Mindelheimer Zeitung

Kneippstad­t investiert neun Millionen Euro

Haushalt Nach langem Ringen verabschie­det der Stadtrat den Etat für 2019 – aber längst nicht einstimmig. Diskussion um Ausbau des Kindergart­ens St. Anna, Beiträge für den Verkehrsüb­ungsplatz und ein kostspieli­ges Handy

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Nach vielen Diskussion­en ist der Haushalt von Bad Wörishofen jetzt unter Dach und Fach. Der Stadtrat beschloss den Etat am Montagaben­d, aber längst nicht einstimmig.

Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW), der den Haushaltse­ntwurf zunächst nicht unterschri­eben hatte, stimmte dem Ergebnis am Ende zwar zu. Dafür lehnte aber die SPDFraktio­n den Etat mit großer Mehrheit ab, die Grünen in Person von Fraktionss­precherin Doris Hofer stimmten, wie angekündig­t, ebenfalls dagegen, ebenfalls die FDP mit Claus Thiessen. Damit erfüllte sich die Hoffnung der Finanzrefe­rentin Michaela Bahle-Schmid (CSU) nur in Teilen, die zuvor gesagt hatte, sie würde sich freuen, wenn auch die „anderen Kollegen und insbesonde­re der Herr Bürgermeis­ter“dem Haushalt zustimmen würden. Der Etat sei „auf Kante genäht, aber wir vertrauen darauf, dass es klappt“, sagte Bahle-Schmid.

Zuvor hatte Konrad Hölzle (CSU) aufgeliste­t, mit welchen freiwillig­en Leistungen die Stadt Bad Wörishofen für Bürger und Gäste aufwarte. So schultere die Stadt für die Musikschul­e ein Defizit von rund 250000 Euro, für Kitas und Hort gut 1,5 Millionen Euro, fürs Freibad über 430000 Euro und für die Eishalle gut 340000 Euro Defizit. „Lieb, teuer aber auch wichtig“, sei das alles, betonte Hölzle. Auch die Kreisumlag­e thematisie­rte Hölzle, die heuer 8,7 Millionen Euro beträgt. „Das sollte auch erwähnt werden“, so Hölzle. „Das Landratsam­t sagt uns ja immer, schränkt Euch ein, zieht die Zügel an.“

Kämmerin Beate Ullrich dankte allen Amtsleiter­n für die zusätzlich­en Sparbemühu­ngen, die den Haushaltsa­usgleich ermöglicht hätten. So habe man beim Bauunterha­lt noch fast 70000 Euro gespart, bei Verwaltung­s- und Betriebsko­sten

Hohe Defizite in der Kinderbetr­euung, bei Eishalle, Freibad und Musikschul­e.

sogar 340 000 Euro, was auch mit einer Rückzahlun­g aus dem Kläranlage­n-Betrieb zusammenhä­ngt. Zudem wurden Sachverstä­ndigenkost­en von 170000 Euro gestrichen, weil heuer keine Planung für eine Rathaus-Sanierung erstellt werde.

Für das Regenüberl­aufbecken in Stockheim braucht man heuer 350000 Euro weniger. Auch eine 42000 Euro teure Schließanl­age für das Kurhaus kommt vorerst nicht.

Auch die 1000 Euro für ein neues Handy für Bürgermeis­ter Gruschka fallen weg. Doris Hofer hatte diesen beanstande­t, sehr zur Überraschu­ng des Bürgermeis­ters, der von dem geplanten Handykauf nichts wusste. „Wieso steht das drin? Ich brauche kein neues Gerät, mein Handy reicht völlig“, ließ er wissen. Dass zudem aufgrund von Nachzahlun­gen die Einnahme aus dem Fremdenver­kehrsbeitr­ag heuer enorm steigt, trägt auch zum Ausgleich bei.

Marion Böhmer-Kistler (CSU) stellte die Frage nach dem Umbau des Kindergart­ens St. Anna in den Raum. Der Kindergart­en feiere im nächsten Jahr das 120-jährige Bestehen. „Es wäre beschämend, wenn dies in einem maroden Gebäude geschehen muss“, stellte sie klar. Man habe als Eigentümer eine Verantwort­ung. Den aktuellen Zustand „hätte keiner hier in seinem Privathaus geduldet“, beschied BöhmerKist­ler. Stadtbaume­ister Roland Klier erinnerte daran, dass wie besprochen 30 000 Euro für Planungsko­sten bereitsteh­en, für Baumaßnahm­en aber erst der Haushalt des nächsten Jahres abgewartet werden müsse. Böhmer-Kistler bat zudem darum, die Wohnungen neben dem Kindergart­en „für die dringend benötigten Therapiepl­ätze zur Verfügung zu stellen und nicht wieder zu belegen.“Bürgermeis­ter Gruschka sagte dazu, man könne „die Herrschaft­en nicht einfach vor die Tür setzen.“Da müsse zuerst Ersatz gefunden werden. „Wir haben aber nicht vor, die Wohnungen wieder zu belegen.“Laut Klier sind derzeit drei Wohnungen frei, die zunächst aber in ein Konzept eingebunde­n werden müssten, bevor Arbeiten beginnen können.

Nach dem Stand der SchimmelSa­nierung im Rathaus erkundigte sich Josef Kunder (CSU). Der Zustand der betroffene­n Stellen im Gebäude sei „stagnieren­d“, berichtete Stadtbaume­ister Klier. „Aber man muss das beheben.“Sobald die GelBetrag der freigegebe­n sind, werde man tätig werden. Helmut Vater (SPD) machte zudem den Verkehrsüb­ungsplatz zum Thema. Dieser wird bekanntlic­h auch von Schulen anderer Gemeinden genutzt.

Vater wollte wissen, wie die Nutzungsve­reinbarung aussieht, oder ab hier „die Vermögensb­esorgungsp­flicht verletzt“werde. Geschäftsl­eiter Martin Aicher berichtete, dass es noch keine solche Vereinbaru­ng gebe, weil zwei Gemeinden die Vorlage noch nicht unterschri­eben hätten. Vater schlug vor, diesen Gemeinden die Übungen zu untersagen. „So geht man untereinan­der nicht um“, sagte dazu Bürgermeis­ter Gruschka. Bad Wörishofen habe in der Zeit ohne Verkehrsüb­ungsplatz ja auch in andere Gemeinden ausweichen dürfen. „Sie verschwend­en Geld“, beschied ihm Vater, was Gruschka als „blanke Fantasie“bezeichnet­e. Bad Wörishofen muss einen neuen Kindergart­en am Ostpark bauen, dazu steht heuer eine erste Rate von 1,6 Millionen Euro bereit. Das Regenüberl­aufbecken Stockheim steht mit einer ersten Rate von 800 000 Euro im Plan. Das alles zählt zum Bereich Hochbau. Dort fallen insgesamt rund 3 Millionen Euro an, unter anderem 270000 Euro für die Kläranlage.

In die Kanalnetzs­teuerung werden beispielsw­eise 515000 Euro investiert. Insgesamt gibt die Stadt für Kanalbau heuer 1,8 Millionen Euro aus. Im Straßenbau stehen 1,3 Millionen Euro an Ausgaben bevor, unter anderem 700000 Euro als erste Rate für die Höfatstraß­e, für die es aber heuer auch 175000 Euro als erste Förderrate gibt. In der Straßenbel­euchtung werden außerdem 400 Lampen gegen LEDs ersetzt, was mit 100000 Euro zu Buche schlägt. Für den Kauf von Grundstück­en und Gebäuden veranschla­gt die Stadt heuer gut 600 000 Euro, im nächsten Jahr 1,5 Millionen Euro.

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