heute noch 14 Benediktinermönche im Kloster Ottobeuren – in ununterbrochener Tradition seit dem Jahr 764.
Letztlich werde es mehr Informationen als bisher geben, sagt Frater Tobias – auch vermittelt mit modernen technischen Hilfsmitteln wie Audio-Guides. Überlegungen gibt es auch für Videos, die per App abgerufen werden können – und ein Hologramm, das beispielsweise Abt Johannes Schaber quasi live ins Geschehen kommen lässt.
Fest steht bereits, dass einzelne Mönche per Video von sich und ihrem Leben im Kloster erzählen. Geplant ist auch eine „Riech-Orgel“, bei der Heilkräuter erschnuppert werden können, sowie ein „Raum der Stille“. Mit einer dreidimensionalen Darstellung wird die bauliche Veränderung des Klosters gezeigt. Besonders spannend wird es für Kinder und Jugendliche – denn es wird auch betastbare Objekte ge
Im Kaisersaal stehen 16 Statuen der Habsburger
ben. Damit das gut gelingt, sind von Anfang an Museumspädagogen beteiligt. Eine solche Kraft soll zudem fest angestellt werden – um direkt auf Schulen zuzugehen und Projekte wie eine mittelalterliche Schreibwerkstatt zu organisieren.
Ein besonderer Blickfang bleibt die barocke Bibliothek, deren Stuck von J.B. Zimmermann und deren Deckengemälde von Elias Zobel stammen. Der helle Raum wird umrahmt von den Bücherregalen mit ihren rund 13 000 Bänden vor allem aus dem 16. bis 18.Jahrhundert. 44 Säulen tragen die Galerie. Ein Teil der Druckwerke ist aus konservatorischen Gründen ausgelagert.
Sehenswert ist auch der Kaisersaal. Er ist der größte Repräsentationsraum des Reichsstiftes. Das Deckengemälde zeigt die Krönung Kaiser Karls des Großen. Die Ausgestellt
stattung mit 16 Statuen der Habsburger Kaiser gibt dem Saal einen monumentalen Charakter. Da ein Teil der Hängeverbindung ausgerissen und von Wasser und Fäulnis beschädigt ist, wird hier ab Oktober saniert. Damit jedermann Zugang hat, wird erstmals ein Aufzug eingebaut. Die Kosten dafür trägt der Freistaat Bayern als Eigentümer des Klosters. Das Land nutzt einige Klosterräume auch für seine Staatsgalerie. Schließlich wurde das alte Reichsstift Ottobeuren 1802 dem Kurfürstentum Bayern einverleibt.
Doch bis das neue Museum fertig ist, gibt es noch einiges zu tun. Noch vor der Sommerpause soll das Konzept für die knapp 900 Quadratmeter Ausstellungsfläche konkretisiert und im Herbst ein „InszenierungsWettbewerb“für Architekten abgeschlossen sein. Im Juni 2021 soll feierliche Eröffnung sein. Nach dann nur etwa vier Jahren sei das durchaus ambitioniert, sagt Frater Tobias. Um lächelnd zu ergänzen: „Aber machbar!“