Drinkwater – hör auf Deinen Namen!
Zu den vielen Dingen, die ein Journalist lernen muss, gehört auch: Spiele nie mit Namen! Nie – und zu allerletzt in Überschriften. Warum der Altjournalist diese Regel dem Lehrling einbläut? Weil die Versuchung groß ist. Axel Haar kippt Johnny Walker, oder Marvin macht die Plattenhardt - was lässt sich nicht alles anstellen. Am Ende aber hätte auch der schönste Nonsens den Rotstift des Chefredakteurs nicht überstanden. Ach wäre man nur Florist oder Friseur geworden! Florist Gump oder Barber Streisand im Schaufenster – alles erlaubt.
Umso mehr freut sich der Redakteur, wenn er auch mal spielen darf. Vor einiger Zeit haben der Chinese Tsang Ho Yin Titus und seine Frau Leung Yee Mei ihre Tochter Giesing getauft. Fußballferne Schichten mochten darüber die Achsel zucken, aber Giesing hat nicht nur das Zeug zum chinesischen Vornamen, sondern ist auch Heimat der Münchner Löwen. Und nur aus diesem Grund hat der chinesische Sechzger Tsang seine Tochter Giesing getauft. Tsang Tsz Wing Giesing - da lässt sich einiges machen, wenn es über mehrere Zeitungsspalten geht. Später hat Kent Solheim aus Norwegen für Einspalter nachgelegt. Ynwa sprich: Ünwa heißt seine Tochter. Kent trägt den FC Liverpool im Herzen und damit auch die Vereinshymne „You’ll never walk alone“. Aus den Anfangsbuchstaben der Zeile ist Ynwa entstanden, was phonetisch nicht zu unterscheiden ist vom gebräuchlichen norwegischen Vornamen Ynva. Hat die Kleine Glück gehabt.
Ähnliches lässt sich für Mr. Drinkwater nicht behaupten. Der Engländer mit dem solide klingenden Namen ist im Hauptberuf Fußballprofi des FC Chelsea. Ein Berufsstand, dem auf der Insel eine besondere Nähe zu alkoholischen Getränken nachgesagt wird. Ach, hätte Danny Drinkwater in jener April-Nacht, in der er sein Auto gegen eine Wand fuhr, nur auf seinen Namen gehört und Wasser getrunken. Hatte er aber nicht. Er kam von einer Party. Vielleicht einen Chelsea-Sieg gefeiert, vielleicht eine Pleite vergessen lassen. Sicher ist: Drinkwater was half in the bag, wie es auf der Insel heißt – er hatte einen in der Krone. Ein Gericht ahndete die Alkoholfahrt nun mit 20 Monaten Führerscheinentzug und ausgiebigen Fußmärschen. Aus Water und Walker ließe sich nun einiges zusammenrühren. Aber in diesem bitteren Fall geht das nun wirklich nicht.