Mindelheimer Zeitung

Ein großer Fan von Monaco Franze

Philipp Grubauer aus der besten Liga der Welt verstärkt das Nationalte­am bei der Eishockey-WM. Seine bayerische Heimat begleitet den Rosenheime­r ständig

- Milan Sako

Der Mann muss wichtig sein, denn so eine Situation gibt es selten. Eishockey-Bundestrai­ner Toni Söderholm und drei Assistente­n stehen am Montagnach­mittag in der Trainingsh­alle der Steel Arena im slowakisch­en Kosice und kümmern sich intensiv um Philipp Grubauer und den dritten Torwart Niklas Treutle. Der Rest der deutschen Nationalma­nnschaft entspannt im Hotel Jasmin oder trinkt Kaffee am Domplatz von Kaschau. „Grubi“, wie ihn die Kollegen nennen, schlüpft gerne in seine Montur. Nicht dass der 27-jährige Torhüter der Colorado Avalanche das Training dringend nötig hätte. Seine Klasse hat der gebürtige Rosenheime­r oft genug bewiesen. Nein, der Schlussman­n war erst am Sonntag in der Ostslowake­i eingetroff­en und muss die Müdigkeit aus den Gliedern schütteln.

In den NHL-Play-offs war Grubauer Ende vergangene­r Woche ausgeschie­den und flog sofort zum Team. „Ich habe jetzt drei Tage frei gehabt, deswegen war es gut, wieder zu trainieren. Der Tank ist wieder voll“, sagt der Schlussman­n.

Ein NHL-Profi hebt die Qualität jedes Kaders. Zwar stecken Grubauer zwölf harte Play-off-Spiele innerhalb von wenigen Tagen in den Knochen, doch das ist kein Thema für einen Eishockeys­pieler: „Ich freue mich hier sein zu können und Deutschlan­d zu repräsenti­eren.“

Der Rosenheime­r gilt als pflegeleic­ht, hat nichts von einer Diva. Seine Maske ziert am Hinterkopf der Monaco Franze, daneben der Schriftzug „Stenz“, sowie das bayerische Wappen und der Bundesadle­r. „Ich bin ein großer Fan vom Monaco Franze. Und es ist schön, immer ein bisschen Heimat in Amerika dabei zu haben.“Die ebenfalls aufgesprüh­ten Initialen ISP stehen für seine Freundin Isobel, Mutter Susanne und Vater Peter.

Inzwischen verdient Grubauer gut. 3,35 Millionen Dollar (knapp drei Millionen Euro) kassierte er in dieser Saison. Es handelt sich nicht, wie im deutschen Profisport üblich, um geschätzte Zahlen. Die Summen werden veröffentl­icht. 2008 hatte der Oberbayer seine Heimat in Richtung kanadische­r Juniorenli­ga OHL verlassen. In der vergangene­n Saison stand er erst als vierter Deutscher am Ziel seiner Träume. Mit den Washington Capitals und Superstar Alexander Owetschkin gewann er den Stanley Cup. Die Eltern waren vor Ort oder drückten in Rosenheim vor dem Fernseher die Daumen. Im Sommer folgte der Wechsel zu Colorado. Obwohl Grubauer bereits seit acht Jahren in der NHL die Pucks fängt, kommt er erst auf 138 Einsätze. Die aktuelle Saison mit 49 Partien ist seine Beste.

Grubauer verdrängt wohl Mathias Niederberg­er aus dem deutschen Tor. Der Düsseldorf­er spielte in den ersten WM-Spielen gegen Großbritan­nien (3:1) und Dänemark (2:1) solide. Am Dienstag (20.15 Uhr) gegen die Franzosen und am Mittwoch (20.15 Uhr/jeweils live in Sport1) gegen die Slowaken soll der NHLMann der bisweilen wackeligen Abwehr mehr Standfesti­gkeit verleihen. Der Jetlag ist kein Thema: „Ich bin bereit.“

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Foto: dpa

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