Gelungene Überraschung zum stolzen Jubiläum
BRK Vor 125 Jahren begann die Geschichte der Rot-Kreuz-Bereitschaft in Bad Wörishofen. Pfarrer Sebastian Kneipp gab einst selbst den Anstoß. Beim Festakt geht es auch um den von vielen Bürgern vermissten 24-Stunden–Rettungswagen
Bad Wörishofen Was für die Bürger nötig ist, wusste Pfarrer Sebastian Kneipp damals ziemlich genau – und in der Regel hat er gleich selbst mit angepackt, um Missstände zu beheben. So kam es, dass Kneipp vor 125 Jahren auch die Gründung einer Sanitätskolonne für Wörishofen stark unterstützte. In der Chronik der Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes Bad Wörishofen ist zu lesen: „Es möchten doch recht viele junge Leute dem Beispiel der heute Geprüften folgen und sich denselben anschließen. Man sei ja, um etwas zu lernen, nie zu alt und an dem Erlernten trage keiner schwer. Man wisse auch nicht, ob man es nicht einmal gebrauchen könne. Man solle nur so fortfahren, er seinerseits wolle sein Möglichstes tun.“
Das taten alle Bereitschaftsbeteiligten intensiv und mit starkem Engagement bis auf den heutigen Tag. Und so lud Bereitschaftsleiter Markus Böhm zu einem Festakt ins Kulturhaus Zum Gugger ein. Sein Stellvertreter Georg Stürzel berichtete dort von den wichtigsten Ereignissen der vergangenen Jahrzehnte, ja, eines ganzen Jahrhunderts und darüber hinaus. So sei am 18. August 1894 eine Gründungsversammlung in der Wandelhalle des damaligen Kreuzerbades einberufen worden. Zum Präsidenten wurde damals Dr. Alfred Baumgarten gewählt. Im Protokollbuch steht, was sich die Gründer damals vornahmen: Erstens jungen Leuten über die Erste Hilfe bei Unglücksfällen die notwendige Belehrung zu geben. Zweitens: Die praktische Ausübung des Erlernten einheitlich zu regeln und zu ordnen. Drittens: Passende gesellschaftliche Unterhaltung zu pflegen. Diese Regeln haben bis heute Gültigkeit. Immerhin sind von 82 Mitgliedern 68 aktiv in der Bereitschaft in Bad Wörishofen tätig. Außerdem gibt es 25 Jugendliche in der Bereitschaftsjugend. Sie sind die „Retter von Morgen“.
Von der 100-Jahr-Feier 1994 wusste Georg Stürzel zu berichten, dass die eigene Fahne geweiht wurde und dass es ein Benefiz-Fußballspiel mit den legendären Datschiburger Kickers gegeben habe, bei dem Nationalspieler Helmut Haller mitwirkte. Einer der Schiedsrichter war Ivo Holzinger, Altoberbürgermeister und der Vorsitzende des Kreisverbandes Unterallgäu. In ihrer Festrede betonte Brigitte Meyer, Vizepräsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes, unter anderem die hohen Werte der Menschlichkeit, die die Bereitschaft durch die vielen Jahre getragen und begleitet habe – und das unparteiisch, freiwillig, neutral und mit den weltweit geltenden Grundsätzen. Sie sagte: „Hier in Bad Wörishofen ist das seit 125 Jahren eine großartige Leistung. Darauf können Sie mit Recht stolz sein.“Die BRK Bereitschaft sei eine unverzichtbare Einrichtung, ein Pfeiler der Gesellschaft. Sie betonte: „Sie stellen ihre private Zeit in den Dienst der Gemeinschaft. Nur dadurch können wir die Dienste auf dem sehr hohen Niveau anbieten. Danke an Sie alle.“Angelika Schorer, Vorsitzende vom Bezirksverband, überreichte gemeinsam mit Brigitte Meyer die Henry-DunantPlakette für 125 Jahre Bereitschaft an Markus Böhm. Das sei eine besondere Auszeichnung, denn „es sind nur wenige, die das bekommen können.“Unterschrieben hat die Urkunde die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes Gerda Hasselfeldt. Außerdem überreichte Angelika Schorer einen Gutschein für die Bereitschaft. Ivo Holzinger, der Vorsitzende des Kreisverbandes Unterallgäu dankte für das Engagement, für die Kameradschaft und den großen Zusammenhalt. Außerdem betonte er die gute Zusammenarbeit mit der Polizei, der Freiwilligen Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen. Er nutzte die Gunst der Stunde, Markus Böhm zum 30. Geburtstag zu gratulieren, mit eigenem Rot-Kreuz-Wein in Weiß und Rot. Landrat Hans-Joachim Weirather schloss sich an und gratulierte ebenfalls. Er meinte launig „dass wir mit Markus Böhm einen jungen Mann haben, auf den dann ja noch Jahrzehnte Bereitschaft zukommen können.“Diese gesamte Bereitschaft sei keine Selbstverständlichkeit, die mit dem Tun und Wirken für das Unterallgäu eine unglaubliche Bereicherung sei.
Bürgermeister Paul Gruschka sagte: „125 Jahre im Dienst der Mitmenschen ist vor allem ein Anlass, den Mitgliedern Dank zu sagen für ihr großes Engagement und ihre Hilfsbereitschaft. Herzliches Vergelt’s Gott. Dies ist das Wertvollste, was ein Mensch einem anderen Menschen schenken kann.“Er erinnerte an die Zeiten, als in Bad Wörishofen auch während der Nachtstunden ein Einsatzfahrzeug für Notfälle bereit stand. Er sagte: „Wie sehr dieses Fahrzeug vermisst wird, zeigte seinerzeit eine große Unterschriftensammlung zum Erhalt des Standortes während der Nachtstunden. Auch ich war persönlich im Innenministerium. Leider waren alle Bemühungen vergeblich, zumindest bisher. Wir geben aber nicht auf.“
Er freue sich nun auf das Familienfest am Sonntag, 19. Mai mit Frühschoppen, Fahrzeugsegnung, den Kirchdorfer Musikanten und vielen Attraktionen. Das Fest beginnt um 10 Uhr am Rot-KreuzHaus, Kaufbeurer Straße 24. Den Festakt umrahmte Sanni Risch am Flügel und mit Gesang, unterstützt an der Posaune von Frauke Clausen.