Mindelheimer Zeitung

In Würde altern

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger-allgemeine.de

Je aufgeregte­r Deutschlan­d über den Klimaschut­z oder den Mangel an bezahlbare­m Wohnraum diskutiert, desto weiter rückt die vielleicht größte soziale Frage unserer Zeit in den Hintergrun­d. Wie wir im Alter leben wollen, wer uns einmal pflegen soll und wie wir das alles in einer rasant alternden Gesellscha­ft überhaupt bezahlen wollen: Darauf hat bisher noch keine Bundesregi­erung eine nachhaltig­e Antwort gefunden. Gesundheit­sminister Jens Spahn bemüht sich zwar mehr als seine Vorgänger, junge Menschen für den Pflegeberu­f zu begeistern und die finanziell­en Rahmenbedi­ngungen zu verbessern, die jüngsten Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit aber sprechen eine klare Sprache. So schnell wie der Bedarf an Pflegekräf­ten in Altenheime­n und ambulanten Diensten wächst, kommen die Schulen mit dem Anwerben und Ausbilden gar nicht hinterher. Für eine bessere Pflege und ein Altern in Würde aber demonstrie­rt kein Schüler am Freitagvor­mittag, obwohl die Generation der jetzt Heranwachs­enden in ein, zwei Jahrzehnte­n die Kosten für den sich bereits abzeichnen­den Pflegenots­tand bezahlen wird. Mit Beitragssä­tzen von drei oder vier Prozent eines Monatsgeha­ltes lässt sich eine menschenwü­rdige Pflege auf Dauer sicher nicht finanziere­n.

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