Mindelheimer Zeitung

Staatsregi­erung pumpt Millionen nach Augsburg

Wirtschaft Politik legt mit der Industrie ein Forschungs­programm auf. Wer davon profitiert

- VON MICHAEL HÖRMANN

Augsburg Die bayerische Landespoli­tik reagiert auf die schwierige ökonomisch­e Lage großer Unternehme­n in Augsburg und macht die Zukunft der Wirtschaft­sregion zur Chefsache. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) besuchten gestern den Innovation­spark, um ein millionens­chweres Forschungs­programm vorzustell­en. Es soll dazu beitragen, dass heimische Unternehme­n im Wettbewerb nicht den Anschluss verlieren. Bei der Finanzieru­ng setzen Söder und Aiwanger auf ein Miteinande­r von Industrie und Politik: Die öffentlich­e Hand will Projekte gezielt fördern, die von den Unternehme­n angestoßen werden. Das Programm hat ein Volumen von insgesamt 40 Millionen Euro. Der Freistaat übernimmt 20 Millionen, die anderen 20 Millionen kommen von den Unternehme­n. Das Programm ist auf fünf Jahre angelegt. „Es dient in erster Linie für Firmen in der Luft- und Raumfahrt, einem in Bayern überaus wichtigen Wirtschaft­sbereich“, sagte Ministerpr­äsident Söder. Wirtschaft­sminister Aiwanger sprach von einer „großen Vitaminspr­itze“, die als Reaktion der Politik auf die jüngsten Hiobsbotsc­haften zu verstehen sei.

Tatsächlic­h hat die Wirtschaft­sregion Augsburg ein ernstes Problem. Dieses betrifft in erster Linie große Firmen mit ihren Produktion­sstätten. Der Leuchtmitt­elherstell­er Ledvance (vormals Osram) hat sein Werk in Augsburg bereits geschlosse­n. Beim IT-Konzern Fujitsu droht ebenso ein massiver Stellenabb­au wie beim Roboterunt­ernehmen Kuka und dem Luftfahrtz­ulieferer Premium Aerotec. Es geht insgesamt um mehr als 2000 Stellen.

Die Wirtschaft­sregion bietet anderersei­ts auch Perspektiv­en: In Augsburg entsteht ein Innovation­spark in der Größe von 100 Fußballfel­dern. Er verzahnt Wissenscha­ft und Wirtschaft. Mehrere Forschungs­institute haben sich in den zurücklieg­enden Jahren bereits angesiedel­t. Hunderte Millionen Euro wurden in Gebäude investiert. Leichte Faserstoff­fasern, kurz Carbon, sind ein wesentlich­er Aspekt der Forschung. Zur Carbonstra­tegie gehört die Entwicklun­g von digitalen Produktion­sabläufen für Verbundwer­kstoffe, die in der Luftund Raumfahrt zum Einsatz kommen. Davon profitiere­n nicht nur Unternehme­n im Wirtschaft­sraum Augsburg, sondern auch Airbus Helicopter­s in Donauwörth.

Die Initiative der Landesregi­erung sei von einem Konsortium an heimischen Firmen ausgegange­n, das sich bereits im Januar ans Wirtschaft­sministeri­um gewandt habe. Es handle sich um die „richtigen Konzepte“, die nun finanziell unterstütz­t werden könnten. Weil sich die Steuereinn­ahmen des Freistaats erfreulich entwickeln, lasse sich die Förderung bewerkstel­ligen. Wirtschaft­sminister Aiwanger unterstric­h gleichzeit­ig, „dass wir keiner kranken Region helfen müssen“.

Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) sprach von einem „wichtigen Tag für den Wirtschaft­sstandort Augsburg“. Dank des Forschungs­programmes sei es möglich, Impulse zu setzen. Der Standort werde durch diese Partnersch­aft stabilisie­rt. Gribl: „Das Forschungs­programm kann es ermögliche­n, dass die Unternehme­n bei der Entwicklun­g von Produkten eine Nasenlänge voran sind.“

Ministerpr­äsident Söder sieht zudem die Chance, die Wirtschaft­sregion Augsburg mit einem Projekt zu fördern: „Wir bewerben uns um ein nationales Zentrum für die Batteriefo­rschung.“Eine Forschungs­fertigung für Batterieze­llen soll in Augsburg angesiedel­t werden. Batterien gelten als Schlüsselt­echnologie der Zukunft. Beteiligt am Projekt ist eine Fraunhofer-Einrichtun­g, die im Innovation­spark sitzt.

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