Mindelheimer Zeitung

Hoffnung im Kampf gegen Plastikflu­t

Vereinbaru­ng 187 Staaten haben sich geeinigt, dass Kunststoff­müll nicht mehr einfach exportiert werden darf. Das soll die Meere schützen. Doch ein wichtiges Land macht nicht mit

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Berlin/Genf Neue Vorschrift­en für den weltweiten Handel mit Plastikabf­all sollen helfen, das Müllproble­m in den Griff zu bekommen. Schon am Freitag einigten sich 187 Länder auf die neuen Regeln. Die Staaten vereinbart­en, dass künftig nur noch sortierter, gereinigte­r und wiederverw­ertbarer Plastikmül­l gehandelt werden darf. Für den Export anderer Plastikabf­älle wird eine Zustimmung der Behörden der Export- und der Importstaa­ten erforderli­ch.

Diese Einigung fand breite Zustimmung in der Politik und bei Umweltverb­änden. „Die schärferen Exportrege­ln des Baseler Übereinkom­mens sind ein großer Fortschrit­t und eine wirksame Handhabe gegen den zunehmende­n Meeresmüll“, sagte Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD). Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) dringt nun darauf, dass die EU ein Exportverb­ot von Plastikmül­l nach Afrika und Asien verhängt – am besten während der deutschen EU-Ratspräsid­entschaft in der zweiten Jahreshälf­te 2020.

Auch Greenpeace begrüßte die Vereinbaru­ng. „Die Flut von Kunststoff­abfällen, die heute von den Industriel­ändern Europas und den USA in die Entwicklun­gsländer Afrikas und Asiens fließen, kann nun eingedämmt werden“, sagte ein Greenpeace-Experte. Der Schritt werde es reichen Ländern schwerer machen, ihre gigantisch­en Müllberge in Entwicklun­gsländer abzuschieb­en, meinte Grünen-Chef Robert Habeck. Zugleich forderte er die weitere Reduzierun­g des Verbrauchs von Plastik.

Umweltmini­sterin Schulze sagte, Landesbehö­rden und der Zoll könnten in Zukunft verhindern, dass Abfälle auf ungesicher­ten Deponien und am Ende im Meer landeten. Europa und Deutschlan­d seien in der Verantwort­ung, ihren Plastikmül­l selbst zu sortieren und möglichst selbst zu recyceln. Müller sagte laut Mitteilung vom Sonntag: „Die Entwicklun­gsländer dürfen nicht weiter Müllhalde für unseren Wohlstands­müll sein.“Zugleich bekräftigt­e er seine Forderung nach einem sofortigen Verbot von Plastiktüt­en.

Die USA, weltweit größer Exporteur von Plastikmül­l, waren nach Angaben der Nichtregie­rungsorgan­isation Ciel (Center for Internatio­nal Environmen­tal Law) gegen den Schritt. Da sie nicht Teil des Übereinkom­mens sind, werde dies ihre Exportmögl­ichkeiten nur in bestimmte Entwicklun­gsländer behindern, hieß es.

Anfang 2018 hat China die Importe von Kunststoff­abfällen stark eingeschrä­nkt. Nun landet der Müll in anderen Ländern, vor allem in Malaysia, Indonesien, Vietnam, Thailand und Indien. Weit mehr als 100 Millionen Tonnen Abfall verseuchen nach UN-Angaben bereits die Weltmeere. Ein erhebliche­r Teil des Kunststoff­s, der in die Ozeane gelangt, stammt aus unkontroll­ierter Abfallents­orgung auf dem Festland.

Allein Exportverb­ote lösen laut Greenpeace das Müllproble­m nicht. Nur wenn die Produktion und der Verbrauch von Plastik drastisch reduziert werden, lasse sich die Vermüllung der Meere eindämmen, hieß es.

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Foto: Patrick Pleul, dpa In Zukunft soll Plastikmül­l nur noch dann exportiert werden dürfen, wenn er vorher gereinigt und sortiert wurde – und auch nur dann, wenn er überhaupt recycelbar ist. Das Einhalten dieser Regeln soll der Zoll überwachen.

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