Wem gehört die Fund-Kuh?
Tierisch Vom Besitzer des Rindes fehlt bislang jede Spur. Vom Tier ist nur bekannt: Es gehört zu einer seltenen Rasse
Das zugelaufene Rind in Tussenhausen gibt weiter Rätsel auf. Noch immer hat sich der Besitzer des Tieres nicht gemeldet. Wie es weiter geht steht auf
Tussenhausen Das Rätsel um die in Tussenhausen wie aus dem Nichts aufgetauchte Kuh der seltenen Rasse Pinzgauer bewegt mittlerweile halb Deutschland. Das ist jedenfalls der Eindruck, den Mitarbeiter der zuständigen Polizeiinspektion in Bad Wörishofen gestern gewonnen haben. Und auch in der Pressestelle des Landratsamtes heißt es: „Nicht schon wieder. Die macht echt Arbeit, die Kuh.“Der Bayerische Rundfunk interessierte sich ebenso für die kuriose Geschichte wie die Bild-Zeitung und die Tageszeitung Die Welt. Und selbstverständlich ist auch die Mindelheimer Zeitung brennend am Fortgang des Falles interessiert.
Wie berichtet, fand ein Landwirt diesen Montag auf seiner Weide südlich von Tussenhausen seine Herde plötzlich um ein Rind vermehrt. Das Tier war bereits seit
Die Gemeinde muss das Fundtier unterbringen
Freitag im Raum Tussenhausen und Markt Wald gesichtet worden. Laut Polizei war es in die umzäunte Weide „eingebrochen“, um sich zu seinen Artgenossen zu gesellen.
Die Polizeidienststelle Bad Wörishofen hat sich der tierischen Sache angenommen und öffentlich dazu aufgerufen, Hinweise zum Halter oder Besitzer des Tieres zu geben. Bisher hat das nicht gefruchtet. Jetzt ist die Gemeinde am Zug, sagte ein Polizeisprecher. Wie bei jedem anderen Fundtier auch – etwa wenn eine Katze zugelaufen ist – muss die Gemeinde dafür sorgen, dass das Tier irgendwo unterkommen kann, beispielsweise auf einem Gnadenhof. Bis Freitag hat sich der gastfreundliche Landwirt bereit erklärt, die Kuh bei sich zu dulden. Er selbst mochte übrigens nichts zu dem Fall sagen.
Er ist nicht zuletzt deshalb so bemerkenswert, weil das Rind keine Ohrmarken trägt und offensichtlich auch nie welche getragen hat. Das aber ist in Deutschland vorgeschrieben – egal ob die Kuh als landwirtschaftliches Nutz- oder als „Haustier“gehalten wird. Spätestens sieben Tage nach Geburt müssen den Rindern Ohrmarken gestochen werden. Laut Helmut Mader, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands im Unterallgäu, sind sie so etwas wie der Personalausweis eines Rinds. „Auf ihnen ist vermerkt, wann die Kuh geboren wurde, wem sie gehört und wo sie steht“, so Mader. Auch „Wohnsitzwechsel“werden vermerkt: Verbringt eine Kuh den Sommer beispielsweise nicht im heimischen Stall, sondern auf einer Alm, ist auch das auf der Ohrmarke hinterlegt. Dass die Tussenhausener FundKuh gewissermaßen ohne Ausweis unterwegs ist, sei deshalb „echt seltsam. Eine Ohrmarke haben sie eigentlich immer.“Ist die zweite herausgefallen, muss sie schnellstmöglich ersetzt werden.
Hat es wie in diesem Fall nie welche gegeben, kann auch der Halter nicht ermittelt werden. Zwar haben Veterinär- und Landwirtschaftsamt bereits bei sämtlichen Haltern von Pinzgauer Rindern nachgefragt, allerdings ohne Erfolg: Keiner der 44 Landwirte, die im Unterallgäu insgesamt 140 Pinzgauer Rinder halten, vermisst eines seiner Tiere.
Dass sich eine ausgebüxte Kuh zu ihren Artgenossen gesellt, ist laut Mader nicht ungewöhnlich. „Früher ist das häufiger vorgekommen, dass eine falsche Kuh auf der Weide stand.“Gründe dafür gebe es viele: Die Kuh könnte verwirrt gewesen sein, neugierig oder schlicht hungrig.
Bei Pinzgauer Rindern handelt es sich übrigens um eine Doppelnutzungsrasse, die Kühe werden also sowohl als Milch- als auch als Fleischlieferanten gehalten. Sie gelten als besonders robust und vital und sollen einen ruhigen Charakter sowie einen ausgezeichneten Mutterinstinkt haben.
Die Kuh ist nicht das erste Tier, das im Unterallgäu eine Herde vergrößert: Erst vor rund einem Monat hatte eine Frau in Pfaffenhausen neben ihren acht eigenen Hühnern zwei weitere im Gehege vorgefunden. Ob sich deren Besitzer inzwischen gemeldet hat, ist nicht bekannt.
Die fehlenden Ohrmarken sind „echt seltsam“