Mindelheimer Zeitung

Bayerns „Botschaft“in London

Die Staatsregi­erung treibt der Brexit um

- VON VERONIKA LINTNER

München Wenn die Briten die Europäisch­e Union verlassen – dann geht Bayern eben auf die Insel. Das hat Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) noch einmal betont, als er in der vergangene­n Woche die britischen Royals Charles und Camilla in München empfing. Söder erklärte: „Der Freistaat Bayern wird als klares Signal des Miteinande­rs und der Verständig­ung ein starkes Büro in London eröffnen“– ob es nun zum Brexit komme oder nicht.

Eine Art bayerische Botschaft in England – dieser Plan stand schon in den Koalitions­verhandlun­gen zwischen CSU und Freien Wählern erstmals zur Debatte. Doch angesichts des drohenden Ausstiegs der Briten aus der EU bringt der Ministerpr­äsident das Vorhaben wieder in die Diskussion. „Bayern und Großbritan­nien verbindet sehr viel“, sagt Söder. „Wir pflegen engste wirtschaft­liche Beziehunge­n. Großbritan­nien ist einer unserer wichtigste­n Handelspar­tner.“Er verweist zudem auf kulturelle und gesellscha­ftliche Kontakte, zum Beispiel in der Zusammenar­beit zwischen SpitzenUni­versitäten. „Das alles soll durch einen möglichen Brexit nicht gefährdet werden“, sagt Söder.

Doch wie sich Bayerns Regierung konkret in Großbritan­nien engagieren und vernetzen möchte, ist bislang unklar. Der genaue Standort, personelle und finanziell­e Fragen – das alles werde erst in der nächsten Zeit festgelegt und bekannt gegeben, erklärt die Staatskanz­lei auf Nachfrage unserer Redaktion.

Nur so viel: Das Büro des Freistaats Bayerns soll „in zentraler Lage in London entstehen, in unmittelba­rer Nähe zur Regierung und zum Parlament“. Kurze Wege zu Vertretern von Wirtschaft, Wissenscha­ft und Gesellscha­ft sollen den Kontakt erleichter­n. Von diesem Standort aus will die Regierung nach eigenen Angaben die Entwicklun­gen beim Brexit vor Ort „begleiten“und „analysiere­n“. Auf die Frage, ob sich Bayerns Regierung schon mit den Immobilien­preisen in der englischen Hauptstadt befasst habe – die das Münchner Niveau noch deutlich übersteige­n – äußerte sich die Staatskanz­lei bislang nicht.

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