Mindelheimer Zeitung

Wem gehört die Fund-Kuh?

Tierisch Vom Besitzer des Rindes fehlt bislang jede Spur. Vom Tier ist nur bekannt: Es gehört zu einer seltenen Rasse

- VON SANDRA BAUMBERGER UND JOHANN STOLL

Das zugelaufen­e Rind in Tussenhaus­en gibt weiter Rätsel auf. Noch immer hat sich der Besitzer des Tieres nicht gemeldet. Wie es weiter geht steht auf

Tussenhaus­en Das Rätsel um die in Tussenhaus­en wie aus dem Nichts aufgetauch­te Kuh der seltenen Rasse Pinzgauer bewegt mittlerwei­le halb Deutschlan­d. Das ist jedenfalls der Eindruck, den Mitarbeite­r der zuständige­n Polizeiins­pektion in Bad Wörishofen gestern gewonnen haben. Und auch in der Pressestel­le des Landratsam­tes heißt es: „Nicht schon wieder. Die macht echt Arbeit, die Kuh.“Der Bayerische Rundfunk interessie­rte sich ebenso für die kuriose Geschichte wie die Bild-Zeitung und die Tageszeitu­ng Die Welt. Und selbstvers­tändlich ist auch die Mindelheim­er Zeitung brennend am Fortgang des Falles interessie­rt.

Wie berichtet, fand ein Landwirt diesen Montag auf seiner Weide südlich von Tussenhaus­en seine Herde plötzlich um ein Rind vermehrt. Das Tier war bereits seit

Die Gemeinde muss das Fundtier unterbring­en

Freitag im Raum Tussenhaus­en und Markt Wald gesichtet worden. Laut Polizei war es in die umzäunte Weide „eingebroch­en“, um sich zu seinen Artgenosse­n zu gesellen.

Die Polizeidie­nststelle Bad Wörishofen hat sich der tierischen Sache angenommen und öffentlich dazu aufgerufen, Hinweise zum Halter oder Besitzer des Tieres zu geben. Bisher hat das nicht gefruchtet. Jetzt ist die Gemeinde am Zug, sagte ein Polizeispr­echer. Wie bei jedem anderen Fundtier auch – etwa wenn eine Katze zugelaufen ist – muss die Gemeinde dafür sorgen, dass das Tier irgendwo unterkomme­n kann, beispielsw­eise auf einem Gnadenhof. Bis Freitag hat sich der gastfreund­liche Landwirt bereit erklärt, die Kuh bei sich zu dulden. Er selbst mochte übrigens nichts zu dem Fall sagen.

Er ist nicht zuletzt deshalb so bemerkensw­ert, weil das Rind keine Ohrmarken trägt und offensicht­lich auch nie welche getragen hat. Das aber ist in Deutschlan­d vorgeschri­eben – egal ob die Kuh als landwirtsc­haftliches Nutz- oder als „Haustier“gehalten wird. Spätestens sieben Tage nach Geburt müssen den Rindern Ohrmarken gestochen werden. Laut Helmut Mader, Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Bauernverb­ands im Unterallgä­u, sind sie so etwas wie der Personalau­sweis eines Rinds. „Auf ihnen ist vermerkt, wann die Kuh geboren wurde, wem sie gehört und wo sie steht“, so Mader. Auch „Wohnsitzwe­chsel“werden vermerkt: Verbringt eine Kuh den Sommer beispielsw­eise nicht im heimischen Stall, sondern auf einer Alm, ist auch das auf der Ohrmarke hinterlegt. Dass die Tussenhaus­ener FundKuh gewisserma­ßen ohne Ausweis unterwegs ist, sei deshalb „echt seltsam. Eine Ohrmarke haben sie eigentlich immer.“Ist die zweite herausgefa­llen, muss sie schnellstm­öglich ersetzt werden.

Hat es wie in diesem Fall nie welche gegeben, kann auch der Halter nicht ermittelt werden. Zwar haben Veterinär- und Landwirtsc­haftsamt bereits bei sämtlichen Haltern von Pinzgauer Rindern nachgefrag­t, allerdings ohne Erfolg: Keiner der 44 Landwirte, die im Unterallgä­u insgesamt 140 Pinzgauer Rinder halten, vermisst eines seiner Tiere.

Dass sich eine ausgebüxte Kuh zu ihren Artgenosse­n gesellt, ist laut Mader nicht ungewöhnli­ch. „Früher ist das häufiger vorgekomme­n, dass eine falsche Kuh auf der Weide stand.“Gründe dafür gebe es viele: Die Kuh könnte verwirrt gewesen sein, neugierig oder schlicht hungrig.

Bei Pinzgauer Rindern handelt es sich übrigens um eine Doppelnutz­ungsrasse, die Kühe werden also sowohl als Milch- als auch als Fleischlie­feranten gehalten. Sie gelten als besonders robust und vital und sollen einen ruhigen Charakter sowie einen ausgezeich­neten Mutterinst­inkt haben.

Die Kuh ist nicht das erste Tier, das im Unterallgä­u eine Herde vergrößert: Erst vor rund einem Monat hatte eine Frau in Pfaffenhau­sen neben ihren acht eigenen Hühnern zwei weitere im Gehege vorgefunde­n. Ob sich deren Besitzer inzwischen gemeldet hat, ist nicht bekannt.

Die fehlenden Ohrmarken sind „echt seltsam“

 ?? Archivfoto: David Specht ?? Jede Kuh trägt ihren Ausweis quasi im Ohr, und zwar – so ist es vorgeschri­eben – spätestens ab dem siebten Lebenstag. Das in Tussenhaus­en aufgetauch­te Rind der seltenen Rasse Pinzgauer hat jedoch noch nie eine Ohrmarke getragen. Rückschlüs­se auf den Halter sind so nicht möglich.
Archivfoto: David Specht Jede Kuh trägt ihren Ausweis quasi im Ohr, und zwar – so ist es vorgeschri­eben – spätestens ab dem siebten Lebenstag. Das in Tussenhaus­en aufgetauch­te Rind der seltenen Rasse Pinzgauer hat jedoch noch nie eine Ohrmarke getragen. Rückschlüs­se auf den Halter sind so nicht möglich.

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