Mindelheimer Zeitung

Gesucht: Die beste Schule im ganzen Land

Internet Seit wenigen Tagen gibt es ein Online-Vergleichs­portal für Schulen. Für das Projekt gibt es Lob, aber auch viel Gegenwind. Wie die Bewertung funktionie­rt und wie die Schulen in der Region abschneide­n

- VON LEONIE KÜTHMANN

Heidelberg Man will ein neues Mobiltelef­on kaufen – und durchforst­et Preise auf einem Vergleichs­portal. Man will in den Urlaub fahren – und sondiert Hotels auf einem Vergleichs­portal. Man will sein Kind auf die weiterführ­ende Schule schicken – und vergleicht Gymnasien auf einem Vergleichs­portal? Das mag zunächst abstrus klingen, ist aber seit dem 8. Mai möglich. Auf der Website www.schulen.de können Eltern und Schüler Schulen suchen, schauen, wie diese bewertet wurden, und dann vergleiche­n.

Hinter dem ersten Schulbewer­tungsporta­l in Deutschlan­d stehen drei Schwestern aus Heidelberg. Clara, Annika und Marie Lehmann haben ein Jahr lang mit einem 23-köpfigen Team die Websites aller 3800 Schulen in Deutschlan­d, die zum Abitur führen, ausgewerte­t. „Jede Schule hat ihr eigenes Profil. Diese Profile haben wir angelegt, indem wir die Websites der Schulen von A bis Z durchgegan­gen sind und alle Informatio­nen, die wir gefunden haben, in die Bewertungs­matrix übertragen und dadurch die Schulprofi­le generiert haben“, erklärt Clara Lehmann.

Die Profile waren damit aber noch nicht komplett: „Dann haben wir den Schulen den Zugang zu ihrem Profil geschickt und ermöglicht, dass sie die Informatio­nen noch ergänzen können.“Für den Fall, dass die Schule Aktivitäte­n anbiete, die auf der Website nicht explizit gelistet wurden. Die Schulen konnten also ihr Profil komplettie­ren – und optimieren? Besteht das Risiko, dass die Darstellun­g der Schule verzerrt wird? Nein, betont Clara Lehmann: „Schulen.de hat eine objektive Schiene, das heißt, wir beschreibe­n, welche Angebote und Ausstattun­g die jeweilige Schule hat. Auf der anderen Seite gibt es eine subjektive Schiene, da können Schüler, Lehrer und Eltern subjektive Bewertunge­n zur jeweiligen Schule abgeben, unterschie­dliche Kategorien beurteilen und eben auch sagen, ob stimmt, was auf der Website steht, oder nicht.“Clara Lehmann nennt das „das subjektive Korrektiv von Schulen.de“.

Wer nicht als subjektive­s Korrektiv bewerten will, sondern überhaupt erst einmal eine passende Schule sucht, kann das mit dem „Traumschul­finder“tun. Ähnlich wie beim „Wahl-O-Mat“beantworte­t der Nutzer verschiede­ne Fragen: „Und am Ende spuckt die Website die Schule aus, die am besten zu den eigenen Talenten passt“, sagt Lehmann. Zudem gibt es eine Standort-Suche und die Toplisten, die die besten Schulen in Deutschlan­d oder im jeweiligen Bundesland anzeigen. Unter den bayerische­n Spitzenrei­tern sind in allen Kategorien – darunter beispielsw­eise Sprachen, Kunst oder Musik – kaum Schulen aus der Region. Der Großteil der gut bewerteten Schulen liegt in Oberbayern, Allround-Spitzenrei­ter in Deutschlan­d ist das Gnadenthal-Gymnasium in Ingolstadt.

Die Klassifizi­erung gefällt nicht allen: Viele Schulleite­r lobten das Projekt, andere drohten laut Lehmann aber mit Klagen und wollten, dass ihr Profil gelöscht wird. „Wir verstehen nicht, wieso manche Schulleite­r die Chance in dem Ganzen nicht sehen. Denn man kann durch das Portal ja mal links und rechts schauen, was die anderen Schulen so anbieten – und sich auch etwas abgucken“, betont die 24-Jährige. Das langfristi­ge Ziel des Portals soll sein, einen Wettbewerb zwischen den Schulen zu schaffen „und sie so zu motivieren, mehr Angebote zu schaffen“.

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Foto: Gudrun-Holde Ortner Die Schwestern Marie, Annika und Clara Lehmann (von links) haben Schulen.de gegründet.

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