Mindelheimer Zeitung

Schade, dass Piëch Augsburg nicht mehr schützt

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allegemein­e.de

Dass sich VW-Patriarch Ferdinand Piëch aus dem Konzern zurückgezo­gen hat, ist bedauerlic­h. Knorrige Manager-Typen wie er sind leider Mangelware geworden. Heute geht es glattgebüg­elt zu. Der Druck der Finanzinve­storen auf Vorstandsb­osse ist zu groß.

Wer nicht pariert, fliegt. So lief es bei Thyssenkru­pp. Aktivistis­che Investoren wollen immer das Gleiche: Unternehme­n sollen zerschlage­n werden, etwa über Börsengäng­e

einzelner Bereiche. Dieser Mode ist auch Siemens-Chef Kaeser verfallen. Selbst Volkswagen kann sich dem Trend nicht entziehen. Die Wolfsburge­r bringen daher ihre Lkw-Sparte an die Börse. Dabei müsste VW dem Kapitalmar­kt nicht so bereitwill­ig wie andere Zucker geben. Schließlic­h verfügt der Konzern im Gegensatz zu Siemens mit den Familien Piëch, Porsche und dem Land Niedersach­sen über stabile Großaktion­äre. Doch Mode ist auch bei VW stärker als Tradition. Deswegen droht nun auch den Augsburger VW-Betrieben MAN Energy Solutions und Renk der Verkauf. Dabei sind beide Firmen innovativ und könnten ihrer Mutter weiter nützlich sein. Wenn aber unbedingt ein Partner oder Käufer für die Unternehme­n gefunden werden muss, ist Vorsicht geboten. Wenn zwei Firmen zusammenge­legt werden, fallen meist viele Stellen weg. Das darf nicht zulasten Augsburgs gehen. Schade, dass Piëch nicht mehr die Hand über die Stadt hält. Jetzt muss Gesamtbetr­iebsratsch­ef Osterloh die Arbeitsplä­tze in Augsburg schützen. Diesen Job beherrscht er zum Glück.

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