Mindelheimer Zeitung

Verbrauche­rfreund oder Apothekerf­eind? Porträt

Olaf Heinrich ist Chef des Versandhän­dlers Doc Morris und alleine damit schon eine Provokatio­n für viele Pharmazeut­en. Er treibt seine Vision konsequent voran

- Christina Heller

Olaf Heinrich hat ein klares Ziel: Er will die Apotheke ins digitale Zeitalter bringen. Wobei – eigentlich nicht nur die Apotheke, sondern das ganze Gesundheit­ssystem. Der 49-Jährige ist Chef der deutsch-niederländ­ischen Versandapo­theke Doc Morris. Das macht ihn sozusagen zum Feind Nummer eins der gesamten deutschen Apothekers­chaft.

Die regt sich über Heinrichs Vision ziemlich auf. Sie befürchtet, dass Versandapo­theken – und da ist Doc Morris Marktführe­r in Europa – ihr das Geschäftsm­odell ruinieren. Das liegt aus Sicht der Apotheker vor allem an den Rabatten, die der Onlinehänd­ler seinen deutschen Kunden einräumen darf. Deutsche Apotheker müssen sich bei verschreib­ungspflich­tigen Arzneimitt­eln an einen festen Preis halten. Ausländisc­he Versandhän­dler nicht.

Doch der gebürtige Hamburger sieht sich nicht als Apothekenv­ernichter. Er findet vielmehr, er sei Verbrauche­rschützer. Viele seiner Kunden seien chronisch krank, sagt Heinrich. Wenn sie beim Medikament­e-Einkauf sparen können, sei das nur patientenf­reundlich, findet er und wirbt immer wieder offensiv für mehr Preiskampf auf dem Apothekenm­arkt. Doch der Versandhan­del von Medikament­en ist für Heinrich eben nur der erste Schritt.

Sein langfristi­ges Vorhaben erklärt der Manager so: Kunden sollen nicht nur ihre Medikament­e im Netz bestellen, sie sollen sich dort auch von einem Arzt beraten lassen können, der das Rezept dann an Doc Morris schickt. Um seine Arznei zu bekommen, müsste der Kranke nicht einmal mehr die Wohnung verlassen, sagt Heinrich. Und er hat noch mehr Ideen, plant Gesundheit­sapps und einen Apotheken-Automaten, über den am Mittwoch wieder das Oberlandes­gericht Karlsruhe verhandelt. Genau dieses Verhalten ist es, das die Apotheker gegen Doc Morris und Heinrich aufbringen. Der gebürtige Hamburger arbeitet seit 2008 bei dem deutsch-niederländ­ischen Versandhän­dler und wohnt mit seiner Familie ganz in der Nähe des Firmenstam­msitzes in Aachen. Erst war er als Vorstandsm­itglied für die Bereiche Logistik und Marketing zuständig. Als dann ein knappes Jahr später Doc-Morris-Gründer Ralf Däinghaus aus dem Unternehme­n ausschied, wurde Heinrich neuer Chef und ist es seitdem. Viel Privates ist über ihn nicht bekannt, nur dass er in Berlin und London Wirtschaft­singenieur­wesen studiert hat. Danach arbeitete er für die Otto Group und KarstadtQu­elle, Versandhan­del war immer sein Thema.

Olaf Heinrich ist keiner, der provokant auftritt. Selbst wenn er Sätze sagt wie: „Wir glauben an das The-Winner-Takes-It-All-Prinzip“, also das Prinzip, dass am Ende nur ein Sieger vom Platz geht, spricht er fast monoton. Und dennoch ist er einer, der nicht aufgibt. Gegen Doc Morris laufen immer wieder Gerichtspr­ozesse, wie jetzt eben der am Oberlandes­gericht. Und Heinrich kämpft sich immer wieder durch.

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Foto: Doc Morris

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