Wenn Opa paukt
Weiterbildung Immer mehr Senioren zieht es an die Universität
Da reden sich die Karriere-Berater und Change-Manager den Mund fusslig vom lebenslangen Lernen und dem ewigen Streben nach verwertbarem Wissen. Der jung-dynamische Christian Lindner von der FDP will den diagnostizierten Weiterbildungsnotstand mit einem „Midlife-Bafög“bekämpfen. Und ausgerechnet die, die dem ökonomischen Hamsterrad längst entsprungen sind, hören in aller Radikalität auf die karrieristischen Parolen – und zwar aus purer Freude an der eigenen Selbstentfaltung.
Platon statt Rosenzüchten: Immer mehr Senioren stellen sich den Herausforderungen zwischen Hörsaal und Bibliothek und beginnen ein Studium. Raus aus der Komfortzone, rauf auf die harten Stühle der Seminarstuben. Geisteswissenschaften werden bevorzugt.
„Es gibt keine offiziellen Zahlen“, berichtet Bernd Werner Schmitt vom Akademischen Verein der Senioren in Deutschland. Der AVDS habe aber aus allen zur Verfügung stehenden Daten versucht, eine Richtgröße zu ermitteln. „Wir kommen auf 55 000 Seniorenstudenten, wenn man alle drei Studienformen zusammenzählt: den klassischen Gasthörer höheren Alters, die Studierenden in strukturierten Studiengängen für Senioren und Vollzeitstudenten ab 60 Jahren.“Die Zahlen werden wohl steigen, wenn erst einmal die Generation der Babyboomer in Rente geht – fit und finanziell bestens aufgestellt studiert es sich am besten.
Grundsätzlich kann jeder mit Hochschulreife in Deutschland ein Studium aufnehmen, unabhängig vom Alter. Wer den Prüfungsstress aber vermeiden will, nimmt besser als Gasthörer an Vorlesungen und Seminaren teil – an den meisten Unis geht das auch ohne Abitur.