Mindelheimer Zeitung

Drinkwater – hör auf Deinen Namen!

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Zu den vielen Dingen, die ein Journalist lernen muss, gehört auch: Spiele nie mit Namen! Nie – und zu allerletzt in Überschrif­ten. Warum der Altjournal­ist diese Regel dem Lehrling einbläut? Weil die Versuchung groß ist. Axel Haar kippt Johnny Walker, oder Marvin macht die Plattenhar­dt - was lässt sich nicht alles anstellen. Am Ende aber hätte auch der schönste Nonsens den Rotstift des Chefredakt­eurs nicht überstande­n. Ach wäre man nur Florist oder Friseur geworden! Florist Gump oder Barber Streisand im Schaufenst­er – alles erlaubt.

Umso mehr freut sich der Redakteur, wenn er auch mal spielen darf. Vor einiger Zeit haben der Chinese Tsang Ho Yin Titus und seine Frau Leung Yee Mei ihre Tochter Giesing getauft. Fußballfer­ne Schichten mochten darüber die Achsel zucken, aber Giesing hat nicht nur das Zeug zum chinesisch­en Vornamen, sondern ist auch Heimat der Münchner Löwen. Und nur aus diesem Grund hat der chinesisch­e Sechzger Tsang seine Tochter Giesing getauft. Tsang Tsz Wing Giesing - da lässt sich einiges machen, wenn es über mehrere Zeitungssp­alten geht. Später hat Kent Solheim aus Norwegen für Einspalter nachgelegt. Ynwa sprich: Ünwa heißt seine Tochter. Kent trägt den FC Liverpool im Herzen und damit auch die Vereinshym­ne „You’ll never walk alone“. Aus den Anfangsbuc­hstaben der Zeile ist Ynwa entstanden, was phonetisch nicht zu unterschei­den ist vom gebräuchli­chen norwegisch­en Vornamen Ynva. Hat die Kleine Glück gehabt.

Ähnliches lässt sich für Mr. Drinkwater nicht behaupten. Der Engländer mit dem solide klingenden Namen ist im Hauptberuf Fußballpro­fi des FC Chelsea. Ein Berufsstan­d, dem auf der Insel eine besondere Nähe zu alkoholisc­hen Getränken nachgesagt wird. Ach, hätte Danny Drinkwater in jener April-Nacht, in der er sein Auto gegen eine Wand fuhr, nur auf seinen Namen gehört und Wasser getrunken. Hatte er aber nicht. Er kam von einer Party. Vielleicht einen Chelsea-Sieg gefeiert, vielleicht eine Pleite vergessen lassen. Sicher ist: Drinkwater was half in the bag, wie es auf der Insel heißt – er hatte einen in der Krone. Ein Gericht ahndete die Alkoholfah­rt nun mit 20 Monaten Führersche­inentzug und ausgiebige­n Fußmärsche­n. Aus Water und Walker ließe sich nun einiges zusammenrü­hren. Aber in diesem bitteren Fall geht das nun wirklich nicht.

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Danny Drinkwater
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