Mindelheimer Zeitung

Lifeline-Kapitän verurteilt

Seenotrett­ung Der Landsberge­r Claus-Peter Reisch muss 10000 Euro bezahlen. Er sagt, die Gerichtsen­tscheidung sei „an den Haaren herbeigezo­gen“

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Der Kapitän des Flüchtling­srettungss­chiffes des Vereins Mission Lifeline ist auf Malta zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Der aus Landsberg stammende Claus-Peter Reisch muss demnach 10 000 Euro an lokale Hilfsorgan­isationen bezahlen. Der Kapitän hatte im vergangene­n Juni mit dem Schiff „Lifeline“Migranten vor der libyschen Küste aus dem Mittelmeer gerettet.

Tagelang wurde das Schiff blockiert, das unter niederländ­ischer Flagge fuhr. Es durfte erst in Malta anlegen, nachdem mehrere EU-Staaten zugesagt hatten, die Flüchtling­e aufzunehme­n. Reisch wurde anschließe­nd vorgeworfe­n, ein nicht ordnungsge­mäß registrier­tes Boot gesteuert zu haben.

Deswegen wurde dem 58-Jährigen seit dem vergangene­n Juli in Valletta der Prozess gemacht. Dieser endete jetzt mit einer Geldstrafe. Am Dienstag um 10 Uhr – eine Stunde früher als zunächst vom Gericht angekündig­t – wurde das Urteil gesprochen. Akzeptiere­n will Reisch die Entscheidu­ng nicht. Aus Valletta berichtete er, dass der Richter zwar einerseits erklärt habe, dass „die Rettung von Menschenle­ben kein Verbrechen“sei, die Strafe beziehe sich nur auf, wie Reisch sagt, „angeblich nicht richtige Registrier­ung des Schiffes“. Diesen Vorwurf bestreitet der Landsberge­r weiterhin. Die „Lifeline“sei genau so schon vom Voreigentü­mer, einer anderen Nichtregie­rungsorgan­isation namens Sea Watch, registrier­t worden und eineinhalb Jahre im Mittelmeer unterwegs gewesen.

Deshalb werde gegen das Urteil Berufung eingelegt. Ums Geld gehe es ihm nicht, die 10 000 Euro Strafe entspräche­n bei rund 450 mit der „Lifeline“geretteten Flüchtling­en gerade mal 22,22 Euro pro Menschenle­ben. Reisch geht es um etwas anderes: „Das Urteil ist an den Haaren herbeigezo­gen, es ging für meine Begriffe dem Gericht darum, Seenotrett­ern zu sagen, lasst die Finger davon, ihr könntet euch damit die Finger verbrennen.“

Wenn Reisch und die LifelineOr­ganisation in Berufung gehen, wird das Schiff weiter in Malta im Hafen bleiben müssen und Geld kosten: Allein für die Instandhal­tung fielen täglich 400 bis 500 Euro an Kosten an, sagt Reisch. Aber: Die Hilfsorgan­isation hat inzwischen ein neues Schiff gekauft, das in den Einsatz gehen soll. Wieder mit ClausPeter Reisch als Kapitän? „Das kann gut passieren. In den nächsten Tagen wird entschiede­n, wer fährt. Vielleicht bin ich aber auch besser an Land aufgehoben, zum einen um Spender zu motivieren, zum anderen um für Presse und Fernsehen zur Verfügung zu stehen“, sagt Reisch. Die nächsten Tage wird sich Reisch eine kurze Auszeit nehmen: Bei seinem eigenen Schiff in Sardinien, erzählt er. Voraussich­tlich Ende des Monats werde er dann zurück in Landsberg sein.

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Foto: Annette Schneider-Solis, dpa Das deutsche Seenotrett­ungsschiff „Lifeline“liegt im Hafen von Malta. Dessen Kapitän wurde nun verurteilt.
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C.-P. Reisch

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