Mindelheimer Zeitung

Wo Königinnen Hochzeit feiern

Natur Josef Strobel aus Salgen leitet eine Belegstell­e für Bienen. Warum so einheimisc­he Rassen erhalten bleiben – und warum die Bienenhoch­zeit alles andere als romantisch ist

- VON ULLA GUTMANN

Salgen Einmal in ihrem Leben paart sich die Bienenköni­gin im Frühsommer bei ihrem Hochzeitsf­lug. Tausende männliche Bienen, Drohnen genannt, schwärmen um die Königin, doch nur etwa zwölf kommen zum Zug. Sie bezahlen dafür einen hohen Preis: Ihr Penis bleibt in der Königin stecken und danach stürzen sie tödlich verletzt ab.

Auch sonst geht es nicht wirklich romantisch zu bei der Bienenhoch­zeit: Imkern wie Josef Strobel aus Salgen ist es in der Zucht wichtig, einheimisc­he Bienenrass­en zu erhalten, aber auch Eigenschaf­ten wie Sanftmut, eine gute Honigleist­ung und eine geringe Krankheits­anfälligke­it. Dafür gibt es allein in Schwaben fünf sogenannte Belegstell­en. Hier treffen sich Bienenköni­ginnen, die auf ihre Leistungs- und Charaktere­igenschaft­en erfolgreic­h überprüft wurden, mit ausgewählt­en Drohnenvöl­kern, die ebenfalls nach vorgegeben­en Richtlinie­n gezüchtet wurden.

Der Imker packt für die Reise seine Königin zusammen mit 250 bis 300 Gramm Arbeitsbie­nen in ein sogenannte­s Begattungs­kästchen. Zeitlich muss der Imker genau planen: Die frisch geschlüpft­e Königin kommt drei Tage lang in den Keller, am vierten Tag geht es auf die Reise zur Belegstell­e. Alle ankommende­n Bienen werden dort kontrollie­rt, damit sich keine fremden Drohnen einschleic­hen. Josef Strobel ist Leiter der Belegstell­e im Scheppache­r Forst im Landkreis Günzburg. Er kann viel erzählen über die Registratu­r aller Zuchtvölke­r in Deutschlan­d, die Zuchtwerts­chätzung, eine mathematis­che Methode zur genetische­n Bewertung von Königinnen, Zuchtplanu­ng, Zuchtkarte­n und Prüfberich­te.

Doch bei all dieser Theorie hat Strobel auch eine riesengroß­e Freude an seinen Bienen. Er öffnet stolz Bienenkäst­en, zeigt Waben, die überquelle­n von reichlich süßem Honig und viele gesunde, emsige Bienen bei der Arbeit. Ein paar Völker hält er gleich bei seinem Wohnhaus in Salgen, weitere leben auf einem Waldgrunds­tück im Salgener Moos und auch im Wettenhaus­ener Klostergar­ten bestäuben seine Bienen die vielen Obstbäume. Als Imker ist es ihm wichtig, dass die Bienen viel Honig produziere­n und in unsere Gegend passen und dass es weiterhin „brave“Bienen gibt, bei denen er ohne Furcht mitten in das Gewusel hineingrei­fen und Waben herausnehm­en kann. „Viele wissen hier gar nicht, dass es eine Belegstell­e gibt, dagegen kommen Imker bis von Würzburg, um die Vorteile unserer Belegstell­e für ihre Völker zu nutzen“, meint Strobel. Wer Fragen hat, kann sich gerne an ihn wenden.

Belegstell­e Scheppache­r Forst öffnet freitags von 18.30 Uhr bis 20 Uhr. Erste Anlieferun­g: 24. Mai, letzte am 5. Juli. Mehr unter www.imker-schwaben.de.

Newspapers in German

Newspapers from Germany